Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Wenigzahnisse.
Snugethiere. 163
Brust, den Gliedern und der ganzen llnterseite schwarz-
braun; uber die Schultern und bis zur Kreuzgegenb
lauft in schiefer Richtung ein breiter, schwarzer, hell eiu-
gefastter Streif. Die Zehen stud schwarz, die Nugel
schwarzbraun.
2. Der Tamandua. (Myrmecophaga tetradactyla.) Fig. 622.
Der Tamandua komint mit dem grosten Ameisenfres-
ser Hinstchilich des Knochenbaues im Allgemeinen uber-
ein, allein die Gestchtsknocheu stnd kurzer als die Scha-
delknochen, und daher ist der ganze Kopf weniger zuge-
spitzi und nu Verhaltnisse uberhaupt kurzer, als an der
erstbeschriebenen Art. Die Korpergroste des Tamandua
ist ungleich geringer, der Schwanz nicht buschig, sondern
glatthaarig und als Greiforgan schon austerlich durch
eine lange, unbehaarte, an der unteren Flache gegen
die Spitze gelegene Stelle erkennbar. Das Haar des
Korpers stehl ziemlich dicht, erreicht nur an den Hinter-
theilen eine etwas ansehnlichere Lange, ist an den Vor-
dertheilen kurz, struppig, sonst uberall ziemlich steif,
trocken anzufuhlen und etwas glanzend; zwischen den
Schultern dildet es eine Art von Wirbel. Die Rase ist
ganz kahl und schwarzlich, die spultformigen lllusenlocher
offnen sich seilwaris; dieMundoffnung hut sehr geringen
Umfung. Die Phystognomie ist im Allgememen wie bei
dem grohen Ameisenfrefser, indessen geben cent Taman-
dua die langeren, fast kahlen Ohreu einen besondereit
Ausdruck. Farbung und Groste scheinen, je nuch dem
Lande, grohen Veranderungen unterworfen zu sein; die
letztere schwankt zwischen 21 bis bis 30 Zoll fur den
Korper, 19 bis 25 fur den Schwanz. Die grostten Ab-
arten scheint das sudliche Brustlien zu besitzen-,die aus
Guyana gebrachten Eremplure sind durchschnittlich klej-
ner. Die Farbung verhalt sich so ungleich, dust man ge-
gluubt Hat, eigene Arten aufstellen zu muffen. Cuvier
Hat indessen nuchgewiesen, dast, auch bei den grostten Ab-
weichungen im Aeuheren, die Verhaltnisse der einzelnen
Korpertheile zu einander, besonders aber dus Skelett
ganz unverandert bleiben. Die vorherrschende Furbe ist
schmutziges Gelb, welches stellenweis in Gruu zieht; der
Rucken ist gemeinlich dunkler, bisweilen sogar schwarz
und die Vertheilung dieser Farben in verschiedenen Jn-
dividuen so besonders, dust man ullerdings mehrere Arten
vor sich zu sehen meinen kann. Bisweilen fangt an den
Seiten des Korpers, tinter oder neben den Vorderfusten,
ein schwarzer, schmuler Streifen an, der, nach Hinten
aufwarts steigend und immer breiter werdeud, mit dem-
jenigen der auderen Seite aus dem schwurzen Hinterrucken
sich verbindet; bei einer auderen Spielart erlungen diese
duukeln Streifen eine solche Breite, dast das ganze Thier
schwurzlich erscheint. Azura Hingegen hat in Paraguay
ganz erwachsene Jndividuen von Hellgelber Farbe und
ohtte alle Abzeichen gefunden. Die Jungen trckgen uber-
all dieses einfuche Kleid und erhalten das lebhafter ge-
farbte nicht vor Ablaus des erstetu Lebensjahres. In
Sitten und Lebensweise weicht der Tamandua nur in
sofern vou dem groheu Ameisenfresser ab, als er seinen
lllufeuthult abwechselud aufBaumen nimmt, die er, durch
seine Krallen, besonders aber durch den krastigen Wickel-
schwunz uuterstutzt, mit Leichtigkeit erklimmt. Wahr-
scheinlich locken ihn Termiten dorthin, die auf grosten
Aesten ihre Nester nicht minder errichten als auf ebenem
Boden, vielleicht auch, wie Azara meint, der Honig der
stachellosen Waldbienen (Meliponen), oder diese Jnsecten
selbst, die in den Urwaldern des tropischen Amerika uber-
aus Hausig angetroffen werden. Schlafend liegt er auf
dem Bauche, legt den Schwanz auf den Rucken, streckt
die Glieder den Seiten entlang aus und verbirgt den
Kopf unter der Brust. Aufgestort, erschreckt oder sonst
gereizt, verbreitet er einen starken und uiiangenehmen
Geruch, der im schwachern Grade ihm allezeit anhangt,
mit Moschus verglichen worden, aber weit unangenehmer
ist, an die Ausdunstung des Fuchses erinnert und, in den
Waldern und bei ruhigem Wetter, sich weithin bemerkbar
macht. Zeichen von Jntelligenz giebt er gar nicht, lastt
nie einen Laut horen, ertragt zwar Gefangeuschaft, lernt
aber niemals Personen kennen. Das Weibchen wirft
nur ein Junges, welches sehr Hastlich sein soli und lange
Zeit auf dem Rucken Herumgetragen Wird.
3. Der zw-izehige Ameisenfresser. (Myrmecophaga didaetyla.)
Fig. 623.
Wenige Saugethiergattungen enthulten bei geringer
Artenzahl so merkwurdige Verschiedenheiten, wie dieje-
nige der Ameisenfresser. Die dritte, zunachst zu beschrei-
bende Art ist siebenmul kleiner als die erste und beinahe
dreimal kleiner als die zweite Art, unb alle drei weichen
durch Bildnug des Schadels und des Schwunzes, durch
Langenverhaltnist, zum Theil durch Zahl der Krallen,
endlich durch die Behaarung von einander ab. Der zwei-
zehige Ameisenfresser iniht, ohne den 9 Zosi langen
Schwanz, nur 8 Zoll unv ist daher Wenig groster als
ein Eichhorn. Vermoge der Kurze der Glieder erscheint
er noch gedrungter gebauet und unbeholsener als feilte
Verwandten. Den fast cylindrischen Korper deckt un-
gentein dichtes, seidenartig glanzendes, weiches, kurzwol-
liges Haar, das auch am Bauche, den Fusten und dem
Schwanze gleiche Beschaffenheit behalt und nur an der
Unterjeite des letzteren auf einer gegen drei Zoll langen
Stelle ganz sehlt'. Der Kopf ist weit weniger gestreckt
als in den beiden grosteren Arten, die Schnauze kegel-
forinig, aber kurz, das Auge klein, das Ohr fast unter
dem Pelze verborgen, das Maul klein, die Farbung
rothlich gelb, entlang dem Rucken, jedoch nicht immer,
etwas dunkler. Die Vordersuste tragen mir zwei int
Verhaltnisse sehr groste Krallen, die,' denjenigen des
Faulthieres ahulich, in der Rtthe auf ein schwieliges
Kisseit einwarts geschlagen bleiben, bei dem Klettern
vortreffliche Haken abgeben und, in Verbindung mit den
einwarts gedrehten Hinterfusten und dem krastigen Greif-.
schwanze, Bewegung und Leben auf Baumasten zu na-
tiirlichen ntachen. Erleichtert wird der Gebrauch der
Vorderglieder noch durch Schlusselbeine, die den beiden
groheren Arten fehleit. Ausgerustet auf so vortheilhafie
Art, steigt senes kleine Geschopf selteit Hinab auf den
Boden, sindet reichliche Nahrung in den an Aesten bis-
weilen verkehrt ausgehangten Termitenbauen und Bie-
nennestern, verschlaft, den Schwanz tint einen Zweig
wickelnd, den Tag, klettert des Nachts gerauschlos lim-
her, lastt nie eine Stiinme Horen und ist einer der Harm-
losesten unb einsamsten Bewohner sudamerikanischer
Nrwalder. Die mit den Krallen aus den Nestern und
Baumspalten Hervorgezogenen Jnseetenlarven verzehrt
es, wie ein Eichhorn, in sitzender Stellung, halt das Fut-
ter mit den Vorderfusten und schlagt, angegriffen, mit
beiden kraftig auf den Feind. Das Weibchen soll in
eineni hohlen Bauine aus abgeftorbenen Blattern sich
ein weiches Nest erbauen und in ihm ein einzelnes Jun-
ges Werfen.
VIII. Schuppenthier. (Manis.)
Gattungscharakter: Zahne fehlen (Schadel
Fig. 624. von der Seite; Fig. 625. von oben ; Fig. 626.
von tinten; Fig. 627. von Hinten). Korper und Glieder
uberall mit ziegelformig liegenden Hornschuppen bedeckt.
1. DaS kurzgeschwanzle unb langgeschwlnzte Schuppenthier.
(Manis brachyura, Manis longicaudata.) Fig. 632.
Die Bekleidung der Schuppenthiere ist beispiellos im
ganzen Thierreiche. Starte, sehr spitzige, dreieckige
Schuppen hullen den ganzen Korper wie mit eineni
undurchdringlichen Harnische ein, und nur am Bauche
liegt eine schmale nackte Stelle. Die einzelnen Schuppen
bestehen augenscheinlich aus verwachsenen Borsten, ragen
mit freien, schneidenden Randern dachziegelforinig uber
einander, sind nur nach hinten mit dem sehr dicken Kor-
perfelle verwachsen und werden durch kraftige Zttsam-
menziehung desselben so aufgerichtet, bast sie, nach allen
Richtungen wie Lanzeneisen starrend, das Thier fast
unverwundbar ntachen. Der Schwanz und die plumpen
Fuste stud in gleicher Art bewebrt und selbst die Zehen
so gepanzert, dast ihre Zahl austerlich nur durch die
gewaltigen Grabekrallen erkanut werden fann. Der
Korper steht niedrig, der Rumps ist lang, mit rundem,
in der Mitte hohlen Rucken, der Kopf kurz, kegelfor-
iltig, das Auge klein, die Mundossnung eng, die Zunge
lang und ausdehnbar, der Schwanz lang, breitgedruckt.
Aeustere Ohreu fehlen. An den Vorderfusten steheit
funf Krallen; die mittleren drei sind austerordentlich
grost, gekrumint, dick unb stumpfspitzig, die seitlichen um
die Halfte kleiner; alle schlagen sich einwarts, ruhen
auf eineni dicken Schwielenkisseil und werden, wie am
Ameisenfresser, gegen Abnutzung vollkommen geschutzt.
Die Krallen der Hinterfuste steheii auf dem oberen Rande
einer kissenformigen Sohle, die so weit Hervorragt,
dah sene im Aufrreten kaunt den Boden beruhren. Als
anatomische Eigenthumlichkeit verdient die bei keinem
Edeiitateil weiter vorkommende tiefe Spaltung des Na-
gelgliedes der Zehen (Fig. 630. 631.) erwahnt zu Wer-
den. Jhr Zweck ist augeilscheinlich, der Kratte einen brei-
teren und vollig sicheren Anheftungspunkt zu gewahren.
Das Skelett (Fig. 628.) ist im Gauzeu eben so gebildet
wie bei dem Ameisenfresser, Lebensweise und Sitten
daher in beiden Gattungen ziemlich dieselbe. Gleichfalls
ohne Angriffswaffen tind zu raschen Bewegungen un-
sahig, 'trotzt das Schuppenthier dennoch dem Feinde mit
noch inehr Erfolge; es versucht kaunt zu fliehen, rottt
sich kugelformig zusammen, richtet die scharfspitzigen
Schuppen auf und macht sich unverwundbar. Die be-
kannteil vier lllrteii vertreten auf der ostlichen Halbku-
gel die Myrmekophagen der neuen Welt, graben tiefe
Hohlen aus, die sie haufiger des Nachts als am Tage,
Nahrung sucheiid, verlassen, erreichen die Groste von
etwa drei Fuh und gehoren zu den Harmlosesten, aber
auch den Beschranktesten tinter den Saugethieren. Das
kurzschwanzige Schuppenthier ist in Indien
nicht felten und durch das Verhaltnist deS 18 Zoll lan-
gen Schwanzes ztt dem 27 — 30 Zoll langen Runipfe
leicht unterfcheidbar. Den Rucken decken elf Langsreiheit
von gefurchten, braungelben Schuppen. Das lang-
schwanzige Schuppenthier lebt an der Westkuste
von Afrika ; der Schwanz mistt 24—26 Zoll, der Rumps
13—14 Zoll in der Lange. Die alteren Reisebefchreiber
sprecheit von ihm mit unverkennbarer Verwtinderung;
abgesehen von mancher Fabel, stimmen die uber Lebens-
weife unb Ausenthalt vorhandenen Nachrichten ganz
mit dem obeit entworfenen Bilde der Gattung uberein.
3. Temminck's Schuppenthier. (Manis Temminckii.) Fig. 633.
Der afrikauifche Reisende A. Siitith sand diese Art
in der Nahe von Littaku, der nordlichsten Station der
englischen Misflonaire der Capcolonie, und beschreibt sie
mit groster Genauigkeit in seinen Beitragen zur sud-
afrikanischen Zoologie. Seine Nachrichten uber die Le-
bensweise enthalten nur Bekanntes, denn die zuletzt
entdeckte afrikanische Art gleicht in dieser Hinsicht ganz
der indischeii, die schon dem Aelian bekannt war. Antei-
seit zieht sie aus tiefen Spalten mittels der langen, Wurin-
sormigen Zunge, auf welche besondere, stark entwickelte
Drusen einen sehr klebrigen Speichel ergiehen. Sie komint
an Groste dem indischen gleich, ist aber durch sehr klei-
neit Kopf, den Schwanz, der fast die Breite des platten
Rumpfes hat und, gleich dreit bleibend, nur am austersten
Ende in eine stumpfe Spitze auslauft, endlich durch in
der Mitte gelbgestreifte Schuppen hinreichend unterschie-
den. In Santmlungeit gehort sie zu den Seltenheiten,
weil sie in ihrem eigenen Vaterlande nirgends Haufig, in
maiichen Gegenden sogar vollig ausgerottet ist, indeni
die Eingeborenen, aus einein unbekaniiten Aberglauben,
jedeS angetroffene Jndividuum alsbald verbrennen.
Ilchte Ordnung.
Di ck håuter.
Die vierfustigen Saugethiere werden, wie oben (S. -t.)
gezeigt worden ist, sehr uaturgemast in Kratten- unb
Husthiere eingetheilt. Die letzteren zerfallen in mehrere
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