ForsideBøgerDie Marfels'sche Uhren-sa…Seit Erfindung Derselben

Die Marfels'sche Uhren-sammlung
Umfassend Interessante Taschen-Uhren Seit Erfindung Derselben

År: 1888

Forlag: Kühl & Co. Grossherzoglich Hessische Hof-Kunstantstalt

Sted: Frankfurt Am Main

Sider: 121

UDK: st.f.739.3 Mar

In 48 Lichtdruck-Tafeln Nebst Erläuterndem Text

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Side af 130 Forrige Næste
— 23 — — 24 — Das Zifferblatt ist wie das Gehäuse ans Bronze gearbeitet, gravirt und vergoldet. Das Werk dieser aus dem Ende des 17. Jahrhunderts stammenden Uhr, deren Verfertiger nicht bekannt ist, besitzt keine Schnecke und ist ebenfalls in allen Theilen Handarbeit. Ebenso wie in der vorher beschriebenen Reiseuhr ist auch in der vorliegenden das Werk ein Stunden- werk, hat also nur einen Stundenzeiger und schlägt die Stunde nach Ablauf einer jeden auf eine im Innern des Gehäuses angebrachte sehr laut tönende Glocke. Die meisten Räder des Werkes sind von Eisen verfertigt und mehrere derselben haben 5er Triebe, wie sie übrigens auch noch in verschiedenen anderen sehr alten Uhren dieser Sammlung anzutreffen sind. Taschenuhren mit getriebenen Gehäusen sind im Allgemeinen keine Seltenheit, denn in manchen Gegenden giebt es deren viele; wirklich gut getriebene Stücke trifft man aber trotzdem nur vereinzelt an, und von diesen scheinen in der That nur wenige zu existiren. Die meisten der vorkommenden Uhren dieser Art sind theils schlecht in der Zeich- nung, theils sehr roh und oberflächlich ausgearbeitet und nicht selten derart abgenutzt, dass von den am meisten hervortretenden Stellen kaum noch etwas deutlich zu erkennen ist. Um so höher sind deshalb einige Stücke der Marfels’schen Sammlung zu schätzen, welche sowohl in der Zeichnung als auch in der Ausführung und Erhaltung Nichts zu wünschen lassen. Hierzu gehört beispielsweise die durch Tafel XII, Fig. 6, wiedergegebene silberne Spindeluhr aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts. Die Zeichnung stellt den hinteren Boden des Gehäuses dar, welcher mit einem vorzüglich ausgeführten Relief: „Diana, auf der Jagd einen schlafenden Schäfer überraschend“, geschmückt ist. Die einzelnen Figuren sind sauber ciselirt und theilweise ausgesägt; das Ganze macht einen überaus harmonischen Eindruck. Im unteren Theile des Reliefs ist auf einer bandartigen Verzierung der Name des Verfertigers: „D. Cochin“ angebracht. Ein mit einem Glase versehener Deckel schützt die Gruppe vor Abnützung. Die gleiche Bearbeitung treffen wir auch in der durch Fig. 2 a und 2 b der gleichen Tafel veranschaulichten, hohen englischen Spindeluhr au, welche etwa aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts stammt und mit 2 Gehäusen versehen ist. Das Innere derselben ist glatt, währen ddas Aeussere eine ausserordentlich hoch getriebene Gruppe aufweist, bei weichei- einzelne Figuren bis zu 3 mm Höhe aus der Grundfläche hervortreten. Die Zeichnung: eine indische Begrüssungsseene darstellend, ist zwar nicht so musterhaft, wie bei der vorher beschriebenen Uhr, dieser Mangel wird aber durch die be- sonders hohe Ciselirung ausgeglichen. Namentlich erwähnenswerth an dieser Uhr ist noch das silberne Zifferblatt, welches so scharf und fein gravirt ist, dass es für sich allein die Uhr zu einem Kunstwerke macht. Das Werk ist, wie bei den meisten englischen Uhren aus dieser Zeit, gut gearbeitet und trägt auf dem Zifferblatte den Namen des Verfertigers: „C. Leekey, London“. Von Cochin, dem Verfertiger der vorletzten Uhr, rührt auch die schöne getriebene Arbeit an einer silbernen, feuervergoldeten Spindeluhr her, von welcher Fig. 6 Tafel IV eine Ansicht giebt. Die getriebene Arbeit stellt hierbei eine biblische Begebenheit des alten Testaments dar: Esther, vor dem Throne des persischen Königs Xerxes knieend, wird von diesem zu seiner Gemahlin erhoben. Die ziemlich zahlreichen Figuren bringen durch geschickte An- ordnung eine harmonische Wirkung hervor und sind, wie alle Arbeiten Cochin’s, schön ge- trieben und bis in die kleinste Einzelheit sauber ausgearbeitet. Ebenso wie bei der früher beschriebenen Arbeit dieses Meisters ist auch hier die Gruppe durch einen mit einem Glase versehenen Deckel vor Abnützung geschützt. Das Werk dieser aus dem vorigen Jahrhundert stammenden Taschenuhr ist französischen Ursprungs und weist keine Besonderheiten auf, nur hat dieselbe nicht mehr die hohe Form, wie sie den älteren Uhren eigen war, sondern sie gehört, wie fast alle Uhren aus dem Ende des verflossenen Jahrhunderts, bereits der Uebergangsperiode zur flachen Bauart der Werke an. Dass man früher auf die künstlerische Verzierung und reiche Ausstattung der Ziffer- blätter einen weit grösseren Werth legte als heutzutage, das beweisen uns in erster Linie die silbernen gravirten Zifferblätter, wie wir sie bei den meisten Uhren des 16.—18. Jahr- hunderts finden, und welche durchweg vorzüglich gearbeitet sind. Eine Bestätigung hierfür bietet uns auch die auf Tafel VI Fig. 6 in der Vorderansicht dargestellte goldene Spindeluhr, welche, von den gewöhnlichen Uhren abweichend, zwei Zifferblätter, auf der Vorder- und Rück- seite je eines, besitzt. Das eine Zifferblatt ist einfach in weissem Email gehalten, während das zweite, welches durch die Zeichnung veranschaulicht wird, ein Prachtstück im vollsten Sinne des Wortes ist. Es ist theils mit vergoldeten, theils mit emaillirten Einlagen in ver- schiedenen Farben sehr geschmackvoll verziert und alle Theile lassen erkennen, dass auf ihre Herstellung ausserordentlicher Fleiss verwendet worden ist. Die ornamentalen Zeiger sind aus Gold herausgesägt und gravirt und, wie das Ganze, im Style Louis XV. gehalten. Der Kontrast zwischen den goldenen Zeigern und den emaillirten, reich vergoldeten Einlagen in verschiedenen Farben bringt die prächtigste Wirkung hervor. Der Fachmann wird bei Besichtigung des Werkes mit Genugthuung erfüllt, da das- selbe, dem prunkvollen Aeusseren der Uhr entsprechend, in allen Theilen vorzüglich ausgeführt ist. Die innere Einrichtung des Werkes, dessen Verfertiger unbekannt ist, ähnelt der früher beschriebenen Uhr mit Dezimaltheilung, nur mit dem Unterschiede, dass hier die beiden Zeiger- werke die 24 Stunden-Berechnung aufweisen. Einem ausnehmend schönen und sehr selten vorkommenden Stück — wahrscheinlich französische Arbeit — begegnen wir in der auf Tafel VIII Fig. 3 wiedergegebenen goldenen Spindeluhr aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Das Werk dieser Uhr ist verhältnissmässig einfach, was aber das Gehäuse anlangt, so lehrt schon ein Blick auf die Zeichnung, dass dasselbe in seiner Art ein Meisterstück ist. Das Gehäuse ist in allen seinen Theilen mit reizenden Goldverzierungen in vier Farben ( à quatre couleurs) geschmückt, welche in Gestalt pflanzenartiger, zahlreich mit Blüthen durch- setzter und an vielen Stellen mit Granaten eingelegter Ornamente dasselbe vollständig bedecken. Der Rand des Gehäuses, die Carrure, ist mit besonders fein ciselirten Blumen und Frucht- stücken geschmückt und in der Mitte des Gehäusebodeus bilden 6 schöne Granaten eine reizende Verzierung, welche noch dazu beiträgt, die Gesammtwirkung zu erhöhen. Das Ganze macht in seinen verschiedenen Farben, seiner reichen Komposition und feinen Ausführung einen äusserst bestechenden Eindruck und dürfte daher diese Uhr, deren Verfertiger leider unbekannt ist, den Kabinetstücken der Sammlung zuzuzählen sein. Von der überaus grossen Seltenheit derartiger Uhrgehäuse, wie das eben vorge- führte, kann die Thatsaehe einen Beweis liefern, dass der Schreiber dieses, dem schon viele Hunderte antiker Uhren zu Gesicht gekommen sind, noch niemals Gelegenheit hatte, ein zweites Exemplar dieser Art zu sehen. Von allen bisher beschriebenen, mit Emailleverzierungen versehenen Uhren ab- weichend, zeigt uns die auf Tafel VIII Fig. 1 veranschaulichte Rückseite einer goldenen Damenuhr eine eigenartige und auffallende Ausschmückung des Gehäuses. Der Glasrand so- wohl wie der hintere Boden sind mit je einem Reifen eingefasst, der reich mit Türkisen und Granaten besetzt ist. (In der Zeichnung sind die Türkisen an der helleren, die Granaten an der dunkleren Farbe leicht von einander zu unterscheiden.) Innerhalb des Reifens ist der Gehäuseboden mit verschiedenfarbigen Emaille- und Goldverzierungen versehen, welche in ihrer originellen Form an die Erzeugnisse der Goldschmiedekunst des<16. Jahrhunderts er- innern und diese Uhr zu einer interessanten Erscheinung machen. Das Werk bietet zwar keine Besonderheiten, ist aber gut gearbeitet und mit einem schön ausgeführten, vergoldeten Zifferblatt mit aufgelegten Emaillezahlen versehen.