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Bayerifche Subilflums-kandes*fluslfelliing 1906
Seite 299
segnung wurde zuerst der Brautigam rechts, dann die
Braut links in das Bett Hineingesetzt, und beide blieben
bort roahrend einer „(Dration" des Dr. Muller und des
bayreuthischen Banzlers v. Feilitzsch, roelche die Vorzuge
des jungen Paares ruhmten und sie im Ilamen der beiden
markgraflichen hauser beglilckrounschten, sitzen und nahmen
hier auch die
Gluckrounsche
der ubrigen an-
wesenden Furst-
lichkeiten und
Gaste entgegen.
Ubrigens lassen
die Berichie der
NurnbergerGe-
sandten uber
diese Hochzeit
und andereFest-
lichkeiten ahn-
licher Art er-
Kennen, datz sich
ein Abgesandter
in solchen Fallen
nicht blotz durch
seine Kenntnis
der Hofischen
Formen, son-
dern auch wohl
durch eine rou-
tinierte Fcihig-
Keit, einen oder
sehr Diel mehr
als einen Becher
uber den Vurst
vertragen zu
Konnen, em-
pfahl. Und es
scheint, datz die
Nurnberger
auch nach dieser
Nichtung nicht
ubel bestanden.
3m Mai 1590
wohnten Hyro-
nimusBretz und
Paul Behaim
namens des Ra-
tes der Taufe
eines Sohn-
Nurnberg.
Das Frauentor.
Photographische Aufnahme und Klischer von Zeneitz & So., Nurnberg.
leins*) des Pfalzgrafen (Vttheinrich von Sulzbach bei. Als
man am Abend der Ankunft in Sulzbach an der Tafel
satz, frug der Pfalzgraf, roer den „Ivillkumtn" noch nicht
geleert habe. Bretz gestand, datz dies bei ihm der Sall
fei; sogleich besahl der Pfalzgraf ihm, den „Willkumm",
der nicht roeniger als 3Vs Matz satzte, mit Malvasier,
ungarischem Wein oder vino di Tiro zu fullen und Bretz
*) Dtto Georg, starb bald nach der Taufe.
vorzusetzen. Dabei roar es Vorschrift, datz der Becher leer
sein mutzte, ehe die erste Tracht Speisen abgetragen rourde.
Gbroohl nun Bretz „zum Hochsien" bat, ihm den Willkumm
zu erlassen, bestand der Furst doch darauf, indem er sagte:
es roare desser, roir trinken ihn Heute, als morgen, roer
ihn zur rechten 3eit nicht austrinkt, dem jolle man ihn
nochmals ein-
schenken. So
mutzte denn der
Nurndergerdas
Schicksal Uber
sich ergehen
lassen und den
Becher lupfen.
Nicht ohne sicht-
liche Schaden-
sreude derichtet
er aber dann
roeiter, datz, ehe
die Mahlzeit
verrichtet und
die dritte Bicht
aus die Tafel
Kam, seinefurst-
liche Gnaden
und Pfalzgraf
Friedrich „ent-
roeichen" mutz-
ten und zur
dritten Tracht
nicht mehr zum
Vorschein Ka-
men. Auch am
Vormittag des
nachsten Tages,
des eigentlichen
Tauftages, gab
es gleich roieder
ein „zimbliches
Trincklein" ab
mit entsprechen-
der Fortsetzung
beim Mittags-
tisch, roo beide
Pfalzgrafen
„rool bereuscht
roorden sundt".
Ves Abends
sand nochmals
grotze Tafel statt und der Landgraf von Leuchtenberg er-
zeigte sich dabei „gar lustig", roie sich der Bericht diplo-
matisch ausdruckt.
Von dieser „Lustigkeit" rourde roohl auch zuweilen
ein furstlicher hochzeiter mehr als gut angesiecki, so z. B.
bei der oben erroahnien Ansbacher hochzeit vom 3ahre
1641, von roelcher der Nurnberger Gesandie 3obft Thristoph
Brefe schlietzlich berichtei: „Diesen Abend (namlich des Hoch-