ForsideBøgerAusstellungszeitung Nürnberg 1906

Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Forfatter: Paul Johannes Rée

År: 1906

Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei

Sted: Nürnberg

Sider: 1096

UDK: St.f. 91(43)(064) Aus

Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern

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Side af 1124 Forrige Næste
Seife 410 Bayerifche Subildums-Landes-Husifellung 1906 Ilr. 10 Crzieftung zur Cifenarchitektur^ Don Dr. Heinrich Pubor. Liffelturm der Pariser 1899 er Iveltausstellung M i 1barf man von einem gewissen Stanbpunkte aus Ials bas Wahrzeichen der neuen 3eit ansehen, 1 biesen Himmelanstrebenben Lau aus Lisen, IVell- blech unb Glas, ber weber Maner, noch Sdulen, sonbern nur eiserne Stutzen, Rippen, Banber unb Streben Kenni. Unb von bemselben Gesichtspunkte aus barf biese 3eit in ihrem Wappenschilbe bie Lisenschiene fuhren. Freilich ist ber Lisenban selbst burchaus nicht erst eine Errnngenschast ber jungsten 3eit. 3n Thina, wo Seilbrucken schon im 3. 3ahrhnnbert bekannt roaren, roerben eiserne Brucken bereits im 17. 3ahrhnnbert erroahnt. 3n Europa ist bie alteste guheiserne Brucke bie von Rbraham Darbi) in ben 3ahren 1776-1779 nahe bei Brosely uber ben Severn gebaute. Vie zroeite rourbe von bem grohen Telsort, bem Erbauer bes KaIebonia=KanaIs in Schottlanb unb bes Gotakanals in Schroeben, in Builbroas errichtet unb zroar mit einem Stichbogen von 130 Fnh Spannrøeite. Telfort, ber ganz Grohbritannien mit eisernen Brucken versah, Hatte seinen asthetischen Sinn. Seine Brucken, besonbers bie um 1820 gebaute Menai-Brncke, roirken in ber Bogenkonstruk- tion Kunstlerisch. Rus bem Festlanbe rourbe bie erste eiserne Brucke 1796 uber bas Striegauer tvasser bei Laasan in Schlesien gebaut. Gsterreich unb Frankreich bagegen be- sahen zu Rnsang ber 19. 3ahrhunberts noch Keine eiserne Brucke, unb erst im 3ahre 1805 rourbe uberhaupt bie erste Lisenschiene geroalzt, roahrenb es bis bahin nur Gnh- eisen unb geschmiebete Stabe gab. Ivelchen ungeheueren Fortschritt banach bie Lisenprobuktion gemacht hat, erhellt am besten aus ber Tatsache, bah bie Roheisenprobuktion ber Lrbe, roelche anfangs bes 19. 3ahrhunberts nur etroa 85000 Tonnen betrug, hente nahezu 40 Millionen Tonnen erreicht Hat. Unb zugleich hat bie Technik bes Lisenbaues enorme Fortschritte gemacht. Fur bie Kabel von Hangebrucken rourbe bis zum letzten Viertel bes 19. Sahrhunberts Lisen- braht von Hbchstens 7000 Kg. (90 3entimeter) Festigkeit verroenbet, Hente Guhstahlbraht von uber 12000 Kg. Festigkeit. Die neue hubsonbrucke bei Neuyork, roelche Stntzpfeiler in ber Hbhe bes Kblner Vomes erhalt, roirb Bogen von einer Spannroeite von 945 Metern haben. - Finlay muhte sich bei ber ersten schmiebeeisernen Brucke im 3ahre 1796 noch mit 21 Meter Spannroeite begnugen. *) Unter den aussteUungsbauten nimmt die aus Lisen und Glas gebaute INaschinenhalle als Schopfung der modernen Van- Kunst eine wichtige Stelle ein. Damit es iI,r nicht an der rechten tvurdigung fehle, die leider Lisenbauten noch immer nicht nach Ge- buhr juteil roerben, bringen roir diese beherzigensroerten Nusfithrungen zum ttbdruck. Die Revolution ber Rrchitektur vermbge bes Lisens erfolgte aber erst, als bieses auch zum Hanserban ver- roenbet rourbe. Die erste eiserne halle in grohem Mahstabe roar ber Palast ber 3nbustrie-Russtellung bes 3ahres 1851, ber jetzige Lristal Palace in Sybenham, nach Planen von Sir 3oseph Paxton ausgesuhrt. Heute sinb uns bie eisernen Bahnhosshallen, Markthallen, Maschinenhallen schon etroas so alltagliches geroorben, bah leiber bie meisten Menschen „achtlos" burch bie hallen schreiten unb bie Lisenarchitektur Keines Blickes rourbigen, roahrenb bod] bie moberne 3eit vor ber alten sich Kaum burch etroas anberes so sehr unter- scheibet, roie eben burch biese Lisenarchitektur. Rber bie Rrchitektur ist im allgemeinen bas moberne Stiefkinb, bas selbst in ben Kunstausstellungen unb Kunstzeitschristen zu kurz roegkommt. Desto mehr erscheint bas notroenbig, roas ber vortresfliche Pabagoge Urbach seinen Schulem empsahl: „Macht bie Rugen aus, roenn ihr aus ber Strahe seib, rennt nicht an ben Hansern vorbei, ohne sie anzusehen, pragt euch ein, roie sie ausschauen, roie sie gebaut sinb." Unb zumal erscheint bies notroenbig bezuglich ber Lisenarchitektur, bie uns allen noch nicht so recht in Fleisch unb Blut uber- gegangen ist unb bie boch in allerjungster 3eit auch aus ben Geschaftshausban angeroenbet roirb. Vor allem mag man sich uber bie grunbsatzliche Verschiebenheit bes Lisen- unb Steinbaues Klar roerben. Db nun bie alteste Rrchitektur hbhlenbau in Stein- ober Psahlbau in Holz roar, so hat jebensalls bie Stein- architektur, als sie uberhaupt erst einmal asthetische Formen annahm, biese samt unb sonbers von bem holzbau entlehnt; von ber Saule bem Gebalk, bem Giebel bis zu ber Sims unb Tropsenregula. Bei bem Lisenbau sinb es ganz neue Prinzipien, bie zur Rnroenbung Kommen. Bei bem Steinbau Haben roir es mit Massen zu tun, bei bem Lisenbau mit Rippen. Ver Steinbau Kennt sozusagen nur Fleisch, massives Fleisch, bas ben Raum umkleibet. Der Lisenbau bagegen Kennt in sich selbst Kein Fleisch, sonbern nur Knochen unb Rippen. Beim Steinbau muh bie Mauer, bie gemauerte Fleisch- masse, nicht nur fullen, sonbern tragen. Hier lag ein Mangel ber Steinarchitektur vor. Selbst ber Duaber ist eigentlich Fleisch, Fullmaterial, nicht Knochen, nicht Trag- schiene, roie beim Menschen bas Schienbein. Die Saule zroar erscheint roie geschaffen bazu, zu tragen, unb Hat mit Russullung nichts zu tun. Rber stir bie mobernen architektonischen Rufgaben im Warenhaus-, Bahnhofs- Hallen-, Maschinenhallen-, Brucken- unb Markthallenbau geniigt biese Saule nicht mehr, um bie bebeutenben Trag- ausgaben zu erfullen. Die Lisenschiene vertritt ihre Stelle. (Schluh folgt.)