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Bayerifche Sublldums«Landes »flusHenung 1906
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Seiftig aus einer Stufe steht, verdankt es dies vor allem
dem einsichtsvollen lvirken Utaximilians II. Gerade der
altbayerische Stamm bedarf in seiner Heigung zu bequemem
bichgehenlassen und behaglichem Lebensgenuh aus Koften
der geistigen Strebsamkeit fortroahrender Nusstachelung und
6nregung. Und wie sehr war es notig, geistig nicht zuruck-
tubleiben in diesem Jahrhundert, da Naturroissenschasten,
Heilkunde und Geschichte mit Niesenschritten ihre glanzenden
Entwicklungsbahnen durchmatzen! Uicht als eine Gefolg-
Und ernten wir nicht schon, was unsere Vater gesat, da
jede Wissenschaft unter ihren Hervorragenden Vertretern
auch geborene Bayern zahlt und unser engeres Vaterland
wohl durch ebensoviele Sehrer an nichtbayerischen Hoch-
schulen vertreten ist, als Uichtbayern an bayerischen Uni-
versitaten roirken ? Verdanken wir nicht vielen dieser Le-
rusenen glanzende Leistungen, verdanken wir nicht einem,
der jetzt unter uns wirkt, eine der grohartigsten physika-
lischen Entdeckungen aller Seiten, eine auch fur die praktische
Ichaft seines hoses zur Lrhohung des Koniglichen Pompes,
sondern aus herzensbedurfnis und damit sie anregend und
defruchtend aus sein Volk wirkten, berief der Konig aus
9an3 Deutschland Gelehrte und Vichter nach Munchen. Line
danausische nativistische Gpposition hat sie wie schon
, te berufenen Gelehrten unter Max Joseph bekampst und
'si noch Hente nicht ganz erloschen. Ls roare der Lod
Unseres Kulturlebens, rourde sie je ihr Siel erreichen. Denn
geistigem und Kunstlerischem Gebiete so wenig wie aus
Politischem dars sich ein Sweig der Nation isolieren, roenn
dr nicht verkummern und absterben roill. Sumal die Hoch-
ichulen mussen ihren nationalen Lharakter durch einen aus
nUen deutschen Stammen gemischten Lehrkorper darstellen.
Heilkunde hochbedeutsame Lrrungenschaft ? Mer hatte es voi
Hundert Sahren sur moglich gehalten, dah eine Seit Kommer
roerde, da fast aus jeder deutschen Hochschule auch Bayern
lehren und da roeit uber tausend norddeutsche Studierende
alljahrlich die bayerischen Hochschulen besuchen! Ls ist nicht
Mode in Munchen, den Gelehrten vorzugliche Nchtung zu
geroahren, schrieb ein bayerischer Beobachter am Beginn
des 19. Iahrhunderts. Jetzt roerden die grotzen Gelehrten
des Vaterlandes, ein lvestenrieder, Fraunhofer, Ghm,
Schelling, Liebig, Schmeller, Vollinger, Pettenkofer (diese
seien mitgenannt, roeil ja das bisher Versaumte doch bald
nachgeholt roerden mutz), gleich den Lrfindern Senefelder
und Gabelsberger und den Dichtern Graf Platen, Nuckert