Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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Nach Christian Albrecht’s Tod folgte ihm in der Regierung sein älterer Sohn Friedrich IV (1694—1702).
Sofort nach seinem Regierungsantritte begannen wieder die Streitigkeiten mit Christian V. von Dänemark, welcher
die Wiederherstellung der alten Union verlangte und auf Grund derselben dem Herzoge das Recht bestritt, ohne
seine Zustimmung Truppen zu halten, Festungen zu errichten und Bündnisse mit anderen Staaten zu schliessen.
Allein Friedrich IV. berief sich auf den Altona’er Vergleich und trat durch seine Vermählung mit Hedwig Sophia,
der Schwester seines Freundes, des jungen Heldenkönigs Karl XII., in engere Verbindung mit Schweden (1698).
Dänemark rüstete zum Kriege gegen den Herzog und Schweden, welcher dann nach dem unerwarteten Tode
Christian’s V. (25. August 1699) unter seinem Sohne, dem Könige Friedrich IV. (1699—1730), zum Ausbruche
kam. Auf dänischer Seite stand Peter der Grosse von Russland und August II., Kurfürst von Sachsen und
König von Polen, während England, die Niederlande und Hannover mit Schweden und dem Herzoge verbündet
waren. König Friedrich IV. rückte im Frühjahre 1700 gegen den Herzog ins Feld. Die Befestigungen in
Stapelholm, bei Husum und Friedrichsstadt wurden von den Dänen genommen und zerstört, die Festung Tönning,
wohin sich der Hof wieder zurückgezogen hatte, belagert und beschossen, und auch das Schloss Gottorp fiel in
ihre Hände. Allein die Landung Karl’s XII. auf Seeland und die Bedrohung von Kopenhagen nöthigte die Dänen
zum Frieden von Travendahl (18. August 1700), in welchem der Roeskilder Friede bestätigt und das Recht
des Herzogs, Truppen zu halten, Festungen anzulegen und Bündnisse zu schliessen, anerkannt wurde. So war
wiederum durch Schwedens Hülfe das Gottorper Haus in seinem Besitze gesichert worden. Aber dem jungen
Fürsten behagte die ruhige Regierung in Schleswig - Holstein wenig. Voll Thatendurst eilte er zu dem Heere
seines Freundes und Schwagers Karl’s XII., welcher damals über die Russen und Polen glänzende Siege gewann.
Die innere Verwaltung des Landes verpachtete er an einen „Gouverneur“ von Bergholz, der sich als schlimmer
Abenteurer erwies und das Land in jeder Beziehung schädigte und gefährdete. Der Herzog fiel in der Schlacht
bei Klissow (19. Juli 1702) von einer Kugel getroffen, erst einunddreissig Jahre alt 1). Karl XII. vergoss bittere
Thränen an der Leiche seines Freundes und Kampfgenossen.
Trotz dieser unruhigen Zeiten liess Herzog Friedrich IV. am Schlosse Gottorp und in seiner Umgebung so
umfassende Veränderungen und Neubauten vornehmen, dass man ihn den vierten Bauherrn des Schlosses nennen
kann2). Schon im Jahre 1698 begann er den südlichen Flügel neu aufzuführen3); doch konnte dieser Bau infolge
der kriegerischen Ereignisse erst nach längerer Unterbrechung, nämlich nach dem Travendahler Frieden wieder fort-
gesetzt und im Jahre 1702 vollendet werden4). Ausserhalb des Schlosses liess er das von seinem Vater am
südlichen Walle erbaute Thorhaus^ niederreissen (1695). Auf dem freigewordenen Platze, gerade vor dem Zu-
gänge zur Brücke, welche von dem heute noch dort befindlichen Damme abgelöst wurde, errichtete er mit
Pallisaden umgebene Baracken. Auch am westlichen Walle, dicht an dem Ballhause, wurde eine Baracke erbaut,
welche später als Waschhaus diente; dieselbe hatte zwei Stockwerke, und auf einem über der Thüre eingemauerten
Steine las man die Worte: Domus tutamen avitae. Das über dem „langen“ Thore am südlichen Walle liegende
Kanzleigebäude, welches mit „drei Giebeln und schönen Statuen“ geziert war, wurde abgerissen und der dadurch
gewonnene Platz mit Kanonen besetzt. Die Kanzlei kam in das östliche Ende des neuen Flügels. Auch sonst
sorgte der Herzog für die Befestigung des Schlosses. Besonders verstärkte er die am meisten exponirten Festungs-
werke, nämlich die südwestliche Bastion und den östlichen, gegen den Hesterberg zu liegenden Wall. Am Neuwerk
warf man Schanzen auf, von denen dicht beim Krankenhause noch deutliche Spuren sichtbar sind 6). Auch in
Husum und Stapelholm liess der Herzog die zerstörten Schanzen wiederherstellen.
Ferner liess Friedrich IV. zu Gottorp drei neue Gefängnisse einrichten, von denen eines für Verbrecher,
das zweite für die niederen Hofbediensteten und das dritte für die Bauern bestimmt war. Aus der oben (S. 54)
erwähnten Reisebeschreibung mögen hier nun über das Schloss selbst einige Mittheilungen folgen. Nach einer
Einleitung über die Lage von Gottorp heisst es dort, dass die Ecken des Festungswerkes durch vier einfache
mit Rasen bedeckte Bastionen gebildet wurden, deren Basis mit behauenen Steinen bekleidet war. Von Süden gelangte
man über eine Zugbrücke und durch ein altes Thor in den Vorhof, wo sich ein Ballhaus und rechts zwei Marställe
befanden. „Der verstorbene Herzog“, heisst es dann weiter, „hatte im Sinn, das ganze Schloss umzubauen. Das
Vordertheil oder das Hauptgebäude ist auch insoweit vollendet, dass nur in der einen Hälfte die Fenster fehlen.
Hätte er den Bau vollendet, so würde er einer der schönsten Paläste in Europa geworden sein.“ Die Zimmer
') Das Bild dieses jungen Helden findet sich auf Tafel II nach einem Stiche des Hofgraveurs Fritzsch.
2) Vgl. Lorenzen a. a. 0. S. 63.
3 )Vgl. oben S. 32.
1) Das Eichenholz zu den Treppen soll nach einer Mittheilung des Statthalters Landgraf Friedrich von Hessen (M. L. 9) im „Knopper
Busch“ gefällt worden sein.
5) Vgl. oben S. 49.
6) Vgl. Lorenzen a. a. 0. S. 64.
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