Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Hr. 4
Bayerifche 3ubildums »kandes ■H^s^fe[^u^g 1906
Seite 95
Husfpruche Durers uber Kunft= und
kunftlenfd)c Dinge.
roenige, jetbft in den Kreijeii beter, die mit Diirers
■Ktinstlerischen Schopfungen vertraut sind, und die es er-
■fahren haben, dah nichts der Nusbildung und Kraftigung
■ ■ unseres Kunstlerischen Sinnes dienlicher und fSrderlicher
ist, als die Bejchaftigung mit den tverken Durers, ins-
besondere mit seinen t)anbzeichnungen, Kupferstichen und kjolzjchnitten,
sind mit den Skriften dieses Meisters vertraut, der, ein Traumer und
Denker zugleich, nicht nur Kunjtjchopferijch tatig geroesen ist und sein
ganzes Leben hindurch gerungen hat, es in seiner Kunst zu immer
gro^erer Naturlichkeit und Einfachheit zu bringen, sondern der auch
ties tiber das Ivesen der Kunst nachgedacht hat und eifrigst bemuht
geroesen ist, seine Trfahrungen und die Ergebnisse seiner meist das
Verhaltnis zroischen Natur- und Kunstschonheit betreffenden Unter-
suchungen und Meditationen schriftlich niederzulegen. Und doch be-
sitzen roir in der vorzuglichen durch Konrad Lange und Franz Fuhse
besorgten flusgabe des schriftlichen Nachlasses Durers schon seit zroolf
^ahren ein Buch, das jedermann leicht in den Stanb setzt, [id) mit
Durers Schriften zu beschaftigen und so die aus der Betradjtung
feiner IDerhe geroonnene Trkenntnis zu erganzen und zu vertiefen.
^ebet deutsche Kunstler, ja jeder, dessen Hetz hoher schlagt, roenn
Bon deutscher Urt und Kunst die Rebe ist, sollte biejes Bud) einmal
3ur tjanb nehmen. Tr roirb an ber naiven unb treuherzigen Schreib-
Weije Durers, an ber Klarheit unb Derstanbigkeit seiner Urteile,
an ber Drunblichkeit, mit ber bie Gegenstanbe behanbelt sinb, unb
un bem glutvollen Drang seines kjerzens, bas, roas er als roahr unb
red)t erbannt hat, ber tern- unb roihbegierigen Jugenb mitzuteilen
unb in bie Leele einzubrennen, seine Helle Freube Haben. Ihm ist
die Mitteilung tserzensbeburfnis, bamit bas, von besjen Richtigkeit
er uberzeugt ist, zum Gemeingut aller roerbe aber, um Durer jelbft
reben zu lajjen : „3d) mein, id) rooll Hie ein Klein Zeuerle anzunben.
5a ihr all Mehrung mit Kunjilichet Bejjrung barzu thut, jo mag
Mit ber Seit ein Zeuer baraus gejchurt roerben, bas burd) bie ganz
Welt leuchtt."
Tine Reihe jeiner Nusjpruche jeien hier unb in (pateren Nummern
unfeter Seitung mitgeteilt. Wir beginnen mit einigen jich auf bie
Kunjtlerijche Nusbilbung beziehenben Mortens
Linige Verhaltungsmahregeln bei der Lrziehung
der Maler-Lehrjungen.
1. Fruhzeitiger Beginn der Lehre.
Hus welchem ein groher Kunstreicher Moler soli werden,
der muh ganz van 3ugenb aus darbei erzogen werden.
2. Lust und Liebe.
Die Kunst des Malens wurd bah (besser) durch Lieb
und Lust gelernt dann durch Zwang.
3. Warnung vor sreudloser Lehrweise.
.dah der Knab in Lust zu lernen behalten werd
und (man) ihn nicht urdrutzig (uberdrussig) mach.
4. Erlauterung der Maltatigkeit.
Malen ist das, dah Liner van allen sichtigen Dingen
eins, welches er will, wih aus ein eben Ding zu machen,
sie seien wie sie wollen.
5. Beginit des Unterrichts.
Ls ist bequem, eim Idlichem ein menschliche Gestalt
zum ersten Lehren austheilen und in ein Mah bringen, eh
man etwas Hnderst lerne.
6. Kopteren von Meisterwerken.
Lr muh van guter Werkleut Kunst erstlich viel ab-
machen, bis dah er ein frei hand erlangt.
7. Individuelle Lrziehung.
... . dah man Hcht hab, ob mit Guten, Lob oder
Scheltung der Knab am Beften zu lehren sei.
8. Unterbrechung der Hrbeit mit Musizieren.
... . ob sich der Iung zu viel ubte, davon ihm die
Melecoley uberhand mocht nehmen, dah er durch Kurz-
welig Laitenspiel zu lehren davon gezogen werd zu Lr-
getzlichkeit seins Gebluts. R.
(Sortje^ung folgt.)
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