Hr. 17
Bayerifche Subilaums-Landes = Huslfellung 1906
Scife 361
Ærlangen erst mit dem Ende des 17. Iahrhunberts. Denn
im dreitzigjahrigen Kriege ward der (Drt buchstablich bis
auf das letzte haus zerstort und nach den grohen Kata-
strophen von 1631 und 1634 hatte es sich vielleicht nie
wieder zu Bebeutung aufgeschwungen,
wenn nicht gegen Ende des 17. Iahr-
hunderts ein einsichtiger Furst eine voltige
Reugrunbung vorgenornmen Hatte.
Markgraf Christian Ernst von Bran-
benburg-Bayreuth in Racheiserung seines
Detters unb ehemaligen Dormunbes, bes
grohen Kurfurften, gewahrte im Iahre
1685 ben sranzbsischen Reformierten,
welche infolge ber Aufhebung bes Ebiktes
von Rantes ihre heimat verliehen, Auf-
nahme in seinen Lanben unb grunbete
neden ber langsam wieber erstanbenen
Altstabt Erlangen eine Reustabt Chri-
stian-Lrlang, bie in emem regel-
mahigen Retz rechtwinkeliger Strahen an-
gelegt wurbe. Das erste neue Haus,
Hauptstrahe 47, tragt noch hente an einer
Ecke einen grohen branbenburgischen
Abler in effektvollem Barockstil. Der
Gewerbefleih ber eingewanberten Fran-
zosen, bie als Tnch- unb Strnmpfwirker,
hanbschnh- unb Hutmacher, Gerber, Farber, Golb- unb
Silberarbeiter sich nieberliehen, verhalf ber Reugrunbung
balb zn hoher Blute.
In ben Iahren 1700—1703 warb bas grohe Resibenz-
schloh, Llisabethenburg, erbaut, ein stolzer Barockban
mit einem prachtvollen IDappen an ber Dorberfront unb
einer Reihe lebhaft bewegter Statuen auf bem Mittelban.
Vor bem Schlosse, bas hente bie Universitatsbibliothek in
sich birgt, steht bas Denkmal bes Stifters ber Rniversitat,
Orangerie mit tougenottenbrunnen in Erlangen.
das K6nig Ludwig I. am 100. Grundungstage der Uni-
verfitat schenkte. Dahinter dehnt sich der grohe Schloh-
garten aus, dessen vorderer Teil, nach franzosischer Art als
Blumenparterre angelegt, im Sommer in wundervollstem
Schlohplatz in Erlangen.
Rosenflor prangt, wahrenb ber Hintere Teil ein Park im
englischen Stile ist, mit machtigen Baumen, Buschwerk unb
Rasenflachen. Aus jenem Rosenparterre erhebt sich in einem
Wasserbecken ein Denkmal ber bankbaren franzosischen
Emigranten, ein Springbrunnen, ber auf seiner Spitze bie
wohlbeleibte Gestalt bes Markgrafen Ernst im Koftum
eines romischen Trinmphators zeigt, wahrenb uber ihm
eine schwebenbe Diktoria seinen Ruhm bnrch Posaunenstohe
ber Melt verkunbet. An ben Seiten ber Felspyramibe
sinb Portratgestalten
ber franzosischen Emi-
granten unb ihrer
Frauen angebracht, in
Perrucken unb Reif-
rocken, lustig unter-
mischt mit nackten an-
tiken Massergottern unb
Amoretten. Im Hintern
Teil bes Schlohgartens
hat MarkgrafThristian
Ernst seinem bewun-
berten Schwiegervater,
bem Grotzen Rurfursten
Friebrich Ivilhelm von
Branbenburg, ein Rei-
terbenkmal errichtet,
bas an bas Schlutersche
Denkmal in Berlin er-
innert. Am Rorbranb
bes Schlohgartens steht
bie im Iahre 1704