Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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Han-flugter.
S'nugethiere.
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freiwMger Blutergutz eintritt. Der Erzahler legte Ta-
baksasche auf die Munde und entdeckte in der Nahe
seiner Hangematte so diele ausgeworfene Blutklnmpen,
dag eiit Chirurg seines Gesolges den ganzen Blutverlust
anf 12 — - 14 Unzen schatzte.
Aus diesen und ahnlichen Erzahlungen, welchen man
einen unverdienten Glauben beigemessen hat, sind die
nbertriebensten Geruchte entstanden von der Furchtbarkeit
der blutsaugenden Fledermause, welchen man sogar eine
besonders gebildete, stechende 3unge zuschrieb. Azara,
einer der ersten unbesangenen Berichterstatter, giebt zu,
dasi diese Bampyre schlafende Menschen angreifen und dasi
er selbst zu vier Malen von lhnen in die Zehen gebissen
worden sei, erklart aber die rundlichen, oberflachlichen
Munden fur eben so unbedentend, als die Menge des nur
aus den Capillargefasien gesogenen Blutes fur gering und
setzt Hinzu, dasi Niemand die Bampyre furchte oder beson-
dere Borsichtsmaasiregeln gegen fte ergreife. Die von
Azara beschriebene Blattnasen sollen ant Boden fast so
schnell wie Ratten hinlaufen konnen und sich an die Kamme
und Halslappen der Haushuhner ansaugen, die dann ge-
Wohnlich an den brandig gewordenen Munden sterben.
Sie greifen auch Pserde, Maulthiere, Esel und Rindvieh
an und pstegen sich vorzugsweis auf Schultern, Kreuz
oder Hals zu setzen, weil Mahne und Schwanz lhnen
das Festhalten erleichtern. Spatere Reisende haben diesen
Bericht in allen wesentlichen Stucken beståtigt, und feinent
ist ein Beispiel bekannt worden von todtlicher Berblutung.
So viele Widerlegungen einer alten Fabel haben anf der
andern Seite freilich die Folge gehabt, dasi man an dies
Blutsaugen gewisser Fledermause gar nicht mehr glauben
wollte. Dasi die sudamerikanischen Blattnasen nicht von
Blut ausschliesilich leben konnen, sondern gleich anderen
Chiropteren derselben Familie Jnsecten verzehren muffen,
kann man schon aus ihrer Menge folgern, allein es steht
eben auch fest, dasi sie, wo Gelegenheit sich bietet, Sau-
gethiere und grohere Bogel angreifen. Sie sind uber
das ganze tropische Sudamerika verbreitet und in einigen
Provinzen Wahre Landplagen. In Maynas haben es
die Missionaire von jeher unmoglich gefunden, Rindvieh-
zucht einzufuhreit, benn die Kalber, die man dort, wie
alle Hausthiere, des Nachts im Freien lasit, toerben so
ost von den Vampyren besucht, dasi sie in Folge der Ader-
laffe abmagern und sterben. Schlimm ist es, dasi die
Entfernung der Walder, die z. B. auf Verminderung
mancher Jnsectenplagen sehr gunstig eintoirkt, die blut-
saugenden Fledermause nicht vertreibt, die auch in ganz
offenen Gegenden leben und zum Theil sogar in den^ich-
ten Palmendachern landlicher Wohnungen ubernachten.
Sogar auherhalb der Wendekreise sehlt es nicht an der-
gleichen Thieren. Darwin ertappte ein solches (Desmo-
dus Orbignaei) in der Nahe von Coguimbo in Chile und
ztoar in dem Augenblicke, too es an den Fusien seines
Pferdes im Saugen begriffeu toar. Man fand am an-
deril Morgen die gebissene Stelle geschtoollen und blutig
und schonte das Pferd deshalb drei Tage, indessen traten
durchaus keine schlimmen Folgen ein, die uberhaupt nur
dann entstehen, toenn manden Sattel zu zeitig auf die ge-
bissene Stelle legt und Entzundung veranlasit. Nicht
ganz richtig und von irrigen Voraussetzungen ausgehend
ist die Ansicht Waterhouse's von der Uebereinstimmung,
welche ztoischen dem Bau und der Lebensart der blutsau-
gendeit Blattnasen vorhanden sein soll. Der Mangel air
achten Backenzahnen, toelche das Kanen allein gestatten,
und die besondere Scharfe und Form der Schneidezahne
sollen Vetoeis sein von der Nothtoendigkeit der Ernahrung
dirrch Blutsaugen, sotoie die Bildung der Glieder ganz
besonders Anheftung an fremde Korper begunstigen soll.
DieAnstchten uberdie Zahl wahrer oder unachter Vacken-
zahne sind jedoch sehr verschieden, und ausierdem sind die
vorhandenen, toie sie auch heisien ntogen, hinreichend zur
Zerkleinerung von Jnsecten. Die Glieder endlich sind
zu jenein besonderen Ztoecke nicht gunstiger organisirt als
bei allen vertoandten Chiropteren. Die Gattung der
Phyllostomen umfasit ubrigens eine grosie Zahl von Arten,
die durch ein getoisseS Familienansehen leicht kenntlich
sind. Wir geben hier noch die Abbildungen ztoeier sud-
amerikanischen Arten, uber deren Lebenstoeise nichts be-
kannt ist, die gekerbte Blattnase (Pliyllostoma cre-
nulatum), Fig. 119. und die toarzenlippige Blatt-
nase (Pli. perspicillatum), Fig. 120., deren Lippen ver-
moge eines toarzigen Besatzes toie gekerbt erscheinen. Beide
Arten sind dunkelrusifarbig ; die letztere bewohnt in unzahl-
baren Mengen die Hohlen der Kalkgebirge des tropischen
Sudamerika und Westindiens.
IV. Lailgzullgler. (Glossophaga.)
Gattungscharakter : Vorderzahne 4 oben und un-
ten ; Eckzahne mittelgrosi; Backenzahne 6 uberall, scharf-
spitzig. Nasenblatt doppelt, das untere gemeiniglich mit
der Lippe verwachsen. Ohren kurz, mit Ohrendeckel.
Zunge halbcylindrisch, sehr lang, vorstreckbar. Schtoanz
kurz oder fehlend.
1. Der schwanzlose Langjungler. (Glossophaga ecaudata.) Fig. 121.
Die Langzungler gleichen ztoar im Aeusieren sehr den
Blattnasen, unterscheiden sich aber wesentlich durch die
tourmformige, einige Zoll lange Zunge, die uberall mit
rauhen Warzen bedeckt, an der Spitze mit ruckivarts
gerichteten Borsten besetzt ist, sich zur Rinne zusammen-
rollen lasit und ein Saugorgan darstellt. Wie die Blatt-
nasen, so toerden auch die Langzungler gelegentlich zu Blut-
saugern und halten sich indenselben Gegenden auf. Man
tennt mehrere theils kurzgeschtoanzte theils ganz schwanz-
lose Arten. Die abgebildete misit mit ausgefpannten
Vordergliedern 11% Zoll, hat einen seidenartigen, oben
rusibraunen, unten toeisien Pelz und ist um Rio Janeiro
nicht felten.
V. Klappnase. (Rhinopoma.)
Gattungscharakter: Vorderzahne oben 2, unten
4; Eckzahne mittelmasiig; Backenzahne oben 4, unten 5,
stumpfspitzig. Nase lang, abgestutzt; Nasenblatt einfach.
Ohren grosi, uber der Stirn vertoachsen, mit Ohrendeckel.
Schtoanz lang, am Grunde vertoachsen, sonst frei.
I. Die Igyptiseye Ktappnase. (Rhinopoma microphyllum). Fig. 122.
Unter den nicht zahlenarmen Handfluglern, toelche in
den dunkelit Vegrabnisiorten der uralten Trummern Ae-
gyptens Hansen, ist die angefuhrte Art eine der gewbhn-
lichsten. Schondie alteren Naturforscher, toelche Aegypten
besuchten, gedenkeit ihrer. Sie ist 2 Zoll lang, Hat 7
Zoll Flugtoeite, einen dichtbehaarten, aschgrauen Pelz,
sehr langen und bunnen Schtoanz. Die am Ende einer
russelformigen Nase stehenben Nasenlocher toerben nach
Willkuhr verengert unb haben bie Vermuthung veran-
lasit, basi bie Jagb auf Jnsecten zumal auf ber Oberstache
ber Gewasser geschehen nioge, too zeittoeilige Verschliesiung
ber Nasencanale allerbings von Nutzen sein wurbe.
VI. Ziertiase. (Megaderma.)
Gattungscharakter: Obere Vorberzahne fehlen,
unten 4 dreilappige; Ohren mit Ohrbeckel, ungemein
grosi, unter einanber vertoachsen; Nasenblatt breifach;
Schtoanz sehlt.
1. Die Kleeblatt-Ziernase. (Megaderma Trifolium.) Fig. 123. a
Sie bewohnt die Sundainseln und Molucken und Heisit
ausJava Lovo. Jhre Behaarung ist sehr lang und toeich,
die Farbe mansegrau. — Abbildung des Schadels von
der spitzklappigen Ziernase (Megaderma Frons) aus Ober-
agypten giebt Fig. 123.b
Eine dritte, durch geivaltig grosie-Ohren ausgezeichnete
Art, die Leiernase (M. Lyra), Fig. 124., betoohnt Ostindien,
ist oben brannroth, unten falb, hinsichilich ihrer Lebens-
art aber eben so unbekannt als die anderen Arten derselben
Gattung.
VII. Kammnase. (Rhinolophus.)
Gattungscharakter: Oben 2, unten 4 Vorder-
zahne; Ohren ohne Ohrdeckel, grosi, nicht mit einander
vertoachsen; Nasenblatt zusammengesetzt, Schtoanz vor-
handen.
1. Die glanzende Jtammnafe. (Rhinolophus nobilis.) Fig. 125.
Die Arten dieser Gattung leben gesellig in Europa,
Asien und Afrika; die abgebildete ist anf Java zu Hans
und heisit dort Kebbleck. Das Nasenblatt besteht aus
einer Hautigen, breiten, guer uber die Nase laufenden
Leiste, die, an den Seiten in mehrere Falten sich auflo-
send, nach vorn eine stnmpfspitzige Kappe bildet. Pelz
ungemein dicht, seidenartig glanzend, sehr toeich, mit bich-
ter Grundtoolle versehen, oben braun, unten gran melirt.
Lange des Korpers 4 Zoll, Weite der Flugel 19% Zoll.
2. Die dreizackige Kammnase. (Rhinolophus tridens.) Fig. 126.
Die Nasenhante sind dreispitzig, der Schtoanz uber-
rag^die Ztoischenschenkelhaut, die Ohren sind oval. Der
Pelz ist dunn behaart, oben toeisigrau, unten weihlich,
Husten und Weichen sind nackt. Der Korper ist 3 Zoll
lang, der Schtoanz 8 Zoll, die Flugeliveite betragt 9 Zoll.
Das Vaterland ist Aegypten, zumal das Jnnere der Py-
ramiden und Katakomben.
VIII. Hohlnase. (Nycteris.)
Gattungscharakter: Eine tiefe Furche von der
Stirn bis zur Mitte der Nase ; Nasenlocher mittels eines
betoeglichen Deckels geschlossen; Schenkelhaut sehr grosi,
den an der Spitze in einen gabelformigen Knorpel aus-
laufenden Schtoanz ganz einschliesiend. Vorderzahne
oben 4, unten 6; Backenzahne auf jeder Seite oben 4,
unten 5; Ohren grosi, an dem Grunde verbunden.
1. Die thebische Hohlnase. (Nycteris thebaica.) Fig. 127.
Die schon oben besprochene grosie Empfindlichkeit der
Oberstache ist nicht die einzige, nit den Bedeckungen ber
Chiropteren Vertounberung erregenbe Eigenschast. In
ber Gattung ber Hohlnasen finbet sich auherbein noch bie
Fahigkeit, bie Haiit bergestalt aufzublasen, basi bas Thier
nach Geoffroy's Versichernng bas Ansehen eines mit Kops,
Gliebern unb Fltigelit versehenen Balls annimmt. Die
Haut Hangt nur an einigen Stellen mit dem Korper fest
zusammen; uberall anderivarts breitet sich ein lockeres
Zellgetoebe aus, toelches mittels der au ihreut Grunde
durchbohrten Backentaschen willkurlich aufgeblasen toer-
den kann. Den Rucktritt der eingetriebenen Luft verhin-
dern Schliesimuskeln in den Backentaschen und ansehnlich
grosie Klappen im Nacken unb Rocken. Welchen Zweck
das Thier durch diese Ausblasung zu erreichen strebe, ist
unbekannt. Die thebische Hohlnase misit 2 Zoll in der
Lange ohne den eben so langen Schwanz, ist oben gran-
braun, unten Heller und Hat ein spiralformiges Nasen-
blatt. Sie sindet sich in ganz Aegypten, zumal Hausig
in den Ruinen von Theben.
IX. Grabflatterer. (Taphozous.)
Gattungscharakter: Obere Vorderzahne fehlen,
unten 4 gelappte. Schnauze vorstehend mit einer bis
zur Stirn reichenden Furche; Lippen sehr dick; Ohren
mittelmasiig, nicht verwachsen, mit Ohrdeckel. Schwanz
lang, nit der Spitze frei.
Die Grabflatterer gehoren zu den Flebermanseit mit
platten Nafett, d. H. ohne blattartige Haute, sind von ge-
ringer Grosie, zum Theil lebhaft gefarbt, halten sich an
den einsamsten Orten auf und kommen in ganz Afrika,
in Indien tind anf den sudasiatischen Jnseln vor. Der
abgebildete Kopf (Fig. 128.) gehort einer in Ilede France
gewohnlichen Art an, deni T. mauritianus.
X. Schartciltlase. (Noctilio.)
Gattungscharakter: Kurze anfgeschwollene, in
der Mitte tiefgefpaltene Schnauze; Nase glatt, mit der
Lippe verfliesiend; Ohren klein, seitlich zurtickstehenb,
Ohrdeckel kurz, ausgezackt. Schenkelhaut sehr grosi, den
Schwanz ant Grunde einschliesiend. Vorderzahne oben
4, unten 2 zweispaltige;'Backenzahne jederseits oben 4,
unten 5.
1. Die genuine Schurtennase. (Noctilio leporinus.) Fig. 129.
Sie lebt in eiitent grosien Theile von Sudamerika, ist
namentlich in Brasilien sehr gemeiit, wo sie Abends nach
Art unserer Fledermause auf den Fluffen Herumstreicht,
etwa so grosi wie eine Ratte, sehr hasilich, mil mops-
artigem Kopfe versehen, oben graubraun und durch
einen gelbtoeisien, von den Schullern bis zur Schwanz-
wurzel reichenden Laitgstreifen ausgezeichnel. Fig. 129.
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