Schloss Gottorp
ein nordischer Fürstensitz
Forfatter: Robert Schmidt
År: 1887
Forlag: Ernst Homann
Sted: Kiel
Sider: 135
UDK: st.f. 725.17 sch
Mit vielen Lithographien und Lichtdrucken
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des Herzogs sind in der ersten, die der Herzogin in der zweite Etage1). Das Portal des Hauptgebäudes ist sehr
schön, von einem blauen Steine 2), der eben so dauerhaft als Marmor ist, und darüber ein Altan, der sicli über
das ganze Gebäude erhebt“ 3).
Friedrich IV. hinterliess einen zweijährigen Sohn, Karl Friedrich, für welchen seine Mutter Hedwig
Sophia und seines Vaters Bruder Christian August, Bischof von Lübeck, der Stifter der jüngeren Gottorp’schen
Linie, als Administrator die Vormundschaft übernahmen. Bergholz hatte mit dem Tode des Herzogs Friedrich IV.
seine Stellung verloren, und die Regierung wurde durch einen geheimen Rath geführt, in dem Wedderkopp
und der ränkevolle Freiherr von Görtz den grössten Einfluss besassen. Christian August hatte den Vorsitz.
Zwischen Görtz und Wedderkopp kam es zu immer grösseren Zwistigkeiten. Als es ersterem schliesslicli gelang,
seinen Gegner nach Gottorp zu locken und dort gefangen zu nehmen (20. December 1709), begann die sclilimmste
Misswirthschaft. Dazu kam, dass die auf kurze Zeit hergestellte Einigkeit der gemeinsamen königlichen und
herzoglichen Regierung über die Prälaten und Ritterschaft in Schleswig-Holstein4) in Folge alter und immer
wieder neu auftauchender Streitfragen bald ein Ende nahm und es auch an anderen, unter grösster Erbitterung
geführten Streitigkeiten mit dem Könige von Dänemark nicht fehlte. Als der Stern Karl’s XII. sank, brach dann
das Verhängniss, das schon längst gedroht liatte, über das Fürstenhaus herein. Dänemark erneute nach der Schlacht
bei Pultawa (27. Juni 1709) den Krieg mit Schweden, zunächst mit schlechtem Erfolge, und ohne dass Schleswig-
Holstein in denselben verwickelt wurde. Der schwedische General Steenbock schlug sogar die Dänen auf
Schonen (10. März 1710) und dann, nachdem er nach Mecklenburg übergesetzt war, bei Gadebusch (20 De-
cember 1712). Von dort rückte er, den Russen und Sachsen ausweichend, in Schleswig-Holstein ein, legte Altona
in Asche (8/9. Januar 1713) und suchte zuletzt in dem von herzoglichen Truppen besetzten Tönning eine Zu-
flucht. Die Festung wurde ihm auch am 13. Februar geöffnet, was die Verbündeten als einen Bruch der nacli
der Schlacht bei Gadebusch zugesicherten strengen Neutralität der herzoglichen Regierung betrachteten. Der
König zog nun durcir ein Patent vom 13. März den Gottorp’schen Antheil von Schleswig-Holstein ein. „Gottorp
wurde“, wie Sach5) erzählt, „besetzt, die Kinder des Herzogs (Administrators), obgleich sie krank waren, aus
dem Schlosse entfernt, die Prinzessin Anna Dorothea6), die aus Kummer am 3. Mai 1713 starb, spät Abends
ohne alles Gepränge von dänischen Soldaten beigesetzt. So fiel das Gottorper Haus.“
Vergeblich suchte der gewandte Görtz das Verhängniss wieder abzuwenden, indem er Steenbock zu einer
Capitulation bewog, wogegen der König die Rückgabe des herzoglichen Antheils versprach. Görtz selbst vereitelte
durch seine zweideutige Haltung und erwiesene Unehrlichkeit die Verwirklichung dieses Versprechens. Auch die
Festung Tönning musste am 7. Februar 1714 dem Könige die Thore öffnen, welcher die Festungswerke sogleich
zerstören liess. Friedrich IV. regierte nun bis zum endgiltigen Friedensschlüsse in Schleswig - Holstein als
alleiniger Landesherr.
Manches Gute hatte diese Wendung doch gebracht. Nach der langen vorangegangenen Misswirthschaft 7)
kam wieder Ordnung in das Land, und die Russen, welche seit dem 2. Februar 1713 schlimm genug in Schleswig-
Holstein gehaust hatten, zogen ab. Hierüber erzählt der Stadtschreiber von Schleswig: „Gegen Ende des Krieges
sind die Russen ungefähr um Johannis (1714) wieder aus hiesigen Landen marschieret; was aber das Land in
der Zeit gelitten, und wie flüchtig und zerstreut die Einwohner gewesen, solches ist Gott und, der es erlebt,
bestens bekannt. . . . Indessen ist der. Zaar nebst dem Könige von Dänemark, wie die Allierte Armee vorbei-
marschiert, allhier zu Schleswig gewesen, hat das fürstliche Schloss und Neuwerk, den berühmten Globum ob-
servieret. ... Da aber hiesiges Land bei jetzigen Troublen sehr hart mitgenommen und bedrängt wird, so wird
1) In den Jahrbüchern für die Landeskunde der Herzogthümer Schleswig - Holstein und Lauenburg wird eine Aeusserung des Statt-
halters Landgraf Carl von Hessen über die Verwendung der Räumlichkeiten mitgetheilt. Danach bewohnte die herzogliche Familie die westliche Seite
des neuen Südflügels; der Herzog hatte die Beletage, die Herzogin das zweite Stockwerk inne, während im Parterre die Kunstkammer unter-
gebracht war. Auf der Ostseite war die Beletage für fremde Fürstlichkeiten und die Garderobe reservirt und die zweite Etage den fürstlichen
Kindern eingeräumt. — Ueber die Gesammtzahl und Art der Gemächer einer fürstlichen Wohnung in damaliger Zeit giebt uns ein Brief des
Colner Kurfürsten C. Joseph Clemens aus Valenciennes vom 25. Juni 1713 an Rob. de Lotte über den geplanten Umbau des Schlosses zu
Bonn Auskunft. Danach hielt man in Frankreich im Anfange des 18. Jahrhunderts für eine wohlanständige fürstliche Wohnung 22 verschiedene
Bäume erforderlich und für die Wohnung fürstlicher Gäste weitere 11 Räume.
2) Die neuesten Untersuchungen haben diese Angaben nicht bestätigt.
3) Nach demselben Reiseberichte war Friedrich IV. auch ein grosser Freund von Thierhetzen und hatte zu diesem Zwecke im ersten
Schlosshofe ein Gehege und ein Amphitheater aus behauenen Steinen errichtet. Unter dem Amphitheater befanden sich die Räume für Bären,
Wölfe und andere zur Hetze aufbewahrte Thiere.
4) Vgl. S. 22.
5) Geschichte d. St. Schleswig, S. 284.
6) Diese im Alter von 73 Jahren verstorbene, blinde Prinzessin, eine Tochter des Herzogs Friedrich’s III., bewohnte die westlich von der
Kapelle liegenden Räume im Nordflügel, wo jetzt das Officier-Casino sich befindet.
7) Görtz ging nach Schweden, wo er am 2. März 1719 hingerichtet wurde.
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