ForsideBøgerDie Marfels'sche Uhren-sa…Seit Erfindung Derselben

Die Marfels'sche Uhren-sammlung
Umfassend Interessante Taschen-Uhren Seit Erfindung Derselben

År: 1888

Forlag: Kühl & Co. Grossherzoglich Hessische Hof-Kunstantstalt

Sted: Frankfurt Am Main

Sider: 121

UDK: st.f.739.3 Mar

In 48 Lichtdruck-Tafeln Nebst Erläuterndem Text

Søgning i bogen

Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.

Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.

Download PDF

Digitaliseret bog

Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.

Side af 130 Forrige Næste
— 27 — völlig abweichende Bauart besitzt. Die Hemmung nimmt nämlich genau die Mitte des Werkes ein, und die übrigen Theile sind im Kreise um dieselbe angeordnet, weshalb man diese Bau- art gewissermassen eine „koncentrische“ nennen könnte. Brücken in der gewöhnlichen technischen Bedeutung sind nicht vorhanden, die Zapfen laufen vielmehr in runden Stahlreifen, welche auf Stahlpfeilern ruhen. Ueberhaupt ist das originelle Werk fast gänzlich in Stahl gearbeitet und mit verschiedenfarbigen (damas- cirten) Stahlverzierungen geschmückt, die den originellen Eindruck des Ganzen noch erhöhen. Die Anordnung der Räder und Eingriffe ist eine ganz eigenartige, so ist z. B. der Eingriff des Sekundenrades in das Cylinderradstrieb gänzlich unsichtbar und ebenso ist das Federhaus unter dem Zifferblatte ganz verborgen angebracht. Dieses hochinteressante Werk dürfte um 1780 entstanden sein; der Verfertiger ist leider nicht bekannt. Erwähnung verdient noch eine in die Klasse der Miniatur-Emaillen gehörige silberne Herrenuhr aus dem Anfange dieses Jahrhunderts, und zwar ist es hier hauptsächlich das Zifferblatt, welches dieses Stück bemerkenswerth macht. Tafel VIII Fig. 4. Auf demselben befinden sich äusser dem Zahlenreif noch zwei in Emaillemalerei ausgeführte Vasen, bei deren oberflächlicher Betrachtung dem Beschauer zunächst Nichts auffällt; erst bei genauerem Studium findet er, dass jede dieser Vasen noch ein Miniaturbild kleinster Art einschliesst: eine Landschaft mit Staffage vorstellend. Unwillkürlich drängt sich dem Beschauer dabei die Frage auf, wie es dem Maler möglich war, eine solche Anzahl von Gegenständen auf so eng begrenztem Raum darzustellen. Jedenfalls besass dieser leider ebenfalls unbekannte Künstler eine Geschicklichkeit und Ge- duld, wie sie heut zu Tage nicht leicht zu finden sein würde; auch braucht wohl kaum er- wähnt zu werden, dass dem Verfertiger eine Lupe hierzu ein unerlässliches Hilfsmittel war. Im Ornament von den seither beschriebenen Stücken abweichend ist eine hohe silberne Spindel-Uhr mit Wecker aus dem Ende des 17. Jahrh., von der wir auf Tafel VII Fig. 4 a und 4 b die Seitenansicht verbildlichen. Dieses Stück besitzt nur einen Zeiger, der die Zeit auf einem fein gravirten silbernen Zifferblatt anzeigt. Das innere Werk weist eine solide Arbeit auf und der Kloben ist reich ornamentirt. Die Seiten dieser Uhr schmückt ein breiter Fries von geschmackvollen Arabes- ken, die von Hand gearbeitet (gesägt und gravirt) sind. Verfertiger: B. Duhamel, London. Zeit: 1690. Tafel XII Fig. 5a. und 5b. veranschaulichen uns eine besonders selten vorkommende Taschenuhr, nähmlich eine Spindeluhr aus dem vorigen Jahrhundert mit gemaltem Porzellan- gehäuse, in vergoldeter Montirung. Die bunten Blumen auf weissem Grunde machen dieses Stück, bei welchem selbst der Glasrand aus Porzellan hergestellt ist, zu einer sehr vornehmen Erscheinung. Um den Werth dieses Exemplares für die damalige Zeit richtig würdigen zu können, muss man sich vergegenwärtigen, dass Porzellan zur Zeit seiner Verpflanzung von China nach Europa (1'8. Jahrh.) so kostbar und selten war, dass es thatsächlich mit Gold auf- gewogen wurde. Es dürfte daher der einstmalige Besitzer der vorliegenden Uhr mit Recht damit geprunkt haben. Eine vorzügliche getriebene Arbeit bietet uns eine englische hochgebaute Spindeluhr aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts, von welcher wir auf Tafel XII und XV Fig. 4 Rückseite und Klobenansicht veranschaulichen. Das Uebergehäuse ist mit einer mythologischen Darstellung, Leda mit dem Schwan, geschmückt, umrahmt von reizenden Mascarons; die hintere Platine ist mit einem Jagdzuge in Art der deutschen Kleinmeister fein durchbrochen. Verfertiger unbekannt. Den Fachmann fesselt nunmehr eine ältere Spindeluhr, der Mitte des 17. Jahrhunderts angehörend, welche auf zierlich gravirten silbernen Zifferblättern und diversen Zahlenausschnitten, (s. Fig. 4 Tafel XIV) Folgendes anzeigt: Stunde, Datum, Wochentag, '/4 Tageszeiten, Monate, Mondwechsel, Mondalter und Thierkreis. Verfertiger: Jovat in London. Ein gleichfalls interessantes Exemplar weist Tafel II Fig. 4 auf, eine ältere Spindel- — 28 — uhr, mit nur einem Zeiger und einem sich drehenden Datumring, der inmitten des Zifferblattes angebracht ist. Verfertiger: „Henry Collomby Muninghe“. Zeit: 17. Jahrhundert. Dem gleichen Jahrhundert gehört eine silberne Weckeruhr, mit ebenfalls nur einem Zeiger, an, welch letzterer direkt an der Weckerscheibe angebracht ist. Das Zifferblatt weist eine eigenartige Gruppirung der Zahlen auf und ist fein durchbrochen (s. Tafel XI Fig. 3) und ebenso ist der Kloben sehr sauber ausgeführt. Verfertiger „L. Bommelt, Nürnberg“. Die Zeit des Empire ist, was Emailmalerei anbelangt, in 2 Exemplaren vertreten, nämlich in dem auf Tafel X Fig. 2 abgebildeten Kupferemail und der auf Tafel XII Fig. 1 veranschaulichten Spindeluhr mit 2 Email-Medaillons auf dem Zifferblatte und einer schönen Gravirung auf der hinteren Platine. Die Krone der Sammlung bildet eine goldene Savonette- Uhr (Spindelgang) aus dem 17. Jahrhundert, welche in allen Theilen des Gehäuses prachtvoll emaillirt ist und ein solch glühendes Farbenspiel aufweist, wie es keinem heutigen Emailleure mehr herzustellen gelingt. (Tafel III Fig. l a. 1 b. 1 c.) Der vordere Deckel stellt die Göttin Thetis vor, welche sich bei Hephästos die Waffen für ihren Sohn Achilleus schmieden lässt; der hintere Boden stellt gleichfalls eine mythologische Scene in unübertrefflicher Arbeit vor. Den Rand des Gehäuses, die Carrure, schmücken feine Miniatur-Landschaften. Auf die inneren Seiten der Deckel sind Landschaften emaillirt, die sich in Aufführung den Gemälden eines van der Neer oder Ruisdaels ruhig zur Seite stellen könnten; das Zifferblatt ist ebenfalls gemalt und hat nut die Stundentheilung. Dem prächtigen Aeusseren ist das Werk entsprechend; der kleine ovale Kloben, unter dem sich eine Unruhe ohne Spirale bewegt, ist reizend gestochen. Wie künstlerisch das Ganze ausgeführt ist und wie selten und gesucht derartige Stücke sind, geht daraus hervor, dass ein solches nicht unter einigen Tausend Mark Seitens der Antiquare zu haben ist — und in anderen nicht fachkundigen Händen finden sich der- artige Frachtstücke nicht. Vom Preise aber abgesehen, kann sich der Sammler noch glücklich schätzen, dem es gelingt, ein solches Stück zu erwerben, denn wenn nicht durch Zufall (Sterbefall eines Sammlers) ein derartiges Stück auf den Markt kommt, kann man Jahre lang darnach fahnden, ohne auch nur Gelegenheit zu haben, ein solches zu sehen. Verfertiger: De Bauffre, Paris. Zeit ca. 1650. Von den weiteren aparten Werkarten der Marfels’schen Sammlung wollen wir noch folgende erwähnen: Cylinder-Repetiruhr mit Stein-Cylinder. Cylinder-Repetiruhr mit goldenen, eigenartig geschenkelten Rädern, Originalarbeit von Lêpine in Paris. Virgule-Werk mit goldenen Rädern, ganz durchbrochen. Englisches Spindelwerk mit silb. Kloben, in dem eine Krystallplatte eingesetzt ist. Englisches Cylinderwerk mit Schnecke, Platine vollständig durchbrochen. (Tafel XV Fig. 3). Spindel-Repetiruhr, Schnitter und Schnitterin auf Glocken schlagend (siehe Tafel XIV Fig. 2). Desgl. 2 Amoretten auf Glocke schlagend (Tafel XV Fig. 7). Desgl. 2 Neger auf Glocke schlagend (Tafel III Fig. 2). Diverse hochfeine Uhren mit Musikwerken, mit silb. gravirten Zifferblättern und herrlichen Kloben. Tafel XIV Fig. 6, 7. Tafel XV Fig. 1, 6 etc. Zur Marfels’schen Sammlung in Handgravirungen aus antiken Taschenuhren, den sogenannten Spindelkloben übergehend, von denen dieselbe ca. 500 Stück, welche wir auf den Karten 16—48 veranschaulichen, in tadellosen, aus vielen Tausenden ausgewählten Exemplaren vereinigt, möchten wir dem in der Frankfurter Zeitung vom 13. Dezember 1887 von Herrn Professor Luthmer, Direktor des Mitteldeutschen Knnstgewerbevereins, veröffentlichten Artikel über diese Sammlung Folgendes entnehmen: „ --------------Jedenfalls gewinnen wir bei derselben den Eindruck, dass diese Sammlung nicht nur mustergiltige Beispiele alter Verzierungskunst, sondern eine ziemlich vollständige Geschichte der Uhren-Mechanik darstellt, bei welcher neben den komplizirtesten, Stunde, Tag und Jahr anzeigenden Mechanismen auch die ganz primitiv aus Elfenbein, ja die ganz aus Holz kon- struirten Triebwerke nicht fehlen. Da aber die Uhr als kunstgewerbliche Aufgabe uns hier vor Allem interessirt, so wird unsere Aufmerksamkeit ganz besonders durch die reiche Behandlung in Anspruch ge-