Die Marfels'sche Uhren-sammlung
Umfassend Interessante Taschen-Uhren Seit Erfindung Derselben
År: 1888
Forlag: Kühl & Co. Grossherzoglich Hessische Hof-Kunstantstalt
Sted: Frankfurt Am Main
Sider: 121
UDK: st.f.739.3 Mar
In 48 Lichtdruck-Tafeln Nebst Erläuterndem Text
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Diese Uhr stammt allem Anschein nach auch aus dem Ende des vorigen Jahr-
hunderts; ihr Verfertiger ist aber ebenfalls nicht bekannt.
Auch die künstlerische Ausstattung des Gehäuses der auf Tafel V Fig. 4 a und 4b ver-
anschaulichten grossen Taschenuhr ist eine derartige, wie sie nur selten angetroffen wird.
Die Verzierungen sind bei diesem Stücke nicht getrieben, sondern gravirt und die reichen,
in schönen Barock - Motiven aus Thieren und Arabesken bestehenden Gravirungen er-
strecken sich sogar bis auf das Mitteltheil (die Carure) und den Glasrand, wodurch die Uhr
für den Kunstliebhaber noch bedeutend gewinnt, da diese Art der Gehäusebearbeitung eine
beträchtliche Handgeschicklichkeit und vielen Kunstsinn voraussetzt. Das Gehäuse ist von
bronze und umschliesst eines der hohen französischen Werke, wie sie am Anfänge des 18. Jahr-
hunderts (die Uhr stammt etwa aus dem ^Jahre 1710) allgemein Mode waren, und welche selbst
viel höher als die englischen Werke sind. Das vorzüglich gearbeitete Werk (mit nur einem
Zeiger) weist einen sehr gut stylisirteu Unruhkloben auf. Das Zifferblatt ist ebenfalls in
Bronze hergestellt und vergoldet, während die Zahlen auf besonders eingesetzten Emaille-
plättcheu aufgemalt sind. Der Verfertiger ist Clement Fiacre, Paris.
Die eigenartigen, kräftigen Verzierungen auf dem Gehäuse der folgenden Uhr
lafel All Fig. 3 sind ebenfalls weder getrieben noch gepresst, sondern ausgestochen und
ciselirt. Die aus Blumen und Pflanzentheilen bestehenden Ornamente sind in flachem Belief
gehalten; zwar sind sie einfacher wie die auf der vorherbeschriebenen Uhr, dafür aber um so
kräftiger ausgearbeitet und nehmen sieh auf dem silbernen Gehäuse sehr gut aus. Die Uhr,
von L. Hess jn Zürich verfertigt, stammt aus dem Anfänge dieses Jahrhunderts, gehört also
einer verhältnissmässig jüngeren Zeit an. Das Werk bietet nichts Aussergewöhnliches, ist im
Gegentheil, wie fast alle Uhren aus jener Periode, sehr nüchtern ausgeführt. So stylvoll und
verschiedenartig die Kloben, Pfeiler und sonstigen mit Verzierungen versehenen Theile in
französischen Uhren aus dem 17. und dem Anfänge des 18. Jahrhunderts gehalten sind, so
einförmig und styllos werden dieselben gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Es steht dies auch
ganz im Einklange mit der zu jener Zeit in allen Dingen herrschenden Geschmacklosigkeit.
Wie im Allgemeinen gut getriebene Uhren selten sind, so gehören auch schöne und
zugleich gut erhaltene Uhren mit Gehäusen à quatre couleurs zu den Seltenheiten. Die meisten
Stücke dieser Art sind entweder von vornherein nur leichtfertig gearbeitet oder, falls sie gut
ausgeführt waren, durch jahrelanges Tragen fast bis zur Unkenntlichkeit abgenutzt und in
Folge dessen werthlos.
Die zwei Exemplare, welche die Marfels’sche Sammlung enthält, sind nach allen
Richtungen hin mustergiltig und bilden daher einen werthvollen Theil derselben. Die eine
dieser Uhren haben wir auf Tafel VIII Fig. 3 unseren Lesern bereits vorgeführt, während
wir auf Tafel XI Fig. 4 a. eine Ansicht des zweiten Stückes geben. Es ist eine gewölbte
Cylinderuhr älteren Systems, welche auf dem hinteren Gehäuseboden mit vorzüglich ciselirten
Goldauflagen, die eine Art Stillleben vorstellen, versehen ist. Auf der hinteren Platine des
Werkes befindet sich der Name des Meisters: Wilh. Bode in Wilhelmsthal. Die Uhr ist etwa
um das Jahr 1780 entstanden. Wie vielleicht nur wenigen Lesern bekannt sein dürfte, sind
die vierfarbigen Goldauflagen in rother, grüner, bläulichweisser und gelber Farbe bei derartigen
Arbeiten sämmtlich aus Gold hergestellt und zwar werden die verschiedenen Farben durch
Legiren des Goldes mit Silber, Kupfer etc. hervorgebracht.
Eine ganz eigenartige Bearbeitung des Gehäuses, wie wir sie bisher nicht angetroffen
haben, wird auf Tafel IV Fig. 4 veranschaulicht. Der hintere Boden des Gehäuses dieser Uhr
ist mit einer dunklen Emaille bedeckt, in welche hellere Emaille-Arabesken in verschiedenen
Farben kunstvoll eingelassen sind. Die Verzierungen stellen einen Blütheustrauss dar, auf
welchem sich ein Schmetterling wiegt, und bringen auf dem dunklen Untergrund eine höchst
angenehme Wirkung hervor. Diese Uhr, deren Verfertiger unbekannt ist, stammt aus der-
selben Zeit, wie die zuletzt beschriebene, und weist das Werk ebenfalls keine Besonderheiten
auf. Das Zifferblatt ist aus Silber gefertigt, besitzt aber bei weitem nicht die exakte Aus-
führung, wie wir sie an den Uhren des 17. und 18. Jahrhunderts angetroffen haben, und welche
wir wegen ihrer minutiösen und geschmackvollen Ausarbeitung als kleine Kunstwerke
bezeichneten.
Von den Uhren der Sammlung, welche mit Pique-Uebergehäusen versehen sind, haben
wir unseren Lesern schon ein recht hübsches Stück vorgeführt. Ein zweites schönes Exemplar
dieser Gattung veranschaulicht Tafel IV Fig. 2. Wie bereits bei dem ersten Stück gesagt
wurde, besteht diese Verzierungsmanier darin, dass Schildpattgehäuse mit goldnen oder silbernen
Stiftchen oder Einlagen versehen werden, welche oft höchst geschmackvolle Gruppirungen bilden.
Im Mittelfelde des vorliegenden Gehäuses, welches durch einen Ring begrenzt wird, stellen
die arabeskenartigen Verzierungen eine Blumenvase dar, während der übrige Theil mit Blatt-
guirlanden, auf welchen sich Vögel wiegen, verziert ist. Auf dem dunklen Schildpattgrunde
nehmen sich diese Verzierungen sehr gut aus, wozu ihre harmonische Gruppirung nicht
wenig beiträgt.
Eigenthümlich bei dieser Uhr ist das Zifferblatt, durch welches dieselbe für eine
chronologische Sammlung besonders werthvoll ist. Während nämlich das Mittelfeld des Ziffer-
blattes weiss emaillirt ist, ist der Zahlenreif aus Silber hergestellt. Allem Anscheine nach
wollte der Verfertiger in richtiger Erkenntniss des Uebelstandes der silbernen Zifferblätter,
welche zur damaligen Zeit zwar durchweg vorzüglich gravirt waren, aber die Zeiger nicht
wirksam genug hervortreten liessen, dieselben modifiziren und wählte die beschriebene An-
ordnung von Emaille und Silber. Auf diesem so konstruirten Zifferblatte ist der Stand der
Zeiger sofort ersichtlich. Das Werk dieser Uhr ist sauber gearbeitet, namentlich ist der styl-
volle Unruhekloben mit seiner künstlerischen Gravirung als ein Meisterstück zu bezeichnen.
Verfertigt wurde die Uhr etwa um das Jahr 1725 von C. Csacher in Prag.
Wir hatten schon früher Gelegenheit zu bemerken, dass unter allen englischen Uhr-
machern C. Cabrier in London in der feinen und stylvollen Ausführung der Kloben und
Zifferblätter ganz Vorzügliches leistete. Eine weitere Bestätigung des bedeutenden Talentes
dieses Meisters liefert uns die auf Tafel IX Fig. 4 a. und 4 b. veranschaulichte silberne Spindel-
uhr mit Doppelgehäuse, deren Zifferblatt und Unruhkloben in der exakten Ausführung und
Kombination geradezu unübertroffen dastehen. Aber auch das Uhrgehäuse dieses Stückes, von
dem leider nur die äusseren Ornamente noch unversehrt sind, weist eine herrliche getriebene
Arbeit auf, die sich der inneren Ausführung des Werkes würdig zur Seite stellt. Bei diesem
Stücke ergänzen sich also, was selten vorkommt, innere und äussere Ausstattung zu einem
werthvollen Ganzen. Die im Mittelfelde des Gehäusebodens befindliche, von prächtigen Orna-
menten umrahmte, mythologische Scene hat durch Abnutzung leider gelitten. Das eigentliche
(innere) Gehäuse ist, wie dies gewöhnlich der Fall, glatt und birgt das wohl erhaltene Werk,
dessen hintere Platine den Namen des genannten Verfertigers trägt. Allem Anscheine nach
entstammt diese Uhr der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Die folgende silberne Spindeluhr mit Doppelgehäuse gehört der Gattung der durch-
brochenen und getriebenen Arbeiten an; hier ist das innere Gehäuse nicht glatt, wie
bei dem eben besprochenen Stück, sondern wie das äussere sehr kunstvoll durchbrochen. Wir
geben auf Tafel IV Fig. 5 a und 5b Ansichten von beiden Gehäusen. Das sehr breite Mittel-
theil des inneren Gehäuses ist mit äusserst zierlichen Thier- und Pflanzenarabesken durch-
brochen. Das Mittelfeld des äusseren Gehäuses ist mit einer kunstvoll getriebenen mytho-
logischen Scene versehen, welche von entzückenden Ornamenten umrahmt ist, die nach dem
Rande hin theilweise ausgesägt sind. Auch der Glasrand des Uebergehäuses ist mit schöner
getriebener Arbeit versehen.
Das in englischer Bauart ausgeführte, ziemlich hohe Werk ist ebenfalls mit zier-
lichen Gravirungen geschmückt, namentlich der Unruhkloben. Der Verfertiger dieses, der
Mitte des vorigen Jahrhunderts angehörenden Kunstwerkes ist Gottfr. Poy in London.
Ueberaus fesselnd für den Fachmann ist das auf Tafel XIV Fig. 8 veranschaulichte
Cylinderwerk ganz alten Systems, welches eine von der gewöhnlichen Anordnung der Theile