Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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ilt. 7
Bayerifche 3ubiItfuins«Landes»Husffellung 1006
Seife 157
bunden, enthalten ist und in diesem gebundenen Zu-
stande nahezu farblos erscheint.
Dieses Glucosid wird durch Einwirkung von Såuren
in seine Bestandteile, den freien Farbstoff und Zucker,
gespalten und erst dann, wenn der Farbstoff in Freiheit
gesetzt ist, und sich mit der ihn in Freiheit setzenden
Såure zu einem Farbsalz verbunden hat, erscheint
derselbe in der ihm eigentumlichen, purpurroten, resp.
rotvioletten Fårbung. Die Zeitdauer fur die vbllige
Entwickelung der Fårbung, also der vollståndigen
Spaltung des im Amarantholz enthaltenen Olucosids,
richtet sich 1. nach der Stårke des Såurecharakters der
angewandten Såure und 2. nach der Konzentration der
auf das Amarantholz zur Einwirkung kommenden gas-
formigen Såuren und schwankt zwischen 12 bis 48
Stunden.
Von den in Betracht kommenden gasformigen
Såuren ist die Salzsåure die stårkste; dieser folgt die
Ameisensåure, und in ihrer Wirkung noch bedeutend
schwåcher ist die Essigsåure und Kohlensåure. Aber
auch der durch die Einwirkung dieser verschiedenen
gasform igen Såuren erzielte Farbenton ist ein ver-
schiedenartiger.
(SchluB folgt.)
Deutsches Museum in Munchen.
Das Museum von Meisterwerken der Naturwissen-
schaften und Technik hat in der jungst in Munchen
stattgefundenen Vorstandssitzung obigen bedeutend
handlicheren Namen erhalten. Freilich ist jetzt der
Zweck des Museums nicht mehr aus dem Namen cr-
sichtlich, doch erscheint dies durchaus unnotig, denn
man kann sagen, schon jetzt wissen viele Leute, wie
man sich diese Anstalt vorzustellen hat, ebenso wie die
Bezeichnung Qermanisches Museum in Nurnberg
keiuerlei Zweifeln uber dessen Zweck begegnet. Die er-
Wåhnte Versammlung der Vorstandsmitglieder fbrderte
ein interessantes Bild zutage, in welch intensiver und
glucklicher Weise bis jezt gearbeitet worden ist, und
Welche Erfolge schon zu verzeichnen sind. Verstårkt
wurde dieser Eindruck durch die nachfolgende Besich-
tigung des Museums, das bis zur Errichtung eines
eigenen Gebåudes im alten Nationalmuseum unterge-
bracht ist. Es ist erstaunlich, was da schon alles ge-
schehen ist. Man weiB nicht, was man mehr bewun-
dern soll, die Organisation, die Fulle des aus fruherei
Zeit noch Vorhandenen, die Kurze der Zeit, in der
alles zusammengetragen worden ist.
Die Stadt Munchen, die fur das Museum bereits
einen herrlichen Bauplatz von 36000 Quadratmetern
im Wert von mehreren Millionen Mark zusicherte, hat
in beiden Kollegien einstimmig beschlossen, zu den
Baukosten fur das Deutsche Museum einen ZuschuB
von einer Million Mark zu leisten, wenn die weiterhin
erforderlichen Gelder vom Reich, vom Bayerischen
Staat, und aus industriellen Kreisen aufgebracht werden
Das Interesse an diesem Unternehmen ist in ganz
Deutschland åuBerst rege, was sich nicht nur durch
ununterbrochenen ZufluB von Ausstellungsobjekten,
sondern auch durch namhafte Geldbeitråge åuBert.
Erst vor wenigen Tagen wurde wiederum ein Betrag
von 20000 Mk. von einem unbekannt bleiben wollen-
den Spender uberwiesen, so daB die Gesamtsumme
der gestifteten Gelder bereits 1600000 Mk. betrågt.
Allerlei aus der Praxis.
□ □
Uber Galalith.
Obwohl der Galalith schon seit einiger Zeit im Handel und
Hl manchen Industriezweigen bereits bestens eingeftihrt ist, scheinen
uns diverse Anfragen doch zu beweisen, daB es vielen willkommen
seni durfte, noch etwas daruber zu horen, zurnal jetzt auch eine
gewisse Erprobungszeit seit dem ersten Auftauchen verstrichen ist.
Die erste Nachricht hieruber brachte das D. R.-P. 147994
vom 9. Februar 1901 der Vereinigten Gummiwarenfabriken Harburg-
Wien, das den Anspruch hatte: »Verfahren, um getrocknetem
^asein die fur die Herstellung plastischer Massen erforderliche
lastizitåt zu verleihen, dadurch gekennzeichnet, daB das getrocknete
Kasein vor dem Pressen, anstalt mit Wasser, mit geringen Mengen
einer geeigneten Såure, z. B. Essigsåure, befeuchtet wird.«
Inzwischen ist das Verfahren noch weiter ausgebildet worden.
Jetzt wird der Galalith aus dem in der Milch enthaltenen Kasein
durch Pressen und nachherige Behandlung mit Formaldehyd dar-
gestellt. Das Kasein wird gewonnen, indeni es aus der Milch mit
Såure oder mit Lab, oder durch Schwermetallsalze ausgefållt wird.
Der Niederschlag wird dann dureh Pressen in der Wårme von
Wasser befreit und hierauf mit Formaldehyd behandelt. Das
Material ist an sich formlos. Wendet man zum Ausfållen gefårbte
Metallsalze an, oder setzt man sonst beliebige fårbende Stoffe zu,
so wird ein gefårbtes Erzeugnis erhalten.
Der Galalith besitzt ein spezifisches Gewicht von 1,3 und
låBt sich durch mechanische Bearbeituiig in die verschiedensten
Formen bringen. Er ist bart und elastisch, leiclit zu bearbeiten,
geruchlos und besitzt vor dem im Aussehen nahe verwandten
Zelluloid den Vorzug, durchaus nicht feuergefåhrlich zu sein, sodaB
dies Material fur viele Zwecke wohl vorteilhaft durch Galalith