Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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nr. 12
Bayerifche Subilflums-Landes=Hus[fellung 1906
Seite 261
aus dem Fett. Zu diesem Zwecke wuide dieses mit
åquivalenten Mengen von Kalk regelrecht verseift, die
unldsliche Kalkseife wurde mit Schwefelsaure zersetzt
und so die Fettsauren gewonnen,
das Glyzerin befand sich in ver-
dunnter Edsung in dem wasserigen
Teil der Reaktionsmasse, aus dem
es nach Abscheidung des darin
gelosten Kalkes mittels Schwefel-
saure durch Eindampfen in Pfannen
in konzentrierter Formzu gewinnen
war. Diese Methode war unren-
tabel durch den starken Verbrauch
an Schwefelsaure zur Zerlegung
der Kalkseife, auBerdem wenig
sauber und elegant in der Aus-
fuhrung, da die bedeutenden
Mengen schwefelsauren Kalkes,
die als Abfall der Fabrikation re-
sultierten, eine recht lastige Zu-
gabe bildeten. Es bedeutete daher
einen eminenten Fortschritt, als
de Milly 1855 fand, daB schon
eine geringe Kalkmenge (1—2%
vom Fettgewicht) genugt, um
eine Fettspaltung von genugendem
Betrage zu erzielen, wenn man
unter Druck arbeitet. Zu diesem
Zweck wird das Fett in einem
Druckkessel von stehender, zy-
lindrischer Form, einem sogen.
Autoklaven nach Zusatz des Kal-
kes der Finwirkung gespannten
Wasserdampfes von 5 bis 6 Atmo-
spharen Uberdruck ausgesetzt.
Nach einigen Stunden ist das
Fett zu 85—95°/o in Fettsaure und
Glyzerin gespalten, der Inhalt
des Autoklaven wird dann durch
seifung gelangen
mniiiiiiiiiiHiiiiunuui
,Autoklav". *)
Offnung eines Ventils automatisch infolge des im Auto-
klaven herrschenden Druckes in einen 1 urm hinuber-
gedruckt, in welchem sich unten das Glyzerinwasser
sammelt, wahrend die Fettsaure, welche Kalkseife gelost
enthalt, oben auf schwimmt. Die beiden Schichten werden
getrennt abgelassen; die in der Fettsaure enthaltene Kalk-
•) Die Abbildung verdanken wir der Freundlichkeit der Firma C. E. Rost & Co
Apparate zur Seifenfabrikation.
seife wird durch Schwefelsaure zersetzt, worauf die Fett-
såure nach Auswaschen mit Wasser unmittelbar zur Ver-
kann. Das Glyzerin wird gereinigt,
in offenen Pfannen bis zu einer ge-
wissen Konzentration eingedampft
und dann in einem Vacuumein-
dampfervollends konzentriert. Das
Arbeiten im Vacuum gestattet die
Einhaltung niedererTemperaturen,
wodurch einem Qlyzerinverlust
durch Verdampfen vorgebeugt
wird. Fine Verbesserung der Me-
thode wurde durch Benutzung von
Magnesia oder Zinkoxyd an Stelle
des Kalkes erzielt. Da die schwefel-
saure Magnesia und das schwefel-
saure Zink wasserloslich sind, wird
die Reinigung der Fettsaure er-
leichtert. Es bildet sich beim Aus-
waschen mit Schwefelsaure kein
Bodensatz, wie ihn der schwefel-
saure Kalk erzeugt, sondern das
Metalloxyd wird mit den Wasch-
wassern gelost abgefuhrt.
Die theoretische Erklårung
fur den ProzeB der Autoklaven-
spaltung ist wohl in einer physi-
kalischen Erscheinung zu suchen.
Zunachst bildet die geringe zu-
gesetzte Kalk- oder Magnesia-
menge eine kleine Quantitåt Kalk-
seife, resp. Magnesiaseife, welche
sich in dem Fett aufldst. Fin
solches seifehaltiges Fett hat nun
die Figenschaft, sich mit Wasser
zu einer innigen Emulsion zu
mischen, so daB eine auBerlich
homogene Reaktionsmasse ent-
steht. In dieser ist das Fett ganz
auBerordentlich fein verteilt und die zahllosen mikro-
skopisch feinen Fettropfchen bieten chemischen Angriffen
eine im Verhåltnis zu ihrer Masse auBerordentlich groBe
Oberflache dar. Diese starke Oberflachenentwicklung
ermdglicht dem gespannten Wasserdampf eine rasche
und energische Finwirkung.
(Fortsetzung folgt.)
Dresden - Altstadt, altrenommlerte Spezialfabrik fur alle Maschinen und
Die Erzeugnisse
der Glas«, keramischen und Mauerstein=Industrie.
Von Patentanwalt Dr. Gustav Rauter in Charlottenburg. (SchluB.)
Als vierte Hauptgruppe der Porzellane ware nun
noch das Frittenporzellan zu beprechen, ein Frzeugnis,
das nur als eine Merkwurdigkeit betrachtet werden kann.
Es wurde seinerzeit zu Sévres hergestellt, ehe man dort
die Herstellung des eigentlichen Porzellans gelernt
hatte, und wird auch jetzt noch auf besondere Veran-
lassung dort gefertigt, wie ja uberhaupt die Manufaktur
zu Sevres keine eigentliche Fabrik, sondern vielmehr