Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Vierhander.
Snugelhiere. 31
kemien solche Scheu nicht; sie verzehren viele Affen theils
srisch, theils gerauchert und treiben wohl auch mit den
uber dem Feuer ganz eingetrockneten, fchwarzen und un-
zerstuckelten Affenleibern einigen Tauschhandel nach den
Hvheren Gebirgen, wo Llffen niemals angeiroffen werden.
3111 Ganzen ist der Marimonda so trag wie die ubrigen
Klammeraffen, denn er sitzt stundenlang in der Sonnen-
Hitze, den Kops nach hinten gebogen, die Augen gen Him-
mel und die Arme auf den Rucken geschlagen. In Ge-
sangenschaft ist er sanft, ohne Muthwitken noch Heftigkeit.
Wird er gereizt, so bauert sein Zorn dennoch uicht lange
3eit und anhert fteb durch vorgestreckte Lippen und einen
rauhen, wie Au— o klingenden Ruf. Bei den Jndieru
am Flusse Guaina Heiht er Aru.
3. Der Cøaita. (Ateles Paniscus.) Fig. 62.
Pelz grvb, langhaarig, glanzend, reinfchwarz, an der
unteren Seite deS Korpers fehr dunn. Gesicht und
Ohreit unbehaari, sleischsarben mit Uebergang in das
Kupferige oder Lohfarbene. Der Daumen der Vorder-
Hande fehlt ganz.
Man Hat ehedem den Coaiia, der ohne Schwanz 2
Fuh, mir demselben 4 Fus in der Lange rnihi, sur einen
Bewohner von Brasilien und felbst von Paraguay ange-
fehen, jedoch irrthumlich, denn er foniint nur in Guyana,
Surinam und Cayenne wilb vor, allerdings aber in gro-
hen Heerden, die sich vor den Menschen wenig furchten,
sie durch Grinzen, Grimmassen und Geschrei zu schrecken
suchen, und selbst, wenn Einzelne vermundet morden, die
Flucht nicht auf einmal ergreifen. Sie klettern mit gro-
Her Geschicklichkeit, sich des Schmanzes fortwahrend be-
dienend, indessen ubereilen sie sich Hierbei nicht, sondern
bleiben wohl långere Zeit, gleichsam als versuchten sie
ihre Ruhe zu psiegen, in der sonderbarsten, bisweilen
verkehrt ausgehangten Stellung. Auf ebenem Boden
bewegen sie sich nur mit auherster Schwierigkeit, schwan-
ken hin und her und scheinen glucklich zu sein, wenn sie
die Aeste eines Baumes wieder erreichen, wo sie von dem
Schwanze, ohne welchen sie hilflose Geschopfe sind, Ge-
brauch machen tonnen. Sie werden tit Guyana zahm
in den Hausern gehalten und entmickeln inehr Lebhastig-
feit und Fahigkeit als die Tschamek, sollen aber von Alt-
fallen boshafter Laune nicht ganz frei sein. In den
Menagerieit Europa's sindet titan Klammeraffen nur fel-
ten , denn sie vertragen das Klima fast noch weniger als
die Affen Asiens und Asrika's. Jhren Wartern sind sie
besonders zugethan und unterhalten sich mit der Hervor-
bringung so wunderbarer Korperstellungen, dah man an
dem Vorhandensein fester Geleuke zweifeln mochte, nehmen
aber dabei von den Zuschauern ferne Notiz. Auch von
diesen Affen erzahlen altere Reisebeschreiber viele Fabeln
und dichten ihnen fogar Kenntnih von Heilpstanzen an,
die sie aufsuchen und dem verwimdeteit Kameradett auf-
legen sollen.
4. Der Miriki. (Ateles hypoxanthus.) Fig. 63.
Pelz weickwollig, gelblichgrau, Gegettd um die
Schwanzwurzel rostrothlich. An den Vorderhandett ein
Warzenformiger und nagelloser Daumen. Gesicht fleifch-
farbett, gratt punktirt mit dunn verstreueten granen Haa-
ren. Lange desKorpers 20 Zoll, des Schwanzes 25 Zoll,
ber vorderen Glieder 22 Zoll, der Hinteren 20 Zoll.
Der Korper des Miriki ist nicht ganz so schlaitk wie
derjenige des Marimonda oder des Tschamek, vielmehr
Hat der Bauch einen ganz ansehnlichen Umfang und bil-
bel mit den dunnen Benten ebett tein Verhaltnihmahiges
^anze. Der Kops ist kleiti und rund, das Gesicht nach
ber Mitte ettvas vertieft, gleiebsam eiitgefalfeii tind start
Miergerutizelt und daher von jeitetn greisenhasten Aus-
drucke, der an den meisten amerikanischen Affen bemerkt
Mird. Zwischett dem Miriki und den andereit Klanimer-
«ffen ergeben sich eittige Verschiedeitheitett, die jedoch die
Crrichtung einer netten Gattuttg (Eriodes Is. Geoffr.)
tli^^t rechtfertigett. Die runden Nasenlocher sind itant-
lich nach uttteit gerichtet, durch schmale Sebeidelvand
getrennt, die Backenzahne groh und viereckig, die vorderen
des Oberkiefers scharfbockerig, und so nahert sich das
Gebih demjenigen des Brullaffen, von welchem nitter
Fig. 64. eitte Abbildung nach Fr. Cuviersaus dem Werte
desselben uber die Zahtte der Sangethiere) gegeben ist,
derett Original aber, wie Geoffroy behauptet, nicht von
einem wahren Brullaffen, sondern vott eittettt der erwahn-
tett wollhaarigeit Klammeraffen Herruhrte.
Die bestett Nachrichtett uber die Lebensweise dieser
Affett Hat der Prittz Marimilian vott Nenwied geliefert.
Jin Allgemeinen gleicht der Miriki den Klammeraffett
und durchstreist in Truppen vott 20—30 Stuck die grohett
Urmalder Brasiliens. Er flieht die Nahe der Menschen,
liebt die Einobe, wo er den ganzen Tag hindurch sein Ge-
schrei ertonen laht, ohne jedoeli den weithin Vernehmbaren
Larm der Brullaffen Hervorbringen zu konneii. Beini
Anblicke des Jagers erklettert er mit groher Schnelligkeit
die Hochsten Aeste und verliert sich bald in dunkle und
sichere Orte, wo ihn selbst das scharfe Auge des Jndiers
nicht mehr entdeekt. Von Charakter ist er sehr Harmlos,
iiii Allgemeinen zur Rnhe und zum ungestorten Lebens-
genuffe getteigt, denn sobald er seitten Hunger befriebigt
Hat, fo streckt er sich aus den obersten Baumzweigen aus
oder sitzt, deti Sonuenfcheiit geniehend, da. Seitte Nah-
rttng besteht in Fruchten aller Art, indessen zieht er Pal-
mennusse vor, zuinal aber die jungen Herztriebe der
schlaitken Euterpe utid ahnlicher Palmen des heihen Bra-
siliens. Die Botoendeit nennen ihn Koupo, die Brasi-
lier Miriki. Er fomnit ttur ftelleniveis vor, mehr ini
Skiben (zwifchen 14—25 S.-Br.) als ini Norden, und
scheint unter dem Aequator, in den herrlichsten aller
Malbebenen, itu Gebiete des Amazonenflufses namlich,
ganz zu fehlen.
X. Brullassc. (Mycetes.)
Gattungscharakter: Schadel spitzig oder Pyra-
midalisch; der Hintere Theil des Unterkieserknocheits ttti-
gentein hoch, eine aus der Llustreibung des Zungenbeiites
entstandene Knocheitblafe deckend. Die Vorderhande
funszehig. Langer, tinten am Ende nubehaarter Greif-
schwanz.
Die Brullaffen bilden eine ausgezeichnete, wiewohl den
Klammeraffen nahe verwandte Gruppe, sind zwar nicht
viel groher als diefe, aber (eineswegs von gleich fchmach-
tigeiti, sondern vielmehr von gedrimgenem Bane, gentei-
niglich mit vorhangendem Bauche, starten und muskel-
reichen Gliedertt versehen. Jhr Haar ist gewohnlich viel
turzer als bei den Klammeraffen und titeist lebhast ge-
farbt, bietet aber einen fonderbaren Charakter in feitter
Richtung tind Vertheilung. Auf dem Oberkopse befin-
deit sich zwei Scheitelpunkte, und daher ftrebt das dort
fteheude Haar sich fo entgegen, dah ein niederer Wulst
entsteht; auch vonder Handwurzel bis zum Elkbogeit Wachst
das Haar in umgekehrter Richtung, die Spitzen nach Hin-
ten gerichtet. Maii erfennt den Schadel des Brullaffen
leicht an feiner pyramidalen Gestalt, dem gleichfam eckigen
tind fchroff entporsteigendeil Hittterkopse, dem fehr niedri-
gen Gesichtswinfel von 39° und dem daher ungentein
fchiefeit Profil. Der nach hinten fehr hohe Unterkiefer-
knochen ift bestimmt, das wunderbar angeschwolkene, in
eine Knocheitblafe verwandelte Zitngenbeiit zu fchutzeit.
Diefer fottderbare, attherlich als groher Kropf Hervortre-
tretende Apparat (Fig. 65.) steht mit der Luftrohre tit
Verbindiing, sangt die Stimnie wie ein Refvitanzbvden
aus tind verleiht ihr eine fede Voraussetzung ubertreffeude
Starke. Der Zahnbau zeigt itichts Besonderes; die Eck-
zahne sind sehr groh und gleichen dreifeitigen Pyramiden.
Die Glieder steheit tm gunstigen Verhaltnisse zu einander
und zum Korper; die vier Hande sind mit Daumen tind
die Finger mit kurzen, gewolbten Nageln versehen. Wenn
man die Schlankaffeit Llsiens mit delt Klammeraffett ver-
glichen hat, so kantt man andererfeits die Brullaffen als
Reprasentanten der Makako's anfehen. Sie sind uber
das tropifche Stidamerika von Guyana bis Paraguay
verbreitet und leben in dichten Nrwaldern vorzugsweis
itt der Nahe groher Strotne, meistens in Gesellschasten
vott 10 — 20 Stuck vereint. Fast nie steigen fte aus den
Boden hittab, bewegen sich aber, unterstutzt von ihretit
langen und sehr sestgreifenden Schwanze, mit Leichtigkeit
in den Batttiiwipseln. Seit der Entdeckung vott Amerika
ihres Geschreies Wegen beruhmt, sind sie haufiger als alke
andere Affenarten beschrieben, alkerdings aber auch zu
Gegenftanden der Fabekn wordett. In der Stikke der Ur-
walder vermag man das drohnende Geschrei einer ihrer
Heerden eine Halbe Stunde Weit zu vernehmen. Was
fchoit der deutsche Reisende Maregraff vor 200 Jahrett von
ihneil erzahlte, dah sie, durch einen bejahriereu Vorfanger
attgeftthrf, nur von Zeit zu Zeit itt ein unmelodisches
Chorgeheul ausbrechen, ist buchstablich wahr. Unbekannt
ift es sreilich, welche Urfachett sokche gemeinsame Stimm-
ubuitgett Hervorbringen tnogen, denn sie sind an (eitte Zeit
gebunden und ertonen unregelmahig die Liacht Hindurch
und selbst noch in den spateren Morgenstunden, menn das
Metter truber ift als gewohttlich. Wahrfcheinlich iver-
dett diese Thiere durch atmofpharifche Zustande, zuntal
durch eleetrifche Spannung fehr affieirt, deittt man bemerkt
dah vor Eintritt der regelmahigen Gewitter ihr Gebrulk
durch die Wildttih mit verdoppelter Starke fchallt. Die-
ferrauhe titid doch klagende und ungeachtet feiner Lautheit
ititd Starte stundenlang sortgefetzte Ruf hat des Nachts
etwas wahrhafi Schauerliches sur den Fremden, der
durch ihn 511111 ersteit Male aus dem tiesen Schlase des
sriedlichen Bivottak geftort wird. Die Nahritng der
Brullaffen besteht aus Bkattern, Knospen und Fruchten.
Die Weibchen werfen nur ein Junges und schleppen es fo
lange auf bent Rucken uinher, bis es erwachfdt genug
ift, tint sur sich selbst zu sorgen. Die bekannten Arten
kommen tibrigens burch trauriges unb gramliches Naturelk
uberem, entschliehen sich nur int Nothfalke zu raschen
Beweguiigen unb Wagen es niemaks, aufebenem Boben
aufrecht zu geheu. Verfolgt ober erschreckt suchen sie auf
ben Baumasten Zustuchtsorte unb bleiben ba, obwohl
tobtlich verwiinbet, an ihretti Greifschwanze aufgehångt.
Hatteti sie ben lauernben 3åger erblickt, ehe sie unter
krantpfhaften Anstrengungett starben, fo verntag felbst
ber Tob es nicht, bie Muskelu bes festgeivuiibeueu Sckiivatt-
zes zu erfchlaffett. Die Jttbier kemien biefen Untstand
itiib verhalten sich ruhig in ihrent Versteck, nachbem sie
beilt Brullaffen eine Tobeswunbe beigebracht haben.
Jhr Fleisch gilt fur fchntackhaster als basjenige alker
anberen Affen itttb ift itt ber That auch fetter unb wei-
Her. Nach Ektropa hat man, fo viel bekamit, noch
11ie eins biefer Thiere lebeitb gebracht. Aechte Kinber ber
wilbett unb Herreulofer Urwalber, vertragen sie burchaus
nicht bie Befchrankung ber gewohutett Freiheit. Selbst
in Amerika, 1o0 bie Eingeboretten befonderes Talent unb
Luft Habeit zu Zahmuitgsverfucheti au wilbett Thieren,
gelingt es nicht, einen Brullaffen, ben man juttg eittfiitg,
groh 511 ziehen, benn ohne feinen Warter fennen zu ternen,
ohne zu fpieken, aber Haufig in ein Trauergeheul attSbre-
chettb, magert er nach kurzer Zeit ab unb ftirbt, vott Nie-
inanb bedauert.
1. Der rothe Bruttaffe. (Mycetes seniculus.) Fig. 66.
Der rothe Brullaffe ift unter ben atuerikanifcheit Affen
ber gropte; feitt Korper mipt 1 Fup 8—10 Zoll in ber
Lauge, ber Schwanz etwas niebr. Die Farbe ift etwas
verauberlich unb geht aus glanzettbent Roftrokh in Kasta-
nienbraun unb fogar in Schwarzbrattu uber. Das Haar
steht auf ber Oberfeite ziemlich bict't, a>t ber unteren aber
fo bumt verftreuet, bah inauche ber ziemlich zahlrkichen
Spielarten an ber Bauchseite fast itackt sitib. Eitte folche,
ber Araguato, empfing ben Nanten „bareitartiger Brtill-
affe", weil ihr Haar fehr lang itub bicht ift, burfle sich
jeboch in (einem wefeutlicheit Piintte von beitt rolheit
Brullaffen unterfcheiben. Der Untfang bes blaulich-