Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Snugethiere.
Ikiinte Vrdnung.
vieler Fertigkeit, entbehrt aber der Ausdauer und ist ge-
zwungen, nach Zurficklegung einer halben Wegstunde in
gewohnlichen Schritt zu fallen.
Wenn man altere Nachrichten beachtet, so komite man
fast zu der Anficht gelangen, bah der Auerochs, ebenso
wie er an Zahl verloren und jetzt auf eiit enges Gebiet
deschrankt ist, anch in Hinstcht der Grohe und Vollkom-
menheit sehr zuruckgegangen sei. Bojanus gedenkt eines
i. I. 1595 bei Friedrichsburg in Preuhen getodteten
Auerochsen, welcher 13 Fus lang, 7 Fuh hoch und 1O
Centner schwer war, eines 1612 erlegten von 1814 Pfund
und eines dritten, Lithauischen von 1450 Pfund. Das
Gewicht der jetzt lebenden meicht im Allgemeinen nicht
bedeutend von dem angegebenen ab; wohl aber find die
Korperverhaltnifse niemals so groh und daher die Ver-
muthung gerechtfertigt, bah jene alteren Geroichtsanga-
ben nicht ganz zuverlasstg sein durften. Nach Jarocky
wiegen die gropten Stiere 12 — 16 Centner, die Kfihe
ein Sechstheil weniger, kein Ochs roirb aber langer als
10 Sug bei einer Schulterhohe von 7 Fup und Kreuz-
Hohe von 6 Fufi 4Zolt, die meisten sind sogar viel kleiner.
Die Gestalt weicht ab von derjenigen des Hausochsen
durch grosie Schlankheit nach hinten und ungemeine Hohe
des Widerristes, die theils durch die hohen Dornfortsatze
der Wirbelsaule hervorgebracht wird, theils nur eine
scheinbare ist und aus der Gewohnheit, den Hals gesenkt
zu tragen, entspringt. Der 22 Zoll lange, 15 Zoll breite
Kopf Hangt tief herab; auf der Stirn steht kranses Haar.
Die schmale Schnauze ist nur auf der Mitte der Ober-
lippe und um die Nasenlocher kahl. Das den Korper be-
deckende Haar> ist doppelter Art, kurzwoklig und weich
an Rumpf und Gliedern, lang und harsch an den Seiten
des Kopfes und Halses, Hangt von diesem vorn wie eine
Art von Mahne herab, die, bis an das Kinii Hinauf
verlangert, zuketzt einem Barte gleicht. Auf dem Nacken
steht ein kurzer Haarkamm. Alte Ochsen haben nicht
sekten eine fuplange Mahne, die ihre bedeutendste Ent-
roickelung im November erlangt. Zwischen dem Som-
mer- und Winterhaar herrscht Hinsichtlich der Weiche
und Dichtigkeit einiger Unterschied; das Winterkleid
deutet uberhaupt auf die Bestimmung 511111 Leden in tal-
ten Breiten und ist bleicher als das glattere, glanzendere
und mehr dunkelbraune Sommerkleid. Ungeachtet der
auperen Aehnlichkeit hat man geraume Zeit den Auer-
ochsen als den eigentlichen wilden Stammvater unseres
zahnien Rindviehes angesehen. Cuvier, dessen Urtheil in
solchen Fallen das grohte Zutrauen verdient, Hat diese
Adleitnng entschieden verworfen und die erheblichen ana-
tomischen Unterschiede nachgewiesen, die zwischen beiden
Thieren destehen. Sie zeigen sich wesentlich in der stark
gewoldten, mehr dreiten aks hohen Stirn und in der
Stellung der Horner des Auerochsen vor dem Hochsten
Punkte der Stirn, in dem stumpfen Winkel, welchen die
Ebene des Hinterhauptdeines mit der Stirn bildet, in der
ungewohnlichen Zahl von 14 Rippenpaaren statt der
13 Paare, welche nicht aktein der Hausochs, sondern
uberhaupt die Mehrzahl der Wiederkauer besitzt, in der
rechtwinkligen Steklung des Haares zur Haut und der
Dicke der letzteren. Am Hausochsen besteht von allen
diesen Charakteren das Gegentheil (vergl. Fig. 812. 966.
967. 1000. 1001.), welches, ohne aklen Erfahrungen zu
widersprechen, Niemand aus dem Einstusse der Cultur
ableiten kann.
10. Der Bison. (Bos Bison.) Sig. 1003 —1009.
Der Bison vertritt in Nordamerika den Auerochsen,
dem er an Grosie und Starke nichts nachgiebt, und durfte
in nicht sehr entsernten Zeiten gleich ihm das Schicksal
theilweiser Ausrottung erfahren. Schon seit ein paar
Jahrhnnderten ist er aus den ostlichen Gegenden ver-
schwunden, wo ihn die ersten Colonisten einst zahlreich
antrafen. Vom Delaware und Hndson, also aus der
Nahe der atlantischen Kusten, zeitig vertrieben, ist er
nach und nach immer weiter nach Westen zuruckgewichen
oder von den Jagern ausgerottet worden und jetzt nur
noch weit jenseits des Misstsippi und nordlich vom Mis-
suri anzutreffen. Nordwestlich von den Seen, unter dem
63 und 64° 11. B. und von da sfidroestlich entlang der
Felsberge hat er bisher einen Zufluchtsort ge.fnnden,
den nur die Jager der Hudsonsbahcompanie betraten.
Auch dorthin richten sich jetzt die dichten Zuge der aus-
wandernden Bevolkerung der ostlichen Staaten, und wie
sie eine Niederlassung nach der anderen begrunden, bricht
auch Verfolgung iiber die wilden Thiere Herein, die, den
geubten Schutzen gegenuber, an Zckhlen abnehmen und
endlich verschwinden. Die Civilisation wirkt in ihrem
steten Vordringen dort eben so wie in Sudafrika, indeni
sie das ursprungliche, durch eine eigenthumliche Thier-
welt bedingte Naturbild des Landes umgestaltet oder
verliGscht.. Aklerdiiigs besitzt der Bison manches Mittel
des erfolgreichen Widerstandes und durfte weniger leicht
auszurotten sein als manche Art von Antilopen des sud-
lichen Afrika, indefsen wird er am Ende, ungeachtet set-
ner Grosie, Starke und scharfen Sinne, unterliegen mus-
sen. Allen Beschreibungen nach erfordert es eben so
viele Uebung, ihn zu beschleichen, als Muth und kaltes
Blut, um ihm im Kampfe um das Leben entgegenzutre-
ten. Sein heimtuckischer, die innere Wuth dennoch ver-
rathender Blick wurde allein schon hinreichen, den Neu-
ling in solcher Jagd abzuschrecken; ganz freiwillig soll
er sekten auf den Menschen losgehen, aber eingeengt oder
gnr verwundet in eine halbe Raserei verfallen und mit
grohter Entschkossenheit auf irgend eine Uebermacht sich
sturzen und, ohne einen Schmerz zu achten, bis zum
letzten Augendlicke mehr sich zu rachen als zu vertheidi-
gen suchen. Gewohnlich vermeidet er den Kampf und
ergreift, durch sehr feines Spurvermogen gewarnt, zeitig
die Fkucht. Ein paar alte Ochsen, welche die Heerde an-
fuhren und sich Gehorsam zu verschaffen verstehen, leiten
die Bewegungen der ubrigen, beobachten mit dauernder
Aufnierksanikeit die Urngebungen, entdecken die Gefahren
und geben das Zeichen zur Flucht. Manche Jager wollen
auch kleinen, nur aus Ochsen bestehenden Heerden begeg-
net sein. Hunde vermogen, wie grosi und stark sie auch
feilt tilogen, roenig gegen den Bison, der, mit den Vor-
derfuhen ausschlagend, sie todtet oder doch abhalt, und
roenn er dennoch bei der Schnauze ergrifsen roird, die
Pein ertragt, aber den Rficken kruinmt, bis er die Hin-
terfuhe roeit genug nach vom bringt, um den Gegner zu
ertreten, von dessen Zahnen er sich dann losreisit, ohne
die so entstehende geroaltige Wunde zu achten. Gegen
Menten von Wolfen vertheidigen sich die Bison nach
Art anderer Wiederkauer, iiident sie einen engen Kreis
bilven, den kein Raubthier anfallt, ohne mit dem Leben
zu buhen. Sie gesellen sich im hohen Sommer zusammen
und ziehen sudwestroarts bis nach Neumerieo, kehren
indefsen vor Anfang Winters in entgegengesetzter Rich-
tung ziemlich roeit nach Norden zitruck. Eine regelmahige
Zeit oder bestininite Richtnng roird allein Anscheine nach
roahrend solcher Wanderungen nicht beobachtet, vielmehr
mogen diese gelegentlich nur durch das Bedurfnisi des
Nahrungssuchens, vielleicht auch durch die grosien Jagd-
gesellschaften der Indianer hervorgebracht roerden, Ivelche
ganze Heerden von Bisonten vor sich Hertreiben. 3m
Winter mågen diese nicht selten vielen Mangel leiden;
sie sind genothigt, den tiefen Schnee roegzuscharren, um
zu dem noch erhaltenen Grase zu gelangen. Zn gelvissen
Zeiten finden sie sich auf den Prairien ein, theils um
salzreiche Stellen des Bodens aufzusuchen, theils um das
junge, nach jedent grosien Wiesenbrande aufschiesiende
Gras abzuroeideit. Walder vermeiden sie und suchen nur
nach anhaltenden Verfolgungen in denselben Schutz, lan-
sen ubrigens so schnell, datz sie selbst auf ofsenen Ebeneit
ihrem Feinde leicht entkommeii, und schwimmen fiber
breite Flfisse. Lerois und Clark saheit Heerden, die, auf
20,000 Stfick geschatzt, die Iveiten Ebeneit gleichsam ver-
ditnkelten, fiber Flfisse von der Breite einer englischen
Meile setzen. Im Monat Junius, der Begattungszeit,
liefertt sich die Ochsen erbitterte Gestchte un^ sind daiitt
den Jagerit so furchtbar, datz nicht leicht einer derstlben
einen Angriff auf sie roagt. Ntir einem einzigen Thiere,
dem gelvaltig grosien und starken Grifelbar, erliegett sie
bei jedent Znsammentreffen. Von den Jttdiern roerden sie
theils zu Pferd verfolgt und mit Pfeilen erschossen, theils
unizingelt und so geschreckt und in Verivirrung gesetzt,
dah sie sich blind in einen mit Palisaden eingeschlossetten
Raiim stfirzen, roo verborgene Schfitzen leicht und ohne
eigene Gefahr ein grohes Blutbad anrichten. Sir John
Franklin Hat in dem Berichte sein er zroeiten Reise eine
solche Jagdseeiie lebhaft beschrieben, aber auch aufmerk-
sain gemacht, roie dieses ganz rficksichtslose und von der
Nothroendigkeit nicht gedotene Hinschlachten den zuneh-
menden Mangel an Wild und die den eingeborenen Jager-
volkern fiberaus verderblichen und in immer kfirzeren Zroi-
schenranmen iviederkehrent en Hungersnothen veranlasse.
Das Fleisch gilt allgemein tur sehr schmackhaft und roird
von den Canadiern demjeiugett des zahmen Rindviehes
roeit vorgezvgen. Die Gutschmecker tnachen zwischen den
einzelnen Theilen des Korpers einen grohen Unterschied;
am geschatztesteir sind die Zunge und der Fleischklumpen
des Widerristes. Sowie das Fleisch, getrocknet und grob
zerstaiiipft, unter dem Namen Pemmican das beste nnd
der Verderbnih am wenigsten ausgesetzte Nahrungsmittel
abgiebt fur die im Winter die Pelzthiere jagenden Cana-
dier tind fur die Handelsreisenden, so liefert auch das
Fell Decken, die in den Stadien mit 3—4 Pfund Sterl.
bezahlt werden und den Reisenden jedes andere Bett,
selbst auf den Schneefeldern des 60° Breitegrades, ent-
dehrlich ntachen. — An Grohe fibertrifft der Bison das
gemeine Rindvieh, indent er nahe an 8 Fuh lang, vorn
5 Fuh, Hinten 4 Fuh hoch wird und 1200 — 1500
Pfund wiegt. Der Korper ist dick und schroerfallig, der
niedrig getragene Kopf unverhaltnihmahig breit und dabei
kurz, der Widerrist sehr hoch, das Kreuz niedrig und ab-
Hangend, der Schwanz 18 Zoll lang, kurzbehaart, mit
Endguaste versehen, das Haar im Allgemeinen kurz,
weich und wollig. Am Ochsen sind Hals, Nacken und
Widerrist mit einer starken Lage sehr langen und zottigen
Haares bedeckt, welches, weit herabhangend, dem Vor-
dertheile ungemeine Breite verleiht, unter dem Kinne
zuiit Barte roird und dem ganzen Thiere ein furchtbares
Ansehen giebt. Die Kuh ist roeit glatthaariger und am
Vordertheil nicht so dicht mit mahiienartigem Haar ver-
hfillt als der Ochs, fiberhaupt minder plump gebauet als
dieser, auherdem auch durch schlankeren Kops, langeren
Hals und bunnere Beitte utiterschiedeii. Beide Geschlechter
tragen den Kopf niedrig und haben seitlich stehende, kurze,
dicke, runde und schwarze Horner, die, nach ausien und
mit den Spitzen nach oben gerichtet, weit von einander
abstehen. Im Allgemeinen ist die Farbe sehr dunkel, am
Kopfe schwarz, an den Schultern kastanienbraun, an
Rficken, Seiten und Hintertheil bunkeldraun. In den
roestlichen Gegenden der Vereinigten Staaten giebt es
Hinundwieder aus der Kreuzung von Bisonochsen mit
gemeinen Kuheu entsprungene Bastarde. Diest Vermi-
schung ist darum merkrofirdig, roeil der Bison, osteolo-
gisch genoimnen, durch stine 15 Rippenpaare vom ge-
roohnlichen Rindvieh noch mehr abroeicht als der Auer-
ochs, der gegen jede Berfihrung mit feinen Verroandten
den heftigsten Widerroillen verrath und sie, roo er irgend
kann, auf Tod oder Leben bekampst. Gefangene Bison-
kalder geroohiien sich an ben Menschen unb entroickeln
einige Gelehrigkeit. Es rourbe moglich sein, sie zum
Ziehen bes Pstuges abzurichten, inbessen macht sie bie
Hohe bes Wiberristes unb bie Schrofiche bes Hinterkor-
pers zu bergleichen anstrengenbeli Dienstleistungen unge-
schickt. Auch bie Kfihe rourben im gezahmten Zustanbe
keiiten besonberen Nutzen bringen, inbem sie nur kurze
Zeit eine sparliche unb, roie man sagt, nach Moschus
riechenbe Milch geben, sehr unruhig sinb unb bas zahme
Vieh burch ihr Beispiel 511111 Fortlaufen unb 511111 Ein-
briiche in eingehegte Saatfelber verffihren.