ForsideBøgerAusstellungszeitung Nürnberg 1906

Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Forfatter: Paul Johannes Rée

År: 1906

Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei

Sted: Nürnberg

Sider: 1096

UDK: St.f. 91(43)(064) Aus

Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern

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Side af 1124 Forrige Næste
Selfe 156 Bayerifdie Sublldums«Landes-Husffellung 1906 nr. 7 dieser Holzart nachzubestellen. Der Farbenton der neuen Sendung Amarantholz, welcher zur Komplet- tierung des bereits abgelagerten und vielleicht schon bearbeiteten Holzes dienen soll, steht aber in einem so groben Kontrast zu dieser, daB dieselbe eben un- moglich direkt verarbeitet werden kann. islun werden die neuen Fourniere der Einwirkung der Luft und des Sonnenlichtes ausgesetzt und alle moglichen und unmoglichen Versuche angestellt, um die sehnsuchtig gewunschte Entwickelung des end- gultigen Earbentones zu beschleunigen, alles ist vergebens. Die Earbe des neuen Holzes bleibt gran und unansehn- lich. Die Verånderung ist eine kaum wahrnehmbare. Der Kunde wird ungeduldig, drangt immer mehr und mehr und droht mit Zuruckziehung des Auftrages wegen Nichinnehaltung der Lieferungsfrist. Da ist guter Rat teuer. In eine solche fatale Lage kam der Tischlermeister X., als derselbe eine komplette Salon- und Schlafzimmereinrichtung aus Amarantholz fur eine kunstgewerbliche Ausstellung anfertigte. Immer nåher ruckte der Termin der Ausstellungs- eroffnung, jedoch die Earbe der neuen Sendung Amarant- holz wollte sich lange nicht entwiekeln. Nun in letzter Stunde ging doch alles noch gut. Die Ausstellungs- gegenstånde wurden noch rechtzeitig fertig und erregten infolge ihrer vollendeten Ausfuhrung und ihres pråch- tigen Earbentones die allseitige Bewunderung der Ausstellungsbesucher, insbesondere aber der fur die Reize alles Schonen besonders empfånglichen Aus- stellungsbesucherinnen. Die gedåmpfte, rotviolette Earbe des Amarantholzes, mit den geschmackvoll und mit groBter Akkuratesse eingelegten Intarsien aus Rosen- und Zitronenholz, ver- liehen dem in modernem Stil ausgefuhrten Mobiliar einen stimmungsvollen, vornehmen Charakter. Dieser eben geschilderte Vorfall veranlaBte den Verfasser zu untersuchen, ob es nicht moglich sei, die Entwickelung des im Amarantholz enthaltenen Earb- stoffes auf kunstlichem Wege, durch Einwirkung che- mischer Mittel, zu beschleunigen. Alle Nachforschungen uber die chemische Natur des Amarantholzfarbstoffes in der verfugbaren Literatur blieben olme Erfolg. Es scheint demnach, daB uber das Wesen dieses Earbstoffes noch tiefes Dunkel herrscht. Meine zuerst vertretene Ansicht, daB der im frisch geschnittenen Amarantholz enthaltene Farbstoff, in Form einer ungefårbten, resp. ganz wenig gefårbten Leuko- verbindung, enthalten sei, welche durch Einwirkung dés Luftsauerstoffes, also durch Oxydation, allmåhlich in seine farbige Modifikation ubergefuhrt werde, erwies sich als irrig, da selbst durch Einwirkung von reinem Sauerstoff, sowie durch recht kraftige Oxydationsmittel wie einer schwach alkalischen Losung von konzentriertem Wasserstoffsuperoxyd keine Wirkung zu erzielen war. Auch eine mehrwochentliche Einwirkung des Sonnenlichtes auf einige Stuckchen frischer Amarant- holzfourniere im geschlossenen Glaskasten (im Monat Juli) beschleunigte die Entwickelung des Amarantholz- farbstoffes nicht. Da nun aber die Tatsache, daB sich die endgultige, pråchtige Fårbung des Amarantholzes bei långeren' Lagern an der Luft entwickelt, feststeht, so kann die Entwickelung doch nur durch einen Bestandteil unserer Atmosphåre bewirkt werden. Die wesentlichen Bestand- teile unserer Atmosphåre sind bekanntlich ca. 77 Teile Stickstoff, ca. 23 Teile Sauerstoff, sowie geringe Mengen Kohlensåure und Ammoniak. Der Stickstoff, obwohl den Hauptbestandteil der Luft bildend, konnte wegen seiner bekannten chemischen Indifferenz von vornherein aus dem Bereiche der Erwågungen und Versuche aus- geschaltet bleiben. Es blieb daher noch zu unter- suchen, inwieweit die geringen, in der atmosphårischen Luft enthaltenen Mengen Ammoniakgas und Kohlen- såure an der Entwickelung des Amarantholzfarbstoffes beteiligt seien. Um dies auf experimentellem Wege zu ermitteln, wurde zunåchst ein Stuckchen frisch geschnittenen Amarantholzfourniers uber eine offene, mit konzentriertem Ammoniak gefullte Elasche gehalten. Das Amarantholz verfårbte sich fast momentan, aber im entgegengesetzten Sinne, es wurde noch unansehnlicher, schmutzig gelb- lichgrau. Ein zweites Stuckchen frisch geschnittenen Amarantholzfournieres wurde nun uber eine offene, mit konzentrierter Salzsåure gefullte Elasche gehalten und in wenigen Minuten trat eine intensive Rotfårbung des ursprunglich rotlichgrauen Holzes, durch die Ein- wirkung der aus der offenen Elasche entweichenden Dåmpfe von gasform iger Salzsåure ein. Damit war nun der Beweis erbracht, daB die Entwickelung der endgultigen, pråchtigen Fårbung des Amarantholzes beim långeren Lagern an der Luft, auf eine Såure- wirkung auf das im Amarantholz bereits enthaltene, aber noch farblose Farbstoffstigment, zuruckzufuhren ist, daB also die in unserer Atmosphåre enthaltenen geringen Mengen Kohlensåure diese allmåhliche Entwickelung der Amarantholzfårbung bewirken. Da der Kohlensåuregehalt unserer Atmosphåre, wie bereits erwåhnt, ein sehr geringer, und die Kohlensåure bezuglich ihrer Wirksamkeit als chemisches Agens eine der schwåchsten Såuren ist, so ist es auch leicht er- klårlich, daB die Entwickelung des Amarantholzfarb- stoffes beim einfachen Lagern des Holzes an der Luft, eine so lange Zeit beansprucht. Weitere Versuche mit frisch geschnittenen Amarant- holzfournieren, welche unter einer Glasglocke der Ein- wirkung verschiedener gasformiger Såuren, wie Salz- såure, Ameisensåure, Essigsåure und Kohlensåure unter- worfen wurden, zeigten, daB in jedem Falle eine kråftige Rot- resp. Rotviolettfårbung des Holzes eintritt. Aus diesem eigentumlichen Verhalten des Amarantholz- farbstoffes kann woh1 der SchluB gezogen werden, daB derselbe im frischen Holze nicht im freien Zustande, sondern als sogenannter Glucosid, d. h. an Zucker ge-