Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 1064
Bayerifche SubUdums« Landes ■Husffellung 1006
Nr. 41
einem stellenweisen Sieden der Flussigkeit und zu einem
Urnherschleudern der Såure fuhren kann. Man darf
deshalb starke Schwefelsåure nur so verdunnen, daB
man sie in recht dunnem Strahle unter stetigem' Um-
ruhren in viel Wasser eingieBt, nicht aber umgekehrt
das Wasser in die Såure einlaufen lassen. Noch stårker
ist die Erhitzung, wenn man starke Såuren und starke
Basen unmittelbar zusammenbringt, wenn man also
etwa starke Schwefelsåure in starke Natronlauge ein-
gieBen wurde. Deshalb muB man auch bei Åtzungen
durch starke Såure oder Laugen vorsichtig sein und
nicht etwa auf eine durch starke Schwefelsåure bewirkte
Åtzung nun sofort Natronlauge geben; man muB immer
erst das vorhandene Åtzmittel durch viel Wasser weg-
spulen und dann die noch etwa ubrig gebliebenen
Reste durch ein verdunntes, mildes Qegenmitttel un-
— □
schådlich machen, wobei uberdies noch zu bedenken
ist, daB die kohlensauren Alkalien in Verbindung mit
Såure Kohlensåure entwickeln und daB hierdurch unter
Umstånden groBe Mengen von Oasen entstehen, die
schådlich wirken kbnnen.
SchlieBlich sei noch darauf hingewiesen, daB es
ofters notwendig wird, Såuren oder Basen ganz genau
abzustumpfen, um eine sogenannte neutrale Losung zu
erhalten. Man muB dann vorsichtig mittels geeigneter
Proben feststellen, ob die betreffende Flussigkeit^noch
sauei oder basisch ist. Hierzu bedient man sich am
einfachsten der Lackmuspapierstreifen, die in blauer,
roter und violetter Farbe zu haben sind, und die durch
Såuren rot, durch Basen blau gefårbt werden, wåhrend
neutrale Stoffe die Fårbung nicht veråndern oder eine
violette Fårbung bewirken.
Bestimmung des spezifischen Gewichtes.
Die Bestimmung des spezifischen Gewichtes bei
Flussigkeiten ist in vielen Fållen nicht einfach
auszufuhren, weil solche oftmals schlammig
sind, und weil daher die in sie eingesenkten sogenannten
Spindelaråometer stecken bleiben oder schwer beweglich
sind, somit keine genaue Ablesung gestatten. Auch
schlagen sich aus den Flussigkeiten vielfach wåhrend
des Spindelns Niederschlåge zu Boden, wåhrend eine
klarere Flussigkeit oben stehen bleibt.
In derartigen Fållen fragt es sich zunåchst, welche
Zahlen die spezifische Oewichtsbestimmung ergeben
soll, nåmlich ob man das Gewicht der klaren Flussig-
keit, oder dasjenige der Flussigkeit einschlieBlich der
darin etwa enthaltenen Niederschlåge ermitteln will.
In ersterem Falle wird naturlich daran gelegen sein,
die Niederschlåge moglichst unschådlich zu machen'
Man muB also die Spindel vorsichtig soweit einsenken,
bis man bemerkt, daB sie einem weiteren Einsenken
einen groBeren, als den durch die Reibung mit dem
Niederschlag verursachten Widerstand entgegensetzt.
Erlaubt die Natur der Flussigkeit, sie zu filtrieren, so
ist dies naturlich vorzunehmen. Hat man Zeit genug,
sie absitzen und klåren zu lassen, so muB man
dies tun.
Anders wird die Sache, wenn das Gewicht der
ganzen vorhandenen Masse ermittelt werden soll. In
diesem Falle gibt naturlich eine ganz oder teilweise
geklårte Flussigkeit falsche Ergebnisse. Auch sonst ist
hier die Anwendung der Spindel nur dann fur eine
ungefåhre Bestimmung zu benutzen, wenn das spezifische
Gewicht von Flussigkeit und Niederschlag etwa gleich
ist Es ist hier aber im allgemeinen besser, man
nimmt einen geeichten Literkolben, fullt diesen bis zur
Marke mit der betreffenden Flussigkeit an und ermittelt
auf der Wage das Gewicht des Ganzen, nachdem man
vorher, ein dem Qewichte des leeren Kolbens ent-
sprechendes Qegengewicht in Schrot oder dergleichen
auf die andere Seite der Wage aufgebracht hat.
Diese letztere Methode ist schon deswegen sehr
einfach, weil sie jede weitere Rechnung erspart, indem
das Gewicht eines Liters mal demjenigen des vor-
handenen Rauminhaltes ohne weiteres das Gesamt-
gewicht ergibt. Dagegen hat man bei der Benutzung
von Spindeln meist noch umståndliche Rechnungen
oder das Nachschlagen von Tabellen nbtig, weil die
Spindeln gewbhnlich nicht eine Teilung nach dem
wirklichen spezifischen Gewicht, sondern eine solche
nach sogenannten Baumégraden tragen. Hierbei ist
ein Grad zwar auf der Spindel ebenso groB, wie feder
andere Grad, in Wirklichkeitt ist aber feder Grad von
dem anderen in einem gewissen, sich stetig åndernden
MaBe verschieden. Dies macht sich dann besonders
unangenehm bemerkbar, wenn es sich um Flussigkeiten
handelt, die leichter als Wasser sind, in welchem Falle
vielfach Bauméspindeln mit besonderer Einteilung benutzt
werden, deren Nullpunkt nicht mit demjenigen zusammen-
fållt, die fur schwere Flussigkeiten bestimmt sind.
Wåhlen wir die neuerdings besonders zur Ein-
fuhrung empfohlene sogenannte rationelle Bauméspindel
mit Nullpunkt bei 1,0 spezifischem Gewicht, und von
da aus abwårts und aufwårts gezåhlten Graden, so ist
die GroBe eines solehen bei —60° nur der neunte
Teil von einem Grade bei +80°. —60° entspricht dem
Werte von 0,706 spezifischem Gewicht 4-80° dem
Werte 2,244.
Besser sind die leider noch wenig gebråuchlichen
Aråometer oder Densimeter nach Eleischer, die eine
Teilung tragen, die nach Hundertsteln des spezifischen
Gewichtes getroffen ist, und wobei die einzelnen Teil-
striche zwar ungleich weit voneinander entfernt sind,
aber genau gleichen Abstånden im spezifischen Qewichte
entsprechen. Hierbei wurde einem spezifischen Gewicht