ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
122 Saugethiere. Kcchstt Vrdnuitg. Welttheile, der jetzt keine Bentelthiersorm aufzuweisen Hat. Aus der Abbildung der Kiefern in naturlicher Grohe von Thylacotherium Prevostii (Sig. 455.) und Phasca- lotheriuni Bucklandii (Fig. 456.) ergiebt sich, bah diese untergegangenen europaischen Beutelthiere nur von ge- ringer Grohe gewesen sein tonnen. Die Gestalt des Kieserknochens und der Zahne, die aus der vergroherten Abbildung deutlich erkennbar ist, berechtigt zum Schlusse aus die erwahnte Ableitung dieser Reste. Dennoch ist die letztere lange Zeit Hindurch Gegenstand eines zwischen mehreren beruhmten Anatomen gefuhrten ernsten Strei- tes gewesen. — Grohes Aussehen crregten die vor eini- gen Jahren zuerst bei Hildburghausen im rothen Sanb- steine aufgefundenen Fahrten eines vorweltlichen Thieres (Chirotheriuni) Fig. 457., welchcs, des abstehenden Dan- mens wegen, anfangs fur einen Vierhander gehalten, jetzt aber allgemein fur ein Beutelthier ertlart wird, das, wie die Kangurus, auf den Hinterftthen stch vorzugsweis bewegt haben muh und in der Nrzeit auf dem weichen, fantigen Thone der Ufer groher Landseen Herumsprin- gend Fuhtapfen zurucklieh. Jener Boden ist mit der Zeit zu Stein erhartet. Glucktich spaltende Platten desselben geben vertiefte Fahrten und aus der entgegengesetzten Seite ihr Relief, ein Beweis, dah bei fpateren Fluthen auf die bereits Hartgewordene Bodenflache neue Sand- fchichten abgelagert worden stud. Die Abbildung ist ubri- gcns viel unter der naturlichen Grohe. Fahrten ver- wandter Thiere hat man spater auch in Nordamerika aufgefunden. Sechste Or-nnng. NagetHiere. Die Nagethiere oder Nager dilden eine zwar grohe, aber sehr naturliche, scharf begranzte und daher mit ait- deren nicht zu verwechselnde Gruppe. Ihr Name ist auf die Anwendungsart der eigenthumlich beschaffenen Vor- berzahne begrundet, die zugleich das wesentlichste der sh- stematischen Kennzeichen ausmachen, indem fte melhelfor- mig gebildet und mit sehr wenigen Ausnahmen nur zu zweien in feder Kinnlade vorhanden sind. An der Stelle der fehlenden Eckzahne erstreckt sich ein weiter leerer Raum bis zu den verschiedenartig gebilbeten Backenzah- nen. Fast alle Nager sind von kleiner Gestalt; man kennt wenige, welche die Grohe eines jungen Schweines erreichen, die Mehrzahl bleibt in dieser Beziehung Hinter Eichhornern und Kaninchen zuruck. Ihr in der Schul- tergegend verschmalerter Korper wird nach Hinten brei- ter. Auffallend ist in ihrem anheren Bane das gegen- feitige Verhaltnih der Glieder, indem bei den nteisten Gattungen die Hinterfuhe ungleich langer sind und der Gang hierdurch zum springenden wird, eine in den Springmausen zur hochsten Entwickelung gelangende Bildung, die in Verbindung mit der Gestalt der spitzig oder schnabelartig verlangerten Kinnladen der Erscheinung der Nager etwaS Vogelahnliches giebt. Der Ban der Zahne ist Hochst charakteristisch. Die Vorberzahne, Hier Nage- zahne genannt, siitd so lang, dah die zu ihrer Aufitahme bestimmten Zellen im Oberkiefer bis in die Gegettd der Stirnhohlen, im Unterkiefer, unterhalb der Backenzahne sich fortsetzend, bis sehr weit nach hinten reichen, Haben folglich eine mehr oder minder gekrummte Gestalt, er- scheinen aber, soweit sie aus den Kieserknochen Hervor- ragen, zusammengebruckt und am auhersten Ende mit meihelsormiger, daher schief abgestutzter Zuscharfung versehen. Sie sind nur an ihrer vorderen oder anheren Flache mit einer starten Schicht von sehr Hartem Schmelz uberzogen (Fig. 458 b), der das schneidende Ende in gleicher Weise bildet, wie an Meiheln und ahnlichen Wertzeugen die auf das weichere Eisen aufgelegte Schicht Harten Stahls. Eigentlich wurzellos und am unteren Ende offen und dunnwandig, wachsen sie wahrend des Lebens in dem Verhaltnisse ununterbrochen fort, wie sie durch sehr Hausigen Gebrauch am vorderen Ende sich ab- nutzen. Diese Abnutzung geschieht theils durch die Harte und den Widerstand der der Zernagung unterworsenen Korper, theils dadurch, dah die oberen Zahne an den unte- ren in schiefer Richtung vorubergleiten. Die Einlenkung des llitterkiefers gestattet namlich keine seitliche, sondern nur eine senkrechte Bewegung und einige Verschiebung in der Richtung von Hinten nach vorn. Die sich balv mit der inneren, bald mit der anheren Flache beruhrenden Nage- zahne werden sonach niemals an den Seiten sich reiben und hjerdurch rundlich und stumpf werden tonnen, son- dern stets an einander abscharsen und theils aus diesem Grunde, theils weil sie aus zwei Substanzen von sehr ungleicher Harte bestehen, ihre meihelformige Schneide behalteit mussen. Damit der Nagezahn diese nie endende Abnutzung ertragen und forlwachsen konne, ist er an seiner hohlen Wurzel mit einem Halbgallertartigen Kern (Fig. 458 c) versehen, der fortwahrend Elfenbeinsubstanz (Fig. 458 1 ) absondert, die in affen Beziehungen derje- nigen eines Hauzahnes (vom Schweine) gleicht, den grohten Theil des Zahnes ausmacht, bis an sein Ende reicht und an ihrer vorderen Flache mit der schon ertoahuten glasartig Harten Schmelzschicht (Fig. 456 b) belegt ist, die jedoch nicht aus der Wurzel nachwachst, sondern von einer feinen Gefahhaut (Fig. 458 e) ausge- schwitzl und auf der Zahnsiache abgelagert wird. Die Schneide der oberen Nagezahne ist in der Regel breiter als diejenige der unteren, in manchen Familien pfriemen- artig zugespitzten; jette bient mehr zum Schaben, diese mehr zum Bohren oder Festhalten. Der Gebrauch der Vorderzahne wird dadurch noch ausgedehuter, dah die niemals vollig verwachsenen, sondern in der Mitte nur durch elastischett Knorpel verbundenen zwei Halsten des Unterkieferknochens nicht allein etwas von einander ent- fernt, sondern auch so schief gestellt werden tonnen, dah die beiden Nagezahne entweder von einander weichen, oder aus ungleicher Linie ftehen, eine Einrichtung, die im Nagen es sehr erleichtern muh, feine, fur beide Zahne zufammen zu breite Oeffnungen zu treffen. Die Schmelz- rinde ist von glaSartiger Harte, meist von gelber oder sogar branner Farbe, anherlich entweder glatt oder mit einer bis drei Langefurchen versehen. Aus dem nie unterbrochenen Wachsthume der Vorderzahne ertlart sich, warum diese monstros werden, sich nach oben wie die Hauer eines Schweines umbiegen (was znmal an Haasen bemerkt wird), sobald der die Abschleifnng be- stimmende Zahn des entgegengesetzten Kiesers durch irgend einen Znfall verloren gegangen ist. Mit Aus- nahme der Familie der Haasen haben alle Nager nur zwei Nagezahne im Oberkiefer ; Haasen haben hinter dem vorderen ein zweites, sehr kleines Paar, dessen Bestim- mung noch nnerklarlich blieb. Die Backenzahne sind in geringster Zahl drei, in Hochster sechs, aber in den zwei Hauptabtheilungen dieser Ordnung durch Bau und physiologische Bedeutung sehr verschieden. In der einen sind sie wie bei den Saugethieren aller bisher beschriebe- nen Familien beschaffen, bestehen aus einer Krone, an beten unterem Ranbe bas Zahnsteisch anwachst, unb einer geschlossenen Wurzel, sinb ringsum mit Schmelz bekleibet unb wachsen nach vollendeter Ausbilbung nicht weiter fort. Bei ber Mehrzahl ber Nager sinb Hingegen bie Backenzahne zufammengesttzte, b. H. sie bestehen aus prismatischen Schichten von Knochen- ober Elfenbein- fubstanz, burch welche Schmelzfalten in verschiebener Richtung burchsttzen, bie, weil sie Harter sinb unb sich langfamer abnutzen, auf ber Kauflache als fcharfe Kanten hervorstehen unb baher bas Katten Harter Nahrungsstoffe sehr beforbern. Solche Backenzahne sinb an ber Wurzel offen unb wachsen nach Maahgabe ber nuf der Kauflache geschehettben Abnutzung von unten fort. Nager mit Backenzahneit ber ersten Clasfe sind z. B. Ratten; sie nahren sich zum Theil auch von thierischen Sttbstanzen unb sinb baher Omnivoren; Nagermit zusammengesetztett Backenzhhnen suchett Hingegen ihre Nahrung nur itit Pstanzenreiche. Die Munbossnung ist immer ziemlich eng, ittbem bie Nahrung ttttr in zerkleinertem Zustanbe aufgenommen wirb, unb vie Oberlippe tief gespalten, baher auch ber Name Haasenscharte fur einen bekannten angeborenen Bilbungsfehler bes Menschen. Der Gau- men zeigt gueruber Falten, bei einer Galtung (Haafe) an einigen Stellen bunue Behaarung. Nur bei Stachel- schweinen finbet man auf ber fonft kleinen unb weichen Zunge fcharfe Horntoarzchen. Backentafchen kommen in vielen Gattungen vor unb bestehen ans grohen Han- tigen Sacken, bie sich im Jnnerti beS Munbes, bei einigen wenigen aber nach Auhen offnen. Sie reichen ost weit aiit Halsehinab unb sinb Magazine fur bas eingesammelte, entweber in Ruhe unb Sicherheit zu verzehrenbe, ober zum Wintervorrath aufzufparenbe Futter. — Die Bil- bung ber Betvegungsorgane steht naturlich mit ber Le- bensweise unb Bestimmung ber Nager in Verbinbung; wenn bie Mehrzahl burch sehr entwickelte Hintere Glieber sich auszeichnet, so machen boch bie zu einer unterirbischen Lebensart bestinimten, grabenbeit unb touhlettben, bie Blinbmause u. a., eine Ausitahme unb erintterit burch Starte unb Bilbung ihrer vorberen Glieber an ben Maulwurf. Eine Abtheilung besitzt Schlusselbeine unb baher freieren Gebrauch ber vorberen Glieber, bisweilen sogar bas Vorrecht, biefelben fast wie Hanbe zu ge- brauchen, mit ihneii bas Futtet zum Muttbe zu fuhren unb zu kletterii. Die Schlttsselbeinlosen gleichen ben Wieberkauertt unb tonnen sich ber Vorberglieber ttur zur Ortsbewegung bebienen. Zehett sinb vorn gentein- lich vier, Hinten funf vorhanden, nothwenbig aber von sehr wechselnber Bilbung. Greifenbe Stager Haben vorn einen kurzen Daumenstummel, tiefgespaltene Zehen, krumme Krallen, grabeube, engverbunbene Zehen mit grohen Grabenageln, Schlusselbeinlose, wenig freie, bis- weilen mit hufahulichen Klauen versehene Zehen, bie bei ben im Wasser lebenbeti, wie bem Biber, burch grohe Schwitttmhaute verbuttben sinb, ober mit Reihett steifer, kammartig in einanber greifenber Borsten gewimpert Schwimmwerkzeuge barstellen. Die meistett Nager sinb Sohlenganger; eine Ausnahme machen bie mit soitber- barett breizehigen, an bie Vogelfuhe erinnernden Hinter- gliebern versehenen Springmause, bie baher als eigent- liche Zehenganger gelten muffen. Der Schwanz ist gleichfalls von sehr wechselnber Beschaffenheit, fehlt nur wenigen ganz (bent Zokor), ift ost sehr lang, zweizeilig behaart bei Eichhvrttern, schuppig bei Maustit, bilbet ein kraftiges, bas Sprittgett vermittelubes Werkzeug bei Springhaasen unb Springmausen, wirb zum breiten, platten Ruber ober Stener bei ben im Wasser lebenben Nagern unb zum Wickelschwanze an ben Coenbus. Als felten vorkommenbes Unterstutzungsmittel ber Bewegung ist enblich bie weil behitbare Seitenhaut bes Korpers zu ertvahnen, bie, an Flughoruchen zwischen ben Gliebern ausgespanul, zwar Flugel nicht ersetzt, inbeffen einen nutzlichen Fallschirm abgiebt. — Die Fortpflanzung ge- schieht in gemohulicher Weise, inbeffen in so stattuetter- regenbett Zahleiiverhaltnissen, bah Nager ben Menschen aus manchen Gegenbett vertreiben tourben, hallen sie nlcht unzahlige, in bauernber Verfolgung begriffene unb sthr machlige Feinbe. Die Zahl ber Zitzett bes Weib- chett toechstlt je nach ben Gattungen, betragt ztvei bei Meerschtoeinchen, acht bei ber Ratie unb steht nicht im Verhaltnisse zur Zahl ber Jungen, von tvelchen z. B. bas Meerschtoeinchen acht bei jebem Wurfe gebahrt. In einigen Gattungen, toie bei bem Eichhorn, werben bie Jungen blinb geboren. — Das Hint ber Nager hat mit bemjenigen ber Vogel hinstchtlich seiiieS Aeuheren unb selbst burch feinere anatomische Beschaffenheit viel Aehn- liches unb erlangt im Verbaltnih zur ubrigen Korper- grohe keineit erheblichett Umfang. Der Schabel ist , 'allezeit platt unb von vorn nach hinten genatt in ber Krummungslittie ber oberen Nagezahne getoolbt. Stirn unb Gesichtskitocheii gehen ohne ztoischenliegettbe Vertie- fung in einander uber, und baher ist ber Gesichtstoinkel