Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 320
Bayerifche 3ubildums- Landes-Husitellung 1906
Hr. 15
Im Iahre 1903 zahlte also lNiltelfranken etwa 12^
Prozent aller Fabrikbetriebe und diesen gleichgestellten lin-
lagen in Bayern und 1,35 Prozent aller Betriebe in Deutsch-
land, wahrend es 17,8 Prozent aller Fabrik- rc. Rrbeiter
in Batjern und 1,34 Prozent aller derartigen Nrbeiter in
Deutschland beschaftigte. Dabei stellte sich das Verhaltnis
der Bevolkerung nach der Zahlung von 1905 im Vergleich
zu ganz Vayern auf 13,6 Prozent und im Vergleich zu
ganz Deutschland (roenn man die Gesamtzahl der Linwohner
aus 60 Millionen schatzt) auf 0,77 Prozent, so datz sich
namentlich im vergleich zu ganz Deutschland eine recht
gunstige Siffer ergibt.
In Letreff der Verteilung dieser Betriebe und ihrer
Arbeiter auf die einzelnen Industriezweige latzt sich
aus der offiziellen Statistik (des Fabrik- und Geroerbe-
inspektors) nur ersehen, datz im Iahre 1904 aus die Gruppe
der Metalloerarbeitung (Blechspielwaren, Haus- und liuchen-
gerate, sonstige Metallwaren) 447 Betriebe mit 17612
Hrbeitern, auf die Industrie der Maschinen, Instrumente
und lipparate (zu der die bedeutendsten hiesigen linstalten,
namlich die Maschinenbaugesellschast und die Ziemens-
Zchuckertwerke gehoren) 224 Betriebe mit 16445 lirbeitern,
auf die chemische Industrie 60 Betriebe mit 3700 lirbeitern,
aus die Bursten- und Pinselindustrie (autzer 5 haar- und
Borstenzurichtereien mit 76 lirbeitern und 109 nicht zu den
Fabriken zahlenden Bursten- und Pinselmachereien mit 445
lirbeitern) 42 Betriebe mit 2425 lirbeitern, auf die chromo-
lithographische Industrie 37 Betriebe mit 3047 lirbeitern,
auf Steinbruche, Steinhauereien und Ziegeleien 191 Betriebe
mit 3272 lirbeitern entsallen. Haderes wird sich erst fest-
stellen lassen, wenn die in Kurzem stattfindende neue Be-
rufs- und Gewerbezahlung vorgenommen und deren Besultat
verarbeitet sein wird.
Fragen wir nun noch nach den liussichten unserer
Industrie fur die Zukunft, so durfen wir uns wohl Kaum
der Hoffnung Hingeben, datz die glanzende Lntwicklung der
letzten hundert und besonders der letzten funfzig Iahre in
gleichem Matze ihren Fortgang nehmen wird. Dazu sind
die Voraussetzungen leider nicht vorhanden, zumal jetzt,
nachdem durch die verscharste Schutzzollpolitik des Reiches
und deren mittelbare Aonseguenzen unserem liusfuhrhandel
neue Fesseln angelegt sind. Immerhin Konnen wir aber
doch wohl mit Vertrauen der Zukunft entgegengehen. Wie
es Mittelfranken in der Vergangenheit gelungen ist, grotze
Schwierigkeiten in wirtschaftlicher Beziehung zu uber-
winden, so wird es sich auch jetzt durch die Ungunst der
Seiten nicht bestegen lassen. „Dem Mutigen hilft das Gluck",
Haben schon die alten Romer gesagt, und „Beharrlichkeit
fuhrt zurn 3iele" ist der deutschen 3ahigkeit entsprechend
hinzugefugt worden. lvird das auch fur die Zukunft unsere
Losung sein, dann mutz die Lntscheidung doch noch zu unseren
Gunsten ausfallen und werden wir uns auch ferner stels
unter den ersten auf der Bahn des wirtschaftlichen Fort-
schritts befinden.
Bauftubien vom Busftellungsplatz.
Don Hbolf
fjenridj.
in schoner warmer Iunitag des Iahres 1904 lockt
uns ins Freie und wir wenden uns nach dem
Gelande der Bayerischen Iubilaums-Landesaus-
stellung Rurnberg 1906, dem Luitpoldhain. Wir
durchschreiten das reizende Birkenroaldchen, das sich an das
Schietzhaus Forsthof anschlietzt und gelangen an eine grotze
Kahle Sandflache, welche ostlich begrenzt wird durch einen
niederen durftigen Fohrenwald. lin seinem Saum entlang
roollen roir unsere Schritte nach dem Dutzendteich lenken,
als dumpfe Schlage in der Ferne unsere liufmerksamkeit
erregen. Raher schreitend, horen jenseits in der Bayern-
stratze aus dem Fohrendickicht schallen:
1,2, 3, 4, 5, 6,7
Er muh Hinein
Durch Felsen und Stein,
Vurch tvcisser und Sand,
Dem Konig ins Land,
Dem Uaiser ins Reid),
Siehen wir alle zugleich.
Rber da sels id, einen,
Der zieht nicht;
Rber Freunderl, tu das nicht,
Du wirst's verspuren,
Wenn du am Samstag
Wirst Sulage Kriegen.
Rber jetzt zieht er fest,
Weil's geht nuf die letzt.
tjach nuf
Und dranf
Linen daneben,
Ifod)soII er leben!
Der Griginalitot Halber lasse ich hier noch einen zroeiten
Vers folgen, dazu bemerkend, datz noch verschiedene Lesarten
existieren, roelche jedoch zum Teil so derb humoristisch sind,
datz sie sich nicht zur Veroffentlichung hier eignen.
t, 2,3
fjord ) ’s Schlagerl Hallt
kjerinnen im Wald,
Da wachsen die Stauden,
Dn Kammen die Bnuern,
Um kjalz abzuhauen.
Scheithalz wallen s’ Klieben,
In den Bfen 'neinschiebeu,
Suppen mallen ’s Kachen
Gleich fur die ganz Wach'n
Die Sipfelhnubenbauern,
Die Spitzbuben, die schlauen
Mit ihrer schanen Bduerin,
Mit ihrer sanften Bauerin,
Mit ihrer braven Bauerin.
Uit wahr i[t’s,
a bdse Jrau ist's.
ljach nuf mit dem Schleg'l
kjinein mit dem Prugel,
Wir heben nach mnl auf,
Geben nach einen drauf,
Geden nach einen daneben,
Ietzt lassen wir ihn stehen.
Wir finden auf einer Kleinen Lichtung eine Schar
von etroa 25 Kraftigen Gestalten, eben damit beschaftigt,
einen Pfahl von etroa 4 ni Lange und 25 cm Ztarke ins
Lrdreich zu treiben. Hierzu bedienen sie sich einer sogeu.
Handramme, roobei alle gleichzeitig, auf die durch obige
Verfe gegebenen Zeitpunkte anziehen und einen Lisenklotz