ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

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Side af 322 Forrige Næste
Han-flugter. S'nugethiere. 41 freiwMger Blutergutz eintritt. Der Erzahler legte Ta- baksasche auf die Munde und entdeckte in der Nahe seiner Hangematte so diele ausgeworfene Blutklnmpen, dag eiit Chirurg seines Gesolges den ganzen Blutverlust anf 12 — - 14 Unzen schatzte. Aus diesen und ahnlichen Erzahlungen, welchen man einen unverdienten Glauben beigemessen hat, sind die nbertriebensten Geruchte entstanden von der Furchtbarkeit der blutsaugenden Fledermause, welchen man sogar eine besonders gebildete, stechende 3unge zuschrieb. Azara, einer der ersten unbesangenen Berichterstatter, giebt zu, dasi diese Bampyre schlafende Menschen angreifen und dasi er selbst zu vier Malen von lhnen in die Zehen gebissen worden sei, erklart aber die rundlichen, oberflachlichen Munden fur eben so unbedentend, als die Menge des nur aus den Capillargefasien gesogenen Blutes fur gering und setzt Hinzu, dasi Niemand die Bampyre furchte oder beson- dere Borsichtsmaasiregeln gegen fte ergreife. Die von Azara beschriebene Blattnasen sollen ant Boden fast so schnell wie Ratten hinlaufen konnen und sich an die Kamme und Halslappen der Haushuhner ansaugen, die dann ge- Wohnlich an den brandig gewordenen Munden sterben. Sie greifen auch Pserde, Maulthiere, Esel und Rindvieh an und pstegen sich vorzugsweis auf Schultern, Kreuz oder Hals zu setzen, weil Mahne und Schwanz lhnen das Festhalten erleichtern. Spatere Reisende haben diesen Bericht in allen wesentlichen Stucken beståtigt, und feinent ist ein Beispiel bekannt worden von todtlicher Berblutung. So viele Widerlegungen einer alten Fabel haben anf der andern Seite freilich die Folge gehabt, dasi man an dies Blutsaugen gewisser Fledermause gar nicht mehr glauben wollte. Dasi die sudamerikanischen Blattnasen nicht von Blut ausschliesilich leben konnen, sondern gleich anderen Chiropteren derselben Familie Jnsecten verzehren muffen, kann man schon aus ihrer Menge folgern, allein es steht eben auch fest, dasi sie, wo Gelegenheit sich bietet, Sau- gethiere und grohere Bogel angreifen. Sie sind uber das ganze tropische Sudamerika verbreitet und in einigen Provinzen Wahre Landplagen. In Maynas haben es die Missionaire von jeher unmoglich gefunden, Rindvieh- zucht einzufuhreit, benn die Kalber, die man dort, wie alle Hausthiere, des Nachts im Freien lasit, toerben so ost von den Vampyren besucht, dasi sie in Folge der Ader- laffe abmagern und sterben. Schlimm ist es, dasi die Entfernung der Walder, die z. B. auf Verminderung mancher Jnsectenplagen sehr gunstig eintoirkt, die blut- saugenden Fledermause nicht vertreibt, die auch in ganz offenen Gegenden leben und zum Theil sogar in den^ich- ten Palmendachern landlicher Wohnungen ubernachten. Sogar auherhalb der Wendekreise sehlt es nicht an der- gleichen Thieren. Darwin ertappte ein solches (Desmo- dus Orbignaei) in der Nahe von Coguimbo in Chile und ztoar in dem Augenblicke, too es an den Fusien seines Pferdes im Saugen begriffeu toar. Man fand am an- deril Morgen die gebissene Stelle geschtoollen und blutig und schonte das Pferd deshalb drei Tage, indessen traten durchaus keine schlimmen Folgen ein, die uberhaupt nur dann entstehen, toenn manden Sattel zu zeitig auf die ge- bissene Stelle legt und Entzundung veranlasit. Nicht ganz richtig und von irrigen Voraussetzungen ausgehend ist die Ansicht Waterhouse's von der Uebereinstimmung, welche ztoischen dem Bau und der Lebensart der blutsau- gendeit Blattnasen vorhanden sein soll. Der Mangel air achten Backenzahnen, toelche das Kanen allein gestatten, und die besondere Scharfe und Form der Schneidezahne sollen Vetoeis sein von der Nothtoendigkeit der Ernahrung dirrch Blutsaugen, sotoie die Bildung der Glieder ganz besonders Anheftung an fremde Korper begunstigen soll. DieAnstchten uberdie Zahl wahrer oder unachter Vacken- zahne sind jedoch sehr verschieden, und ausierdem sind die vorhandenen, toie sie auch heisien ntogen, hinreichend zur Zerkleinerung von Jnsecten. Die Glieder endlich sind zu jenein besonderen Ztoecke nicht gunstiger organisirt als bei allen vertoandten Chiropteren. Die Gattung der Phyllostomen umfasit ubrigens eine grosie Zahl von Arten, die durch ein getoisseS Familienansehen leicht kenntlich sind. Wir geben hier noch die Abbildungen ztoeier sud- amerikanischen Arten, uber deren Lebenstoeise nichts be- kannt ist, die gekerbte Blattnase (Pliyllostoma cre- nulatum), Fig. 119. und die toarzenlippige Blatt- nase (Pli. perspicillatum), Fig. 120., deren Lippen ver- moge eines toarzigen Besatzes toie gekerbt erscheinen. Beide Arten sind dunkelrusifarbig ; die letztere bewohnt in unzahl- baren Mengen die Hohlen der Kalkgebirge des tropischen Sudamerika und Westindiens. IV. Lailgzullgler. (Glossophaga.) Gattungscharakter : Vorderzahne 4 oben und un- ten ; Eckzahne mittelgrosi; Backenzahne 6 uberall, scharf- spitzig. Nasenblatt doppelt, das untere gemeiniglich mit der Lippe verwachsen. Ohren kurz, mit Ohrendeckel. Zunge halbcylindrisch, sehr lang, vorstreckbar. Schtoanz kurz oder fehlend. 1. Der schwanzlose Langjungler. (Glossophaga ecaudata.) Fig. 121. Die Langzungler gleichen ztoar im Aeusieren sehr den Blattnasen, unterscheiden sich aber wesentlich durch die tourmformige, einige Zoll lange Zunge, die uberall mit rauhen Warzen bedeckt, an der Spitze mit ruckivarts gerichteten Borsten besetzt ist, sich zur Rinne zusammen- rollen lasit und ein Saugorgan darstellt. Wie die Blatt- nasen, so toerden auch die Langzungler gelegentlich zu Blut- saugern und halten sich indenselben Gegenden auf. Man tennt mehrere theils kurzgeschtoanzte theils ganz schwanz- lose Arten. Die abgebildete misit mit ausgefpannten Vordergliedern 11% Zoll, hat einen seidenartigen, oben rusibraunen, unten toeisien Pelz und ist um Rio Janeiro nicht felten. V. Klappnase. (Rhinopoma.) Gattungscharakter: Vorderzahne oben 2, unten 4; Eckzahne mittelmasiig; Backenzahne oben 4, unten 5, stumpfspitzig. Nase lang, abgestutzt; Nasenblatt einfach. Ohren grosi, uber der Stirn vertoachsen, mit Ohrendeckel. Schtoanz lang, am Grunde vertoachsen, sonst frei. I. Die Igyptiseye Ktappnase. (Rhinopoma microphyllum). Fig. 122. Unter den nicht zahlenarmen Handfluglern, toelche in den dunkelit Vegrabnisiorten der uralten Trummern Ae- gyptens Hansen, ist die angefuhrte Art eine der gewbhn- lichsten. Schondie alteren Naturforscher, toelche Aegypten besuchten, gedenkeit ihrer. Sie ist 2 Zoll lang, Hat 7 Zoll Flugtoeite, einen dichtbehaarten, aschgrauen Pelz, sehr langen und bunnen Schtoanz. Die am Ende einer russelformigen Nase stehenben Nasenlocher toerben nach Willkuhr verengert unb haben bie Vermuthung veran- lasit, basi bie Jagb auf Jnsecten zumal auf ber Oberstache ber Gewasser geschehen nioge, too zeittoeilige Verschliesiung ber Nasencanale allerbings von Nutzen sein wurbe. VI. Ziertiase. (Megaderma.) Gattungscharakter: Obere Vorberzahne fehlen, unten 4 dreilappige; Ohren mit Ohrbeckel, ungemein grosi, unter einanber vertoachsen; Nasenblatt breifach; Schtoanz sehlt. 1. Die Kleeblatt-Ziernase. (Megaderma Trifolium.) Fig. 123. a Sie bewohnt die Sundainseln und Molucken und Heisit ausJava Lovo. Jhre Behaarung ist sehr lang und toeich, die Farbe mansegrau. — Abbildung des Schadels von der spitzklappigen Ziernase (Megaderma Frons) aus Ober- agypten giebt Fig. 123.b Eine dritte, durch geivaltig grosie-Ohren ausgezeichnete Art, die Leiernase (M. Lyra), Fig. 124., betoohnt Ostindien, ist oben brannroth, unten falb, hinsichilich ihrer Lebens- art aber eben so unbekannt als die anderen Arten derselben Gattung. VII. Kammnase. (Rhinolophus.) Gattungscharakter: Oben 2, unten 4 Vorder- zahne; Ohren ohne Ohrdeckel, grosi, nicht mit einander vertoachsen; Nasenblatt zusammengesetzt, Schtoanz vor- handen. 1. Die glanzende Jtammnafe. (Rhinolophus nobilis.) Fig. 125. Die Arten dieser Gattung leben gesellig in Europa, Asien und Afrika; die abgebildete ist anf Java zu Hans und heisit dort Kebbleck. Das Nasenblatt besteht aus einer Hautigen, breiten, guer uber die Nase laufenden Leiste, die, an den Seiten in mehrere Falten sich auflo- send, nach vorn eine stnmpfspitzige Kappe bildet. Pelz ungemein dicht, seidenartig glanzend, sehr toeich, mit bich- ter Grundtoolle versehen, oben braun, unten gran melirt. Lange des Korpers 4 Zoll, Weite der Flugel 19% Zoll. 2. Die dreizackige Kammnase. (Rhinolophus tridens.) Fig. 126. Die Nasenhante sind dreispitzig, der Schtoanz uber- rag^die Ztoischenschenkelhaut, die Ohren sind oval. Der Pelz ist dunn behaart, oben toeisigrau, unten weihlich, Husten und Weichen sind nackt. Der Korper ist 3 Zoll lang, der Schtoanz 8 Zoll, die Flugeliveite betragt 9 Zoll. Das Vaterland ist Aegypten, zumal das Jnnere der Py- ramiden und Katakomben. VIII. Hohlnase. (Nycteris.) Gattungscharakter: Eine tiefe Furche von der Stirn bis zur Mitte der Nase ; Nasenlocher mittels eines betoeglichen Deckels geschlossen; Schenkelhaut sehr grosi, den an der Spitze in einen gabelformigen Knorpel aus- laufenden Schtoanz ganz einschliesiend. Vorderzahne oben 4, unten 6; Backenzahne auf jeder Seite oben 4, unten 5; Ohren grosi, an dem Grunde verbunden. 1. Die thebische Hohlnase. (Nycteris thebaica.) Fig. 127. Die schon oben besprochene grosie Empfindlichkeit der Oberstache ist nicht die einzige, nit den Bedeckungen ber Chiropteren Vertounberung erregenbe Eigenschast. In ber Gattung ber Hohlnasen finbet sich auherbein noch bie Fahigkeit, bie Haiit bergestalt aufzublasen, basi bas Thier nach Geoffroy's Versichernng bas Ansehen eines mit Kops, Gliebern unb Fltigelit versehenen Balls annimmt. Die Haut Hangt nur an einigen Stellen mit dem Korper fest zusammen; uberall anderivarts breitet sich ein lockeres Zellgetoebe aus, toelches mittels der au ihreut Grunde durchbohrten Backentaschen willkurlich aufgeblasen toer- den kann. Den Rucktritt der eingetriebenen Luft verhin- dern Schliesimuskeln in den Backentaschen und ansehnlich grosie Klappen im Nacken unb Rocken. Welchen Zweck das Thier durch diese Ausblasung zu erreichen strebe, ist unbekannt. Die thebische Hohlnase misit 2 Zoll in der Lange ohne den eben so langen Schwanz, ist oben gran- braun, unten Heller und Hat ein spiralformiges Nasen- blatt. Sie sindet sich in ganz Aegypten, zumal Hausig in den Ruinen von Theben. IX. Grabflatterer. (Taphozous.) Gattungscharakter: Obere Vorderzahne fehlen, unten 4 gelappte. Schnauze vorstehend mit einer bis zur Stirn reichenden Furche; Lippen sehr dick; Ohren mittelmasiig, nicht verwachsen, mit Ohrdeckel. Schwanz lang, nit der Spitze frei. Die Grabflatterer gehoren zu den Flebermanseit mit platten Nafett, d. H. ohne blattartige Haute, sind von ge- ringer Grosie, zum Theil lebhaft gefarbt, halten sich an den einsamsten Orten auf und kommen in ganz Afrika, in Indien tind anf den sudasiatischen Jnseln vor. Der abgebildete Kopf (Fig. 128.) gehort einer in Ilede France gewohnlichen Art an, deni T. mauritianus. X. Schartciltlase. (Noctilio.) Gattungscharakter: Kurze anfgeschwollene, in der Mitte tiefgefpaltene Schnauze; Nase glatt, mit der Lippe verfliesiend; Ohren klein, seitlich zurtickstehenb, Ohrdeckel kurz, ausgezackt. Schenkelhaut sehr grosi, den Schwanz ant Grunde einschliesiend. Vorderzahne oben 4, unten 2 zweispaltige;'Backenzahne jederseits oben 4, unten 5. 1. Die genuine Schurtennase. (Noctilio leporinus.) Fig. 129. Sie lebt in eiitent grosien Theile von Sudamerika, ist namentlich in Brasilien sehr gemeiit, wo sie Abends nach Art unserer Fledermause auf den Fluffen Herumstreicht, etwa so grosi wie eine Ratte, sehr hasilich, mil mops- artigem Kopfe versehen, oben graubraun und durch einen gelbtoeisien, von den Schullern bis zur Schwanz- wurzel reichenden Laitgstreifen ausgezeichnel. Fig. 129. 6