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Handbuch Für Die Konserven Industrie; Erster Band
Handbuch Für Die Konserven Industrie; Erster Band
Forfatter: Eduard Jacobsen
År: 1926
Forlag: Verlagsbuchhandlung Paul Parey
Sted: Berlin
Sider: 656
UDK: 664.8 Jac
Fabrikative Verwertung von Gemüse, Obst, Fleisch, Geflügel, Fisch sowie Herstellung von Gebäck-, Milch- und Eikonserven und Feinkostfabrikaten unter Berücksichtigung des für die Konservenindustrie wichtigen Gemüse- und Obstanbaues.
Mit Darstellungen, Skizzen und Kostenanschlägen der dazugehörigen Fabrikbetriebe.
Mit 357 Textabbildungen und 8 Tafeln mit Originalplänen.
Krankheiten und Schädlinge im Obstbau und ihre Bekämpfung.
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Massenauftreten von Erdraupen in einem für Deutschland völlig ungewöhnlichen Umfange. In Mecklenburg, Pommern, Westpreußen, Posen, Schlesien, Brandenburg, Sachsen, Bayern zeigten sich die Raupen plötzlich zu Hunderten auf den Äckern und bald stieg ihre Zahl in die Hunderttausende und die Millionen. In kurzer Zeit wurden ganze Felder von Zuckerrüben, Runkelrüben, Kohlrüben und Möhren abgeweidet, das Kraut vernichtet und die Rüben zerfressen. Auch an den Kartoffeln war der Schaden sehr groß. Von den zerstörten Feldern flutete das Ungeziefer nach allen Seiten in die Nachbaräcker. Suchte man ihm durch Ziehen von Gräben den Weg zu verlegen, so fing man die Raupen darin täglich zentnerweise. In Sachsen, wo man Soldaten und Gefangene zu Hilfe nahm, wurden in einem Graben von 600 m Länge während der ersten Nacht 200 000 Raupen gefangen, d. h. auf jeden Meter waren 340 Raupen aufmarschiert. Ein Landwirt in Pommern zählte an einer Rübenpflanze 100 bis 150 Raupen.
Wie hoch die Verluste zahlenmäßig sind, ist nicht immer leicht festzustellen. Statistische Aufnahmen in verschiedenen Ländern haben ergeben, daß durch die O b s t m a d e 50 bis 90%' Äpfel und Birnen verloren gehen. Nehmen wir an, daß in Deutschland etwa 1% Millionen Tonnen Äpfel geerntet werden, so kann sich jeder den Verlust selbst ausrechnen. Der Apfelblütenstecher kann mitunter bis zu 100%i der Blüten vernichten. Durch den Frostspanner geht Jahr um Jahr die Kirschenernte ganzer Bezirke verloren. Durch den Kohlweißling und den Kohlgallenrüßler werden in manchen Jahren ausgedehnte Kohlpflanzungen völlig zerstört. Die Maden der Gartenhaarmücke sind imstande, in kurzer Zeit junge Salatpflanzungen vollkommen zu vernichten. Drahtwiirmer, Erdraupen und die verschiedenen Getreidefliegen können einen Ausfall an Feldfrüchten von 50 bis 100% verursachen. Nach sehr niedrigen Schätzungen aus der Praxis und nach statistischen Zählungen werden jedes Jahr mindestens ein Zehntel des Gemüses und ein Viertel des Obstes durch Pflanzenfeinde vernichtet.
Diesen Verlusten gegenüber sich gleichgültig zu verhalten, wäre heute, da uns die immer noch so hohe passive Handelsbilanz zum Verderben zu werden droht, geradezu unverantwortlich. Wir müssen heute mit allen Kräften danach trachten, die Verluste auf ein erträgliches Maß herabzudrücken und uns dadurch von der Einfuhr mehr und mehr unabhängig zu machen. Und wir sind dazu in vielen Fällen in der Lage, wenn der Schädlingsbekämpfung von allen, die es angeht, von den Behörden, von der Wissenschaft wie von jedem einzelnen Landwirt bis herunter zum kleinen Gartenbesitzer das nötige Verständnis entgegengebracht wird.
Bei der Behandlung der einzelnen Obstarten sind ebenso wie bei dem Gemüse die häufigsten Krankheiten, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung angegeben, doch schien es mir angezeigt, in einer besonderen Zusammenstellung, die nach der Zeit der Bekämpfung geordnet ist, auf die Wichtigkeit gerade dieser vorsorglichen Tätigkeit liinzuweisen. Je eher man gegen die Krankheit angeht, desto geringere Arbeit und Kosten wird man im allgemeinen haben und desto größere Aussicht auf Erfolg.