ForsideBøgerSchloss Gottorp : ein nordischer Fürstensitz

Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz

Forfatter: Robert Schmidt

År: 1887

Forlag: Ernst Homann

Sted: Kiel

Sider: 135

UDK: st.f. 725.17 sch

Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken

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Side af 143 Forrige Næste
Schon in den äusseren Ereignissen zeigt so die Regierung Christian Albrecht’s eine gewisse Aehnlichkeit mit der seines Vaters; die Schicksalsschläge, welche ihn und sein Land getroffen haben, sind eigentlich nur eine Fortsetzung und Folge der unter Friedrich III. entstandenen Verwickelung. Noch mehr jedoch fallt diese Aehn- lichkeit auf, wenn wir die freilich vielfach von der Ungunst der Zeiten gestörten, aber dennoch von glänzenden Erfolgen begleiteten Bestrebungen dieses Fürsten auf dem Gebiete der schönen Künste und der Wissenschaften verfolgen. Freilich einen Musenhof, wie ihn sein Vater hielt, finden wir nicht mehr. Schon durch seine vierzehn- jährige Verbannung, nach welcher ihm nur noch kurze Zeit das Glück einer friedlichen Regierung gegönnt war, wurde ihm eine gleiche Förderung der Wissenschaften unmöglich gemacht. Auch waren viele der ausgezeichneten Männer gestorben, welche am Hofe Friedrich’s III. gelebt hatten. Trotzdem ist Christian Albrecht’s Regierung für Kunst und Wissenschaft von grosser Bedeutung gewesen. Ein dauerndes Andenken hat er sich vor allem durch die Durchführung des schon von seinem Vater gefassten Planes der Gründung einer Universität gesichert1). Im Jalire 1665 bestimmte er in der von ihm ausgestellten Fundation 2) die Einkünfte aus dem Amte Bordesholm, welclie bis daliin für das nun aufgehobene dortige Gymnasium verwendet worden waren, für die neue, in Kiel zu errichtende Hochschule. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 5. October 1665. Durch diese Gründung schuf er einen Hort und Mittelpunkt für die deutschen Interessen in Schleswig- Holstein , was sich besonders in den Verwickelungen unseres Jahrhunderts in hervorragender Weise gezeigt hat. Vor allem zeichnet sich die Regierung Christian Albrecht’s durch die Förderung der Künste aus. Die Klein- künste, bei denen sich bald mannigfache Fortschritte zeigten, entwickelten unter ihm eine schöne Nachblüthe, die nur selten in Geschmacklosigkeit ausartete. Jeden Zweig des Kunstgewerbes sehen wir vertreten. Die Gelb- und Rothgiesskunst fand reiche Beschäftigung, und fast jede Dorfkirche kann heute noch Kron- und Armleuchter dieser Technik in gefälligen Formen aufweisen. Ebenso zeugt noch manche treffliche Arbeit im Lande von der Kunstfertigkeit und dem Geschmacke der damaligen Gold- und Silberarbeiter. Die in den Kirchenschätzen und im Besitze der alten Adels- und Patricierfamilien befindlichen Stücke zeichnen sich durch prächtige Form und künstlerische Durchbildung aus. Mit welcher Aufmerksamkeit der Herzog speciell diesen Zweig des Kunst- gewerbes verfolgte, beweist u. a. ein im Jahre 1673 den Sclileswiger Silberarbeitern aufgelegtes Gebot, bei Verlust ihrer Ehre und Gerechtsame sowie bei willkürlicher Geldstrafe kein geringeres Silber als zwölflöthiges zu ver- arbeiten. In Schloss Gottorp selbst befand sich ein nicht unbedeutender Schatz an diesen Arbeiten. Bei der im Jahre 1675 aufgenommenen Inventur wies die Silberkammer ein Gewicht von 34,522 Loth Silber auf und ausserdem mehrere Credenzteller, viele goldene und silberne Becher, Salzfässer, Leuchter, ein Paar silberne Pauken, zehn silberne Trompeten und mehrere Marschallstäbe aus demselben Metall3). Die alte Kunstfertigkeit des Landes in der Holzschnitzerei und Schreinerei blieb erhalten. Gediegenheit und Geschmack waren auch jetzt noch bei den Werken der Kunsttischler zu finden, und es entstanden namentlich auch in den benachbarten Hansastädten prächtige Arbeiten, während die Holzschnitzkunst der Spätrenaissance sonst bei stetig steigender technischer Virtuosität nicht selten in Geschmacklosigkeit verfiel, wie dies besonders bei dem sogen. Ohrmuschelstil mit der gedrückten Volute und Schnecke der Fall war, welcher sich um 1650 auch beim friesischen Volksstamme zeigte ^). Auch der Elfenbeinschnitzerei6) wandte man sich im Norden wieder mit grösserem Eifer zu, obgleich Schleswig-Holstein selbst an Kunstgegenständen dieser Art jetzt arm ist. Diese Kunst wurde schon in der romanischen, frühchristlichen Zeit gern geübt und schuf mancherlei kirchliche Geräthe, für welche das Elfenbein nicht allein wegen seiner Kostbarkeit erwünscht war, sondern auch deshalb, weil man diesem Material eine mystisch-allegorische Bedeutung beilegte. In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde diese Vorliebe für Elfenbeinwerke durch den Aufschwung der Holzplastik etwas zurückgedrängt, allein im 16., 17. und 18. Jahrhunderte waren sie besonders an den Höfen beliebt, und mehrere regierende Fürsten erwiesen sich als tüchtige Elfenbeinplastiker, wie die deutschen Kaiser Rudolf II., Ferdinand III., Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg6) und der russische Czar Peter der Grosse 7). !) Ueber die von Friedrich III. in dieser Beziehung gethanen Schritte vgl. oben S. 41. 2) Vgl. Torquatus à Frangipani, Officielle Festbeschreibung (abgedruckt in System. Sammi, der Verordn. IV, 348 ff.). 3) Vgl. Joh. v. Schröder, Geschichte und Beschreibung der Stadt Schleswig S. 315. 1) Vgl. F. Posselt, Wege und Ziele der Kunstforschung in Schleswig-Holstein (Schlesw.-Holst. Jahrb. 1884, I. Bd., 1. Heft). 6) Zur Geschichte der Elfenbeinsculptur vgl. Eduard Dobbert, Repertorium f. Kunstwissenschaft, VIII. Bd. 2. Heft; J. Labarté, Histoire des arts industrielles au moyen âge et à l’époque de la rénaissance (ein durch Fülle und Gliederung des Stoffs ausgezeichnetes Werk). Allgemeine Gesichtspunkte geben besonders die bezüglichen Schriften von Gori, Schnaase, Overbeck, Lübke, Falke, Trautmann, Otte und Förster. 6) Im Berliner Museum bewahrt man noch ein von diesem Fürsten gefertigtes Elfenbeingefäss. 7) Im Museum zu Kassel befindet sich auf einer gedrechselten Scheibe ein prächtiges Elfenbeinrelief mit einer allegorischen Darstellung des russischen Volkes. Auf der Rückseite trägt dasselbe folgende eigenhändige Inschrift des Landgrafen Carl von Hessen: „Dieses Bild von dem Moskowiter Czaar Peter Alexowitz hat derselbe selbst gedrehet und mir Landgraf zu Hessen durcli seinen Obersten von der Artillerie Henning zustellen lassen“. In dem herzoglichen Museum zu Gotha zeigt man eine von Peter dem Grossen geschnitzte Elfenbeindose, auf deren Deckel die Schlacht bei Pultawa in Relief dargestellt ist. 51 7*