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Bayerikhe Subildums«kandes-Huskellung 1906
Nr. 17
erbaute ehemalige
Grangerie, ein reiz-
volles Halbrundes Ge-
bdube, dessen Stil sich
schon zum Rokoko neigt
und das, entsprechend
seinem Kunstlerischen
lverte, die Konigl. Ge-
maldegallerie in sich
birgt.
Ruch in der Stadt
selbst stehen noch einige
Kiinsllerisch Hervorra-
chendePauser der Mark-
grafenzeit im „Rll-Lr-
langer" Stil, d. H. in
einem gemahigten Ba=
rockstil, der die Fensler
mit einsachen Pilastern
umrahmt und dann an
Kapitalen und Gesimsen ein
^eicheres, dem Rokoko sich
maherndes Formen- und Gr-
namentenspiel entfaltet. Es
sind dies das Rathaus (erbaut
1728), das ehemals Rllslabler
Rathaus (erbaut 1731) unb
einige Privathaufer. Ruch bie
Mehrzahl ber Kirchen stammt
aus ber gleichen Periobe;
neuere INonumentalbauten
(Post, Rentamt, Prinzregent-
Luitpolb-Schulhaus) Haben sich
mit Gltick biesem alten Stile
angeschlossen.
Das rvichtigste Ereignis
ber Lrlanger Geschichte ist bie
Grunbung ber Universitat im
Iahre 1743. Der Gebanke
Hierzu ging von einer ber
interessantesten Frauen bes
18. Dahrhunberts aus, ber
Lieblingsschwester Friebrichs
bes Grotzen, Markgrasin Wil-
Helmine von Rayreuth. Ihr
Galte, Markgraf Friebrich,
ubernahm selbst bie Murbe
eines Rektors, bie seither stels
vom Lanbesoberhaupt beibe-
Halten worben ist. Die Seele
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Kgl. Gemalde-Gallerie in Erlangen.
Kgl. Gemalde-Gallerie in Erlangen.
ber neuen Grunbung roar ber feibarzt Wilhelminens, Da- auherorbentliche Fursvrge
niel v. Superville, ber zum Direktor ber neuen Rnslalt bern Fakultaten behoben
ernannt rourbe. Die
feierliche Grunbung
fanb unter Rnroesenheit
unb lebhaster Teil-
nahme bes markgraf-
lichen Paares am 4. No-
vember 1743 statt; ber
Tag roirb noch Heute
festlich begangen.
Aber bie anfang-
liche Blute ber neuen
Grunbung bauerte nicht
lange. Ts fehlte in
ber Markgrasschaft zu
sehr an ben materiellen
Mitteln. Der letzte ber
Bayreuther Markgra-
sen, Alexanber, ver-
suchte 1780 burch finan-
zielle Hebung eine
Besserung ber Verhaltnisse Her-
beizufuhren, so batz bie Fri-
derico-Alexandrina ihn als
ihren zroeiten Stifter verehrt.
Ruch nachbem Rlexanber 1791
seine Lanbe an Preuhen ab-
getreten hatte, ersuhr bie
Universitat manche Forberung.
Rber zu grogerem feben ent-
roickelte sie sich erst, seit nach
ben Unruhen ber napoleo-
nischen Seit im Sahre 1810
bie Provinz Bayreuth unb
batnit Erlangen an bas Kbnig-
reich Bayern gekommen roar.
Rls britte ber bayerischen
fanbesuniversitaten roar sie
bie einzige, roelche eine pro-
lestanlische theologische Fakul-
lal Hatte, beren Bebeutung
jeboch balb roeit uber bie
Grenzen Bayerns Hinausging
unb hinausgeht. Wenn zeit-
roeise, namenllich fur bie Ferner-
stehenben, bie Bebeutung Tr-
langens ausschliehlich auf ber
theologischen Fakultal zu be-
ruhen schien, so isl bie barin
liegenbe Tinseitigkeit in ben
letzten Iahrzehnten burch bie
ber Regierung auch fur bie an-
roorben. ischluh folgt.)