Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1847
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 312
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der Säugethiere
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SinugetHierc.
Putte Ordnung.
glebt bei a die Profilansicht des Kopfes, b Profil des
Schadels, c vordete Anstcht der Schnauze, d uorbere Ait-
ficht des Gebifses.
XI. Duggen - Fledermails. (Molossus.)
Gattungscharakter: Kopf kurz, rund; Schnauze
ntifgeschwollelt ; mit doggenartig Hangenden Lippen ; Ohren
kurz, nitf der Stirn zusanuuenhaugend. Zwischeiischeil-
kelhaut abgestutzt, den langen Schwanz am Ende um-
fassend. Vorderzahne sowohl oben als unten, in der
Zahl sehr veranderlich.
Der Name bezeichnet recht gut das eigenthumliche An-
sehen dieser fiber das tropische Amerika, zum Theil attch
fiber Ostindien und Aegypten verbreiteten Gattung, die,
in kleinen Gesellschaften lebend, an Mattern und Baumett
Herumklettert und einen uttvollkommenen Fltig haben soll.
Die rufifarbene Doggen-Fledermaus (Molossus
fumarius, Fig. 130.) ist schwarzlich brattn, am Battche
heller. Lange des Korpers 3 Zoll, des Schwanzes 2
Zoll, Flugelweite 12% Zoll. Vaterland Guyana und
Brafilieu.
XII. Fledermatts. (Vespertilio.)
Gattungsch ar akteriKopfdickundrund; Schnauze
vorstehend; Ohren don veranderlicher Grofie, stets mit
Ohrdeckel versehen ; Nase glatt, ohne Anhangsel. Schwanz
ganz oder doch zum grofiten Theile mit der Flughaut
verwachsen. Vorderzahne oben 4, unten 6. Backen-
zahne 4 —6 jederseits oben und unten.
Die Gattung der eigentlich sogenannten Fledermause
ist, ausgenommen sehr katte Lander, fiber die gattze Erde
derbreitet und besteht aus sehr vieten Arten, von Wetchen
in Deutschland attein gegett 18 vorkommen. Sie find
theits gesettige theits eittsam tebende Thiere, eritahren
sich von Jnsecten, zum Theil attch von den Vorrathen
des Landwirthes, wie von Speck, Oel u. s. w., die fie
jedoch itt der Gefangenschaft verschmahen soklen. Jhr
Aufenthalt ist stets an dunkeln, moglichst einsamen Orten;
unfahig, das Licht zu ertragen, sind sie, Wetttt sie am
Tage gestort werden, sehr hilflos; gegett die Kalte alifieru
sie groftc Empfindlichkeil und fallen daher ohne Ausnahme
und zeiliger als andere Thiere in Winterschlaf, erwachen
aber beittt Eintrille sehr Warnter Willerung schott itu Fe-
bruar. Matt Hat vertnulhel, dafi sie ebenso, Wie Vogel,
Zuglhiere Warett, indeni in einigen Gegenden Deulschlattds
im Sommer ganz andere Arten vorkommen als itu Win-
ter. Nicht alle stiegen gleich geschickt; einige vermogen
selbst vom platten Boden aufzustiegen, was der gewohn-
lichen Annahme sehr widerspricht. Zur Zahmnng eignen
sie sich nicht, denii sie sind bissig und zornig und verbrei-
ten gemeiniglich einen fibeln Geruch. Unter einander
sind sie nicht felten sehr uneutig und beifien sich dann die
Armknochen entzwei. Sie werfen nur ein Junges auf ein
Mal. Von den deutschen Fledermausen vermogen luir nur
drei Arten abzubilden.
I Die Zwergfledermaus. (Vespertilio Pipistrellus.) Fig. 131.«
Die Zwergstedermaus ist kanin 2 Zoll, ihr Schwanz
1 Zoll lang, die Flugweite betragt 8 Zoll. Sie ist oben
und unten schwarzbraun, hat kleine, dreieckige Ohren, einen
mondformigen Ohrdeckel und 36 Zahne, wird in ganz
Europa, aber auch in den Katakomben von Theben an-
getroffen, fliegt niedrig, erwacht aus ihrem Winterschlafe,
sobald irgend die Temperatur sich steigert, schlast aber bei
neu eintretender Kalte eben so schuell wieder ein. Den
vergrofierten Schfidel zeigt Fig. I31.b
2. Dle Speckmaus. (Vespertilio Noctula.) Fig. 132. b
Der Kopf ist groh.und rundlich, aber kleiner als die
dreieckigen Ohren, der Schwanz langer als der einfarbig
fuchsrothe Korper; die schwarze Flughaut tragt unter
dem Oberarme einen Haarigen Streif. Der Korper mist
3 Zoll in der Lange, der Schwanz fast 2 Zoll, die Flug-
weite betragt 14 Zoll. Zahne sind 32 vorhanden. Die
Speckmaus ist in ganz Europa, sowohl in Stadten als
auf dem Lande, gemein, beginnt ihre Streifereien weit
frfiher als andere Arten, ost schon 2—3 Stunden vor
Sonnenuntergang und fliegt anfangs sehrhoch, des Nachts
aber an der Wasserflache hin, wo sie ihre Nahrung (zwei-
flfiglige Jnsecten) in Menge findet. Sie lebt in zahl-
reiche Geseltschaften vereint, indessen sollen die trachtigen
Weibchen sich gesondert Halten.
3. Die grotzohrige Fledermaus. (Vespertilio auritus.) Fig. 132. C
Der Pelz ist bratingrau, die Ohren grbfier als der
ganze Korper, auf dem Scheitel verwachsen, was Veran-
lassung gegeben hat zur Errichtung einer besonderen
Gattung: Grofiohr (Plecotus), die sich aber in allen
anderen Hinstchten wie die gewohnlichen Fledermause ver-
halt. Fig. 133. liefert eine Ansicht von dem Kopfe iinda.
Schadel einer hierher gehorenden auslandischen Art, des
Timor-Grohohres (Vespertilio oder Plecotus timo-
rensis) und zwar b vordere Ansicht der Zahne, oSeiten-
anstcht des Schadels, d Seitenanficht des Kopfes.
Pritte (Ordnung.
Jnsectenfresser.
Die Jnsectenfresser bilden unter den Saugethieren eine
wohl unterschiedene Gruppe von meistentheils kleinen,
aber sehr gefratzigeit und durch Zerstorung zahllostr Jn-
sectenlarven und Wfirmer sehr nfitzlichen Geschopfe. Sie
haben die gewbhnlichen drei Arten von Zahnen, indessen
sind ihre Backenzahne stets mit eckiger, in scharfe Spitzen
auslaufender Schmelzkrone versehen. Ihre Ffifie sind in
der Regel kurz, meist funfzehig, die vorderen Haufig zum
Graben eingerichtet, daher sehr eigenthfimlich gebildet und
nothwendigerweise auf Schlfiffelbeine gestfitzt, welche
vielen anderen Saugethierordnungen fehlen. Sie treten
mit der ganzen Sohle auf und laufen in der Regel lang-
sam und ungeschickt ; viele graben und scharren mit Schnelle
und Kraft, einige schwimmen geschickt. Die Zitzen liegen
nicht mehr an der Brust wie in den ersten beiden Ord-
nungen, sondern wie bei anderen Saugethieren am Bauche.
In ihrer atifieren Organisation sallt die Entwickelung der
Nase und der Hantdrusen auf; die letzteren geben sich
schon durch die starkriechenden Absonderungen ktiitd, die
bald sehr unangenehnt, bald moschusartig sind. Wettige
von ihtten fibertreffen den gewohnlichen Jgel an Grofie;
die meisten gehoren zu den kleinen und schwachen, den
Menschett ffirchtenden und sich im Dunkel und unter der
Erde verbergenden Thieren. Raub zu stichen wird ihtten
beschwertich, und fiberhaupt sind sie unnothiger Bewegung
abhold; viele verbringen die Halste ihres Lebens im Win-
terschlafe. Ihrem Naturekl nach sind sie traurig, mifi-
trauisch und ungesellig. Sie setzen sich nur angegriffen
zur Wehr, entdecken aber mittels der grofien Scharfe ihres
Gehors leicht den nahenden Feind. An vielen unterirdisch
Lebenden ist der Sinn des Gesichts wenig entwickelt, bei
Einigen sogar liegt das Auge tinter der Haut verborgen.
Ihre Nahrung ist schon durch ihreit systematischen Natuett
angedeutet; indeni sie dieselbe grabend und wfihlend ver-
fotgen, tomten sie zwar dem Landwirthe unangenehm
werden, indessen ist der Schaden, den sie auf sotche Art
anstisten, durchaus in keinetn Verhaltnisst zu dem Nutzett,
der aus der Vertilgung der Brtit unzahliger niederer
Thiere entsteht. Mit vollein Rechte betrachtet titan sie
daher als ausgteichende Machte, die dem unverhaltnifi-
tttahigen Ueberhandttehttten gewisser Thierclassen wehrett.
I. SpitztltauS. (Sorex.)
Gattungscharakter: Obere zwei Vorderzahne
zweilappig, die unteren zwei lang, sehr schief nach vom
gerichtet, auf der Schneide gezahnelt; Eckzahne fehlen.
Schnauze lang, russelartig; Augen kleitt. Ffifie sfittf-
zehig. Korper seidenartig behaart. (Fig. 134. sechsfach
vergrofiertes Gebifi einer auf Ile de France lebenden
Spitztnaus.)
Die Spitzmause bilden eine artenreiche Gattung, die
man, auf sehr geringe Unterschiede der Zahnbildung
fufiend, unnothigerweise zerfallt hat. Sie sind fiber die
ganze Welt verbreitet, ffihren eitt nachtliches Leben, wfih-
leti im weicheren Boden unterirdische Hohlett, sind so
gefrahig, dafi kurzdauernder Hunger sie todtet, sressen
sich sogar gegenseitig die Jungen auf und haben aufier an
Wieseln und Ettlett keine Feittde, indeni die Katzen, chreti
auffallenden Geruch scheuend, fle nicht verfolgen.
1. Die genuine Spitzmaus. (Sorex vulgaris.) Fig. 135. 136. C
/ Die geineine Spitzmaus ist oben schwarzlich bratilt,
an ben Seiten braungelb, unten weihgrau. Der Schwanz
ist stiinipf vierkantig, dicht, aber kurz behaart und kttrzer
als der Kdrper. Der Korper iitifit 2 Zoll 7 Linien, der
Schwanz 1 Zoll 8 Linien. Man findet diese fiber ganz
Europa verbreitete Art sowohl in Thalern als auch auf
Bergen und zutual in der Nahe von Gewassem, obwohl
sie nicht schwimmt. Hunger und angestatitmte Ungesel-
ligkeit veranlassen grimmige Kampfe, sobald Einige auf
eittaitder tressen; sperrt man die Gefangenen ztisamitten,
so werden bie schwacherett stets von den starkeren attfge-
fressen. Andererstits werden sie haufig den Maulwfirfen
zur Bente. Im Monat August findet titan viele an Me-
gen todr Herumliegen; welche Ursache diese Sterblichkeit
Hervorbringe, ist nicht bekamit. Wie es mit unterirdischen
Thieren haufig geschieht, so hat ittatt auch mit Spitz-
mausen von jeher vielen Aberglaubett getrieben. In
England tind Niedersachsen hat man geglaubt, dafi durch
blofie Berfihrung einer Spitzmaus die Hausthiere er-
lahmten, und dafi ihr Bifi giftig sei. Das Letztere glattb-
ten auch Aristoteles, Plinius und Agricola; der latei-
nische Nattie Musaraneus soll eine Matts andeuten, beren
Bifi so giftig sei, als derjenige einer Spinite (Aranea).
In England pflegte man sottst als Mittel gegett diese att-
gebliche Vergistung die Zweige einer „Spitzmaus-Esche"
aufzulegeti, d. H. einer Esche, in beren angebohrtem und
zugepflockten Stamme eine lebende Spitzmaus eittgeschlos-
sen wordett war. Die gemeine Spitzmaus macht nut
oberflachliche Batte tinter Baumwurzelit u. s. to., das
Weibchen ein Nest mit Seitenossnuiigeti, in welchem es
im Friihjahre 5—7 Junge toirft. Ihre Stimine ist
scharf, aber so leis, dafi viele Personen sie nicht vernehmen.
2. Die WassersritzmailS. (Sorex fodiens.) Fig. 136. b
Die Wasserspitzniaus ist obeither fast reinfchtoarz, un-
ten toeifi; die Ffifie und die tintete Seite des Schwanzes
sind mit langen, steifett, weifiett Borsten gewimpert, die
runden Ohren kaunt sichtbar. Lange des Korpers 3 Zoll
4 Liiiien, des Schwanzes 2 Zoll 3 Linien. Im Ganzen
ist diese Art minder gemein als die vorhergehende und
kommt nur am User von hellen Bachen und Graben vor,
wo sie ihre Hohlett aitlegt. Sie schwinintt und taucht
sehr geschickt, indeni sie den Korper abplattet, die Seiten-
Haut etwas ausbreitet und den Schwanz als Ruder aus-
streckt. Wahrend des Tauchens erscheint ihr schwarzer,
sammtartiger Pelz fiberzogen mit zahllosen Silberkugeln,
den Lustblaschen namlich, welche, unter dem dichten
Haare Hervortretend, dieses vor dem Nafiwerden schutzen;
das Einstrotnen des Massers in den Gehorgang wird
durch eine geitau schliehende Klappe verhindert. Die
Nahrung besteht in Larven von Jnsecten, zutttal von Ein-
tagsfliegen, kleinen Krebsen und Fischen; die ersteren
werden mit der spitzen Schnauze aus dem Schlaiiiitie Her-
vorgegraben. Zwischett ihreit Coloniett legen die Was-
serspitzmause, dem Ufer entlang, schmale Verbindutigs-
pfade an; begegnen sich zwei, so stofien sie einen schwachen
scharfen Schrei aus, der vielleicht ein Erkenttungszeichen
sein mag. — Der Wasserspitzniaus nahe verwandt und
von Einigen ttur als Spielart betrachtet ist die rttder-
schwanzigeSpitzmaus (8orex remifer) Fig. 136. a.,
welche an der Bauchstite weit dunkler gefarbt und an der
Kehle gelblich ist, einen vierkantigen, an der Spitze ruder-
forntig zusantmengedrfickten Schwanz und gewimperte
Ffifie Hat. In der Grofie beider sindet ein Unterschied
katiitt Statt. Fig. 137. stellt die Sohle des Fttfies dar
von : a) der gemeinen Spitzmaus,.b) der Wasserspitzutaus,
c) der ruderschwanzigen Spitzmaus.
II. Btsamspttzmaits. DeStnan. (Myogale.)
Gattungscharakter: Vorderzahne oben 2, unten
4, die inittelsten unteren sehr klein und schtnal; Eckzahne