ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
280 Snugethiere. Ikiinte Vrdnung. vieler Fertigkeit, entbehrt aber der Ausdauer und ist ge- zwungen, nach Zurficklegung einer halben Wegstunde in gewohnlichen Schritt zu fallen. Wenn man altere Nachrichten beachtet, so komite man fast zu der Anficht gelangen, bah der Auerochs, ebenso wie er an Zahl verloren und jetzt auf eiit enges Gebiet deschrankt ist, anch in Hinstcht der Grohe und Vollkom- menheit sehr zuruckgegangen sei. Bojanus gedenkt eines i. I. 1595 bei Friedrichsburg in Preuhen getodteten Auerochsen, welcher 13 Fus lang, 7 Fuh hoch und 1O Centner schwer war, eines 1612 erlegten von 1814 Pfund und eines dritten, Lithauischen von 1450 Pfund. Das Gewicht der jetzt lebenden meicht im Allgemeinen nicht bedeutend von dem angegebenen ab; wohl aber find die Korperverhaltnifse niemals so groh und daher die Ver- muthung gerechtfertigt, bah jene alteren Geroichtsanga- ben nicht ganz zuverlasstg sein durften. Nach Jarocky wiegen die gropten Stiere 12 — 16 Centner, die Kfihe ein Sechstheil weniger, kein Ochs roirb aber langer als 10 Sug bei einer Schulterhohe von 7 Fup und Kreuz- Hohe von 6 Fufi 4Zolt, die meisten sind sogar viel kleiner. Die Gestalt weicht ab von derjenigen des Hausochsen durch grosie Schlankheit nach hinten und ungemeine Hohe des Widerristes, die theils durch die hohen Dornfortsatze der Wirbelsaule hervorgebracht wird, theils nur eine scheinbare ist und aus der Gewohnheit, den Hals gesenkt zu tragen, entspringt. Der 22 Zoll lange, 15 Zoll breite Kopf Hangt tief herab; auf der Stirn steht kranses Haar. Die schmale Schnauze ist nur auf der Mitte der Ober- lippe und um die Nasenlocher kahl. Das den Korper be- deckende Haar> ist doppelter Art, kurzwoklig und weich an Rumpf und Gliedern, lang und harsch an den Seiten des Kopfes und Halses, Hangt von diesem vorn wie eine Art von Mahne herab, die, bis an das Kinii Hinauf verlangert, zuketzt einem Barte gleicht. Auf dem Nacken steht ein kurzer Haarkamm. Alte Ochsen haben nicht sekten eine fuplange Mahne, die ihre bedeutendste Ent- roickelung im November erlangt. Zwischen dem Som- mer- und Winterhaar herrscht Hinsichtlich der Weiche und Dichtigkeit einiger Unterschied; das Winterkleid deutet uberhaupt auf die Bestimmung 511111 Leden in tal- ten Breiten und ist bleicher als das glattere, glanzendere und mehr dunkelbraune Sommerkleid. Ungeachtet der auperen Aehnlichkeit hat man geraume Zeit den Auer- ochsen als den eigentlichen wilden Stammvater unseres zahnien Rindviehes angesehen. Cuvier, dessen Urtheil in solchen Fallen das grohte Zutrauen verdient, Hat diese Adleitnng entschieden verworfen und die erheblichen ana- tomischen Unterschiede nachgewiesen, die zwischen beiden Thieren destehen. Sie zeigen sich wesentlich in der stark gewoldten, mehr dreiten aks hohen Stirn und in der Stellung der Horner des Auerochsen vor dem Hochsten Punkte der Stirn, in dem stumpfen Winkel, welchen die Ebene des Hinterhauptdeines mit der Stirn bildet, in der ungewohnlichen Zahl von 14 Rippenpaaren statt der 13 Paare, welche nicht aktein der Hausochs, sondern uberhaupt die Mehrzahl der Wiederkauer besitzt, in der rechtwinkligen Steklung des Haares zur Haut und der Dicke der letzteren. Am Hausochsen besteht von allen diesen Charakteren das Gegentheil (vergl. Fig. 812. 966. 967. 1000. 1001.), welches, ohne aklen Erfahrungen zu widersprechen, Niemand aus dem Einstusse der Cultur ableiten kann. 10. Der Bison. (Bos Bison.) Sig. 1003 —1009. Der Bison vertritt in Nordamerika den Auerochsen, dem er an Grosie und Starke nichts nachgiebt, und durfte in nicht sehr entsernten Zeiten gleich ihm das Schicksal theilweiser Ausrottung erfahren. Schon seit ein paar Jahrhnnderten ist er aus den ostlichen Gegenden ver- schwunden, wo ihn die ersten Colonisten einst zahlreich antrafen. Vom Delaware und Hndson, also aus der Nahe der atlantischen Kusten, zeitig vertrieben, ist er nach und nach immer weiter nach Westen zuruckgewichen oder von den Jagern ausgerottet worden und jetzt nur noch weit jenseits des Misstsippi und nordlich vom Mis- suri anzutreffen. Nordwestlich von den Seen, unter dem 63 und 64° 11. B. und von da sfidroestlich entlang der Felsberge hat er bisher einen Zufluchtsort ge.fnnden, den nur die Jager der Hudsonsbahcompanie betraten. Auch dorthin richten sich jetzt die dichten Zuge der aus- wandernden Bevolkerung der ostlichen Staaten, und wie sie eine Niederlassung nach der anderen begrunden, bricht auch Verfolgung iiber die wilden Thiere Herein, die, den geubten Schutzen gegenuber, an Zckhlen abnehmen und endlich verschwinden. Die Civilisation wirkt in ihrem steten Vordringen dort eben so wie in Sudafrika, indeni sie das ursprungliche, durch eine eigenthumliche Thier- welt bedingte Naturbild des Landes umgestaltet oder verliGscht.. Aklerdiiigs besitzt der Bison manches Mittel des erfolgreichen Widerstandes und durfte weniger leicht auszurotten sein als manche Art von Antilopen des sud- lichen Afrika, indefsen wird er am Ende, ungeachtet set- ner Grosie, Starke und scharfen Sinne, unterliegen mus- sen. Allen Beschreibungen nach erfordert es eben so viele Uebung, ihn zu beschleichen, als Muth und kaltes Blut, um ihm im Kampfe um das Leben entgegenzutre- ten. Sein heimtuckischer, die innere Wuth dennoch ver- rathender Blick wurde allein schon hinreichen, den Neu- ling in solcher Jagd abzuschrecken; ganz freiwillig soll er sekten auf den Menschen losgehen, aber eingeengt oder gnr verwundet in eine halbe Raserei verfallen und mit grohter Entschkossenheit auf irgend eine Uebermacht sich sturzen und, ohne einen Schmerz zu achten, bis zum letzten Augendlicke mehr sich zu rachen als zu vertheidi- gen suchen. Gewohnlich vermeidet er den Kampf und ergreift, durch sehr feines Spurvermogen gewarnt, zeitig die Fkucht. Ein paar alte Ochsen, welche die Heerde an- fuhren und sich Gehorsam zu verschaffen verstehen, leiten die Bewegungen der ubrigen, beobachten mit dauernder Aufnierksanikeit die Urngebungen, entdecken die Gefahren und geben das Zeichen zur Flucht. Manche Jager wollen auch kleinen, nur aus Ochsen bestehenden Heerden begeg- net sein. Hunde vermogen, wie grosi und stark sie auch feilt tilogen, roenig gegen den Bison, der, mit den Vor- derfuhen ausschlagend, sie todtet oder doch abhalt, und roenn er dennoch bei der Schnauze ergrifsen roird, die Pein ertragt, aber den Rficken kruinmt, bis er die Hin- terfuhe roeit genug nach vom bringt, um den Gegner zu ertreten, von dessen Zahnen er sich dann losreisit, ohne die so entstehende geroaltige Wunde zu achten. Gegen Menten von Wolfen vertheidigen sich die Bison nach Art anderer Wiederkauer, iiident sie einen engen Kreis bilven, den kein Raubthier anfallt, ohne mit dem Leben zu buhen. Sie gesellen sich im hohen Sommer zusammen und ziehen sudwestroarts bis nach Neumerieo, kehren indefsen vor Anfang Winters in entgegengesetzter Rich- tung ziemlich roeit nach Norden zitruck. Eine regelmahige Zeit oder bestininite Richtnng roird allein Anscheine nach roahrend solcher Wanderungen nicht beobachtet, vielmehr mogen diese gelegentlich nur durch das Bedurfnisi des Nahrungssuchens, vielleicht auch durch die grosien Jagd- gesellschaften der Indianer hervorgebracht roerden, Ivelche ganze Heerden von Bisonten vor sich Hertreiben. 3m Winter mågen diese nicht selten vielen Mangel leiden; sie sind genothigt, den tiefen Schnee roegzuscharren, um zu dem noch erhaltenen Grase zu gelangen. Zn gelvissen Zeiten finden sie sich auf den Prairien ein, theils um salzreiche Stellen des Bodens aufzusuchen, theils um das junge, nach jedent grosien Wiesenbrande aufschiesiende Gras abzuroeideit. Walder vermeiden sie und suchen nur nach anhaltenden Verfolgungen in denselben Schutz, lan- sen ubrigens so schnell, datz sie selbst auf ofsenen Ebeneit ihrem Feinde leicht entkommeii, und schwimmen fiber breite Flfisse. Lerois und Clark saheit Heerden, die, auf 20,000 Stfick geschatzt, die Iveiten Ebeneit gleichsam ver- ditnkelten, fiber Flfisse von der Breite einer englischen Meile setzen. Im Monat Junius, der Begattungszeit, liefertt sich die Ochsen erbitterte Gestchte un^ sind daiitt den Jagerit so furchtbar, datz nicht leicht einer derstlben einen Angriff auf sie roagt. Ntir einem einzigen Thiere, dem gelvaltig grosien und starken Grifelbar, erliegett sie bei jedent Znsammentreffen. Von den Jttdiern roerden sie theils zu Pferd verfolgt und mit Pfeilen erschossen, theils unizingelt und so geschreckt und in Verivirrung gesetzt, dah sie sich blind in einen mit Palisaden eingeschlossetten Raiim stfirzen, roo verborgene Schfitzen leicht und ohne eigene Gefahr ein grohes Blutbad anrichten. Sir John Franklin Hat in dem Berichte sein er zroeiten Reise eine solche Jagdseeiie lebhaft beschrieben, aber auch aufmerk- sain gemacht, roie dieses ganz rficksichtslose und von der Nothroendigkeit nicht gedotene Hinschlachten den zuneh- menden Mangel an Wild und die den eingeborenen Jager- volkern fiberaus verderblichen und in immer kfirzeren Zroi- schenranmen iviederkehrent en Hungersnothen veranlasse. Das Fleisch gilt allgemein tur sehr schmackhaft und roird von den Canadiern demjeiugett des zahmen Rindviehes roeit vorgezvgen. Die Gutschmecker tnachen zwischen den einzelnen Theilen des Korpers einen grohen Unterschied; am geschatztesteir sind die Zunge und der Fleischklumpen des Widerristes. Sowie das Fleisch, getrocknet und grob zerstaiiipft, unter dem Namen Pemmican das beste nnd der Verderbnih am wenigsten ausgesetzte Nahrungsmittel abgiebt fur die im Winter die Pelzthiere jagenden Cana- dier tind fur die Handelsreisenden, so liefert auch das Fell Decken, die in den Stadien mit 3—4 Pfund Sterl. bezahlt werden und den Reisenden jedes andere Bett, selbst auf den Schneefeldern des 60° Breitegrades, ent- dehrlich ntachen. — An Grohe fibertrifft der Bison das gemeine Rindvieh, indent er nahe an 8 Fuh lang, vorn 5 Fuh, Hinten 4 Fuh hoch wird und 1200 — 1500 Pfund wiegt. Der Korper ist dick und schroerfallig, der niedrig getragene Kopf unverhaltnihmahig breit und dabei kurz, der Widerrist sehr hoch, das Kreuz niedrig und ab- Hangend, der Schwanz 18 Zoll lang, kurzbehaart, mit Endguaste versehen, das Haar im Allgemeinen kurz, weich und wollig. Am Ochsen sind Hals, Nacken und Widerrist mit einer starken Lage sehr langen und zottigen Haares bedeckt, welches, weit herabhangend, dem Vor- dertheile ungemeine Breite verleiht, unter dem Kinne zuiit Barte roird und dem ganzen Thiere ein furchtbares Ansehen giebt. Die Kuh ist roeit glatthaariger und am Vordertheil nicht so dicht mit mahiienartigem Haar ver- hfillt als der Ochs, fiberhaupt minder plump gebauet als dieser, auherdem auch durch schlankeren Kops, langeren Hals und bunnere Beitte utiterschiedeii. Beide Geschlechter tragen den Kopf niedrig und haben seitlich stehende, kurze, dicke, runde und schwarze Horner, die, nach ausien und mit den Spitzen nach oben gerichtet, weit von einander abstehen. Im Allgemeinen ist die Farbe sehr dunkel, am Kopfe schwarz, an den Schultern kastanienbraun, an Rficken, Seiten und Hintertheil bunkeldraun. In den roestlichen Gegenden der Vereinigten Staaten giebt es Hinundwieder aus der Kreuzung von Bisonochsen mit gemeinen Kuheu entsprungene Bastarde. Diest Vermi- schung ist darum merkrofirdig, roeil der Bison, osteolo- gisch genoimnen, durch stine 15 Rippenpaare vom ge- roohnlichen Rindvieh noch mehr abroeicht als der Auer- ochs, der gegen jede Berfihrung mit feinen Verroandten den heftigsten Widerroillen verrath und sie, roo er irgend kann, auf Tod oder Leben bekampst. Gefangene Bison- kalder geroohiien sich an ben Menschen unb entroickeln einige Gelehrigkeit. Es rourbe moglich sein, sie zum Ziehen bes Pstuges abzurichten, inbessen macht sie bie Hohe bes Wiberristes unb bie Schrofiche bes Hinterkor- pers zu bergleichen anstrengenbeli Dienstleistungen unge- schickt. Auch bie Kfihe rourben im gezahmten Zustanbe keiiten besonberen Nutzen bringen, inbem sie nur kurze Zeit eine sparliche unb, roie man sagt, nach Moschus riechenbe Milch geben, sehr unruhig sinb unb bas zahme Vieh burch ihr Beispiel 511111 Fortlaufen unb 511111 Ein- briiche in eingehegte Saatfelber verffihren.