Seile 152
Bayerlfche Subildums«Landes« flusHellung 1906
Nr. 7
die man dem Kornraster zollt. Aber auch dieser bringt
das Heil nicht. Er vermeidet zwar das nuchterne, er-
mudende Gittermuster,
unangenehm rauh wir-
kende Zerrissenheit der
Tone, welche docli ruhig
wirken soilten.
Aus allen diesen Ver-
legenheiten herauszu-
helfen ist das neue Re=
produktionsvertahren
berufen, welches der
bekannte, durch seine
Bilder voll liebenswur-
digen Humors populår
gewordene Munchner
Maler Emanuel Spitzer
setzt aber an seine Stelle eine
fertige Klischee ist fertig.
Fig. 3. Wurzelansatz einer Fichte.
erfunden und
ausgearbeitet
hat Spitzer hat
das alte,als un-
ldsbar angese-
hene Problem
gelost, direkt
vom Halbton-
negativ auf die
allereinfachste
Weise druck-
bare Platten
durch Atzung
zu gewinnen,
und zwar so-
wohlfurHoch-
als auch fur
Tiefdruck.Sei-
ne Erfindung
ist wiederum
ein klassisches
Beispiel dafur,
daB die uber-
raschendsten
Edsungen alter
Problemehau-
fig von Nicht-
fachmannern
ausgehen, weil
diese oft origi-
nelle Wege
einzuschlagen
pflegen, von
KG K
Kl^W
Spitze.
Fig. 4.
deren (scheinbarer) Ungangbarkeit gerade die Eachleute
felsenfest uberzeugt sind. Es wird das unglaubige Kopf-
schutteln der fachmannischen Leser erregen, wenn das
Verfahren kurz und bundig wie folgt beschrieben wird :
Die blanke Metallplatte wird mit einer Chrom-
leimschicht*) ohne sonstige, insbesondere ohne korn-
gebende Zuså^ze pråpariert, unter dem Halbtonnegativ
kopiert und dann ohne weiteres geatzt. Das druck-
Wird von einem Diapositiv
kopiert, so erhalt man
eine druckfertige Gra-
vureplatte. Es klingt wie
ein Marchen und ist doch
schlichte Wahrheit.
Der Åtzvorgang ist
ein analoger wie bei der
Gravure, nur daB man
es bei dieser mit einer
uberall gleich harten,
aber verschieden dicken
Gelatineschicht zu tun
hat, wahrend Spitzers
Verfahren mit einer
uberall gleich
dicken, aber
entsprechend
den Tonen des
Negativs ver-
schieden er-
harteten Leim-
schicht arbei-
tet. DieAtzung
beginntanden
am wenigsten
belichteten
Stellen und
setzt sich all-
mahlich bis zu
den am mei-
sten belichte-
ten und erhår-
teten Stellen
fort, erfordert
Bader ver-
schiedener
Konzentration,
liefertabereine
sofort auf der
Schneilpresse
druckfahige
Platte, welche
alle Tonstufen
des Originals
in vollkom-
menster Treue
wiedergibt.
Der Fachmann wird hier die Erage stellen: »Wie soli
mit dieser einfachen Methode eine druckfahige Platte
entstehen?" Die glatten, seichten Vertiefungen, welche
eine solche Atzung hervorbringt, werden sich im Druck
vollig »verschmieren". Als unerlaBlich fur alle photo-
mechanischen Buchdruckverfahren hat sich die Not-
*) Chromleim als Sammelbegriff gedacht fur die mit Chromaten zusammen lichtempfiudlich werdenden organischen Stoffe.