Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
Seite 1088
Bayerifche 3ubilflums-handes« >Bus[fenung 1906
Nr. 42
Das Inntaler=fjaus.
7 ft bas Rlgåuer=fjaus ein originales Sebirgsbauern-
Raus, ift bas Werbenfelfer-fjaus bie Rttrappe fur
geroerbliche Erzeugniffe ber alten Øraffdjaft
IDerbenfels, fo i ft bas lnntaler-haus weber bas
eine noch bas anbere, fonbern ber Verfuch, unter
MaRrung ber ortsublichen Eigentumlichkeiten,
ein FanbRaus fur verrooRnte Stabtleute zu
fchaffen. Otto Riemerfdjmib i ft ber Schopfer bes
LanbRaufes; mit weifer Vorficht i ft jene bis zum
Uberbruss gefchaute, unroaRre Bauernkunft, biefe
Salontirolerei, uermieben. Er fchuf Råume, bie
ohne ben gerooRnten StabtrooRnungen zu gleichen,
wohl etroas Canblidjes, aber nichts Bauerifches
an fich Råben. Es finb Simmer oon beRaglichen
SrossenverRaltniffen, bei benen vieUeicht bie
etroas geringe fjoRe beanftanbet werben konnte.
Bei genauerem Betrachten liegt aber gerabe
barin ein Reiz, unb Licht unb Luft mangeln
troRbem nicht, ba bie Fenfter bas an Breite mehr
haben, roas nach oben zu fehit. Sehen roir
uns bas Lanbhaus von au^en unb von innen einmal an.
Fiusserlich zeigt es alle bie typifeRen KennzeicRen eines
Inntaler Bauernhaufes; an ben Ecken ber Frontfeite zroei
geraumige Erker, uber benen bie Salerie bes Oberftocks
um bas haus låuft,' roaRrenb eine zweite Salerie an bem
DacRgefcRoft baruber angebracht ift. Die Fenfterlaben fm
ErbgefcRoR finb grun geftrichen unb mit bunten Blumen=
ftraufsen bemalt; oben haben bie Laben kleine Luftlocher
von verfchiebener Form. Das Mauerroerk i ft geweiht, bas
fjolzroerk von naturlicher Farbe. Freten wir uber bie Platt=
form hinter bem fpaftigen Brunnen hinein ins Ijaus. Sum
Flur i ft ber rechte Erker gezogen unb biefer Raum zur MoRn-
biele umgefchaffen; Fifch unb Manbbanke im Erker, Spiegel
unb Kleiberftånber an ber Manb unb bie roeissgelanberte
Freppe, bie in 2 Hbfahen zum Oberftock fuRrt - bas i ft
alles, aber es Ift nett. Die Fure links geht in bie grosse
MoRnftube, bie uberall an lvanb unb Decke, mit hellem
fchonen Fannenholz getafelt i ft. Hn ben Fenfterroanben,
auch burch ben Erker, laufen Manbbanke, bie mit branner
Ceberpolfterung verfehen finb. Unterhalb ber Decke geht ein
Borbbrettdjen ums ganze Simmer, bas von einfachen Konfolen
getragen wirb, wo es nicht fon ft auffiht. Eine Krebenz ift
neben ber SeroichtuRr mit geruhigem Penbelfdjlag eingebaut,
unb auch bie beiben Manbkaften zur Seite einer zweiten
Fur neben bem groRnifchigen Kadjelbau, ber als Marmefpenber
von anisen zu heizen ift, finb keine Mobelftucke, fonbern ge=
horen zum Simmer. Ein grover rechteckiger Familientifd)
fteht in bemfelben, ble Lampe hangt in ber Mitte ber
ftrahlenben Sonne an ber Decke, ein kleinerer runber Fifch,
im Ban bem grogen aRnlich, fteht im Erker. Derbe StuRle
umgeben bie Fafel. Hier muh es fich gemutlich fiRen, menn's
brauhen »Schnurl'- regnet ober roenn bie Sommermittags-
fonne es gar zu gut mit ben Menfchen meint. Reben biefem
Simmer, aber burch 2 Furen getrennt, liegt bie Ruche mit
ben rotbraungeftrichenen Schranken unb RaRmchen an ben
IDanben; bie lehteren finb mit bunkelblauen Plattchen ziemlich
hoch hinauf verkleibet. Die Decke ift einfarbig roelf;, nur
eine fjerz=Borbure lauft unter ihr herum. ttuch hier finb
Bufett unb Schrank nicht hineingeftellte Mobel, fonbern Feile
bes fjaufes, ber IDanb. Eine Speifekammer befinbet fich
nebenan unb uber ben Sang hinroeg ein Simmer, in roelchem
ftatt ber Einrichtung Skier unb Robel, Chiemgauer fjute,
Senf unb Stiefel zur Schan geftellt finb. Uber bie Freppe
hinauf kommen roir in ein Damenzimmer mit biebermeierifcher
Moblierung; fa ft konnte man meinen, eine gute Stube aus
ber guten alten Seit in einem BurgerReim zu betreten -
aber es fehit bie charakteriftifche Luft, bie in folchen Ranmen
roeht unb bei naRerem Sufehen i ft anch manches anbers.
Vor allem bie mit blaugetontem Strohgeflecht befpannte lvanb
unb ber put;ige Ofen, ber nicht alt unb nicht neu fcheint. Stuhie
unb BankfiHe finb afchblan uberzogen, bie Mobel unb Rahmen
fur bie tDanbbefpannung ans bunklem RussbaumRolz, Saulchen
unb Mobelfullungen aus roelsslichem fjolz gefertigt. im ge=
råumigen Schlafzimmer i ft bie lvanb bis uber Mannes fjoRe
mit grunem Stoff befpannt. Mas baruber kommt, i ft geroeisst,
nur von einer ftilifierten Flechtroerk-Einfaffnng unterbrocRen.
Finch hier ftehen Mobel im gerooRnlichen Sinne von tuchtigem
Eichenholz in Sroeckmassigkeitsformen. Die Mobelbeine finb
in ihrem unteren Feil gebreht. FInlser einem KleiberfcRrank
i ft noch ein roeiterer Schrank mit Flachs unb Leinen gefulit
ba, roomit roohl ein Mafchefchrank angebeutet ift. Driginell
finb bie unteren Kadjeln bes Ofens, auf beren jeber 3 Dogel
im Reft fiRen, von ber Sonne beftrahit. Ein ftimmnngsvoller
Raum i ft bas fjerrenzimmer ans LarchenRolz; eine Fur barin
fuhrt zur Salerie - roie auch von ben anberen Raumen aus.
Reben bem breiten Fenfter fteht in gutem Licht ein machtiger
Schreibtifch mit bem Firmftuhl bavor; an ber gleichen Manb
ein roeites Buchergeftell unb im Eck eine Bank mit Rolzerner
Lehne hinter bem Fifch; auf ben SiRen naturfarbene Leber-
kiffen; eine SeRausuRr unb ein SeroeRrfchrank vervollftanbigen
nebft bem Ofen bles lbeal eines Rrbeitszimmers. Steinpilz
unb Fliegenfchroamm bilben in bauernber MieberRolung bas
Deckenranbchen unb auch an ben DorRangen gaben bie 2 Pilze
bas Schmnckmvtiv. Die einfachen KreuzfticRftickereien an ben
Sarbinen - im MoRnzimmer finb's KaRen, im Flur Eich-
Rornchen -Raben vielfach Sefallen erregt. Ein vierter Raum bes
Oberftockes birgt inntaler fjute, Sefpinfte unb Mebroaren, Feber-
matraRen, Seigen, Robel unb Sportausruftungsgegenftånbe als
flusftellung ber MitgUeber bes Seroerbevereins RofenReim,
von benen auch bie Simmereinrichtungen Rergeftellt rourben.
Es Ift zu rounfchen, bah biefer Verfuch, bobenftanbige
Bauart mit rooRnlicRen Einrichtungen zu verfchmelzen, beloRnt
roirb burch Derkauf unb RachaRmung biefes Sebankens auch
in anberen Segenben. vieNeicht ro irb bann sener »Dillenftil«
mit feiner fjåufung von Formen aus allen Minben unb Seiten
enblich einmal zu Srabe getragen. Er.
K’