Die Marfels'sche Uhren-sammlung
Umfassend Interessante Taschen-Uhren Seit Erfindung Derselben
År: 1888
Forlag: Kühl & Co. Grossherzoglich Hessische Hof-Kunstantstalt
Sted: Frankfurt Am Main
Sider: 121
UDK: st.f.739.3 Mar
In 48 Lichtdruck-Tafeln Nebst Erläuterndem Text
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durch den in Fig. 8 veranschaulichten Mechanismus getrieben, von Stunde zu Stunde um
eine Zahl weiter springt, sobald der Minutenzeiger auf der 60 angelangt ist.
Fig. 7.
Auf der Welle des äusser der Mitte stehenden Minutenrades sitzt anstatt des Viertel-
rohres, mit Reibung beweglich, ein glattes Rohr, das auf dem oben angebrachten Viereck den
Minutenzeiger trägt. Das untere Ende des Rohres ist mit einem Finger versehen, durch
welchen der Mechanismus, der das Weiterspringen der Stundenseheibe bewirkt, allstündlieh in
folgender Weise in Bewegung gesetzt wird: Sobald der erwähnte Finger bei seinem stünd-
lichen Umlauf einen Zahn des Sternes a berührt, wird derselbe weitergedreht und somit auch
der federnde Sternkegel c nach und nach gehoben, bis er auf der Spitze des Zahnes angelangt,
von diesem abgleitet und in die folgende Zahnlücke des Sternes a einfällt. Da die Zähne des
Sternes a anderseits auf den an der Stundenseheibe sitzenden Stern b wirken, so wird hier-
durch natürlich auch der letztere und damit die Stundenscheibe sprungweise weiterbewegt.
Infolge der Wirkung des vorbeschriebenen Mechanismus erscheint also jede Stunde eine neue
Zahl in dem Ausschnitt des Zifferblattes.
Um das Spiel des Mechanismus verständlicher zu machen, sind die Sterne a und b in der
Zeichnung über die Stundenscheibe gelegt, während sie sich in Wirklichkeit unter dieser befinden.
Dass man schon früher mit dem Gedanken umging, Uhren mit doppelter Zeitangabe
der bürgerlichen resp. Ortszeit und der astronomischen resp. Weltzeit — herzustellen, be-
weist die aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts stammende, auf Tafel XIV Fig. I darge-
stellte Spindeluhr. Der Verfertiger dieser Uhr ist sogar noch weiter gegangen, indem er bei
Angabe der Weltzeit, schon das reine Dezimalsystem in Anwendung bringt und den Tag in
10 Stunden zu je 100 Minuten eintheilt.
Behufs der doppelten Zeitangabe hat die Uhr zwei Zifferblätter, eins auf der vorderen
und eins auf der hinteren Seite, von welchen das für die Ortszeit bestimmte die gewöhnliche
Stundeneintheilung von 1—12 hat, und das andere, für die Weltzeit bestimmte, in 10 Stunden,
welche den 24 Stunden eines ganzen Tages entsprechen, eingetheilt ist.
Es ist interessant zu sehen, wie der alte Meister hiermit einen in neuerer Zeit
wiederholt aufgetauchten Vorschlag: „zur Angabe der Weltzeit den Tag, mit Beginn am
Mittag, in 10 Stunden, davon jede in 100 Minuten, und jede Minute in 100 Sekunden zu
theilen,“ zur Ausführung gebracht hat.
Die Zeigerwerke dieser Uhr sind folgendermassen eingerichtet. Durch das durch-
bohrte Grossbodenradstrieb geht — mit Reibung drehbar — eine Welle, auf deren beiden
vorstehenden Enden — also auf jeder Seite der Uhr — ein Viertelrohr fest aufgesteckt ist.
Das Zeigerwerk der einen Seite, welches die Ortszeit angibt, hat die übliche Berechnung auf
12 Stunden mit je 60 Minuten, während das Zeigerwerk auf der anderen Seite — das für
die Angabe der Weltzeit bestimmte — eine von ersterem ganz abweichende Berechnung be-
sitzt. Bei diesem Zeigerwerk hat das auf der Zeigerwelle sitzende Rohr ein Trieb mit
15 Zähnen, welches in ein, sich um eine Ansatzschraube drehendes Rad mit 45 Zähnen ein-
greift, und dieses infolge der Zähnezahl in .3 gewöhnlichen Stunden einmal herumbewegt.
Dieses Rad greift in ein zweites Rad von gleicher Grösse und Zähnezahl, auf welchem das
Wechselrad befestigt ist. Letzteres hat 30 Zähne und greift in das eigentliche Viertelrohr,
welches sich frei auf dem ersterwähnten Rohr der Zeigerwelle dreht, mit 24 Zähnen versehen
ist und den Minutenzeiger trägt. Das Wechselrad hat ein 8er Trieb, welches seinerseits
in das Stundenrad mit 64 Zähnen eingreift und dasselbe herumbewegt.
Aus der angeführten Berechnung geht hervor, dass bei diesem Zeigerwerk der
Minutenzeiger sich in einem Tage = 24 gewöhnlichen Stunden nur 10 mal und der Stunden-
zeiger 1 mal herumbewegt. Jede Dezimalstunde der von letzterem Zeigerwerk bewirkten
Angabe der Weltzeit entspricht also genau der Dauer von 22/a Stunden oder 144 Minuten der
von ersterem Zeigerwerk bewirkten Angabe der Ortszeit.
Von den in der Sammlung vorhandenen Taschenuhren mit Musikwerk und Repetition
wollen wir nur eine, die sich durch sehr gediegene Arbeit und ihr klangvolles Musikwerk be-
sonders auszeichnet, erwähnen.
Die Konstruktion
bekannt sein, weniger aber
derartiger Uhren wird den älteren Fachgenossen im Allgemeinen
den jüngeren, da diese Uhren jetzt nur noch selten vorkommen.
Wir geben daher für diejenigen Leser,
^8’^ welche noch keine Gelegenheit hatten, ein
solches Werk im Inneren zu betrachten, in
Fig. 9 eine Abbildung dieser Uhr mit abge-
hobenem Zifferblatt.
Die Uhr spielt nach jeder abgelaufenen
Stunde, sobald der Minutenzeiger auf der XII
erscheint, ein Musikstück und wiederholt das-
selbe auch beliebig oft, wenn man die Arre-
tirung abstellt.
Die Stifte, welche die Tonfedern heben,
befinden sich hier nicht auf einer Walze, wie
bei Spieldosen, sondern auf einem flachen Rade.
Da der ganze Spielwerkmechanismus in der
Zeichnung frei zu Tage liegt, so ist alles
Uebrige leicht verständlich und bedarf keiner
weiteren Erörterung.
Ein anderes interessantes Stück der Samm-
lung ist eine mit grosser Sorgfalt ausgeführte,
acht Tage gehende Spindeluhr mit ausserge-
wöhnlich kleiner Unruhe. (Tafel VI Fig. 3).
Im Gegensatz dazu hat die Uhr ein riesiges
Federhaus mit sehr langer Feder. Um die
Zugkraft der letzteren in der achttägigen
Gangdauer nach Möglichkeit auszugleichen, ist
die Schnecke dementsprechend geformt, trotzdem aber und trotz der wirklich schönen Ar-
beit möchten wir keine Garantie für den gleichmässigen Gang dieser mit einem Aufzuge acht
Tage gehenden Spindeluhr übernehmen.