ForsideBøgerAusstellungszeitung Nürnberg 1906

Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Forfatter: Paul Johannes Rée

År: 1906

Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei

Sted: Nürnberg

Sider: 1096

UDK: St.f. 91(43)(064) Aus

Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern

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Seite 454 Bayerifche 3ubiMums-bandes-Huslfellung 1906 Nr. 21 mancher, sich dabei mit Befriedigung des Umstandes erinnernd, da6 der Preis des Chlorkalks so tief wie noch nie steht, es mithin auf eine Handvoll mehr oder weniger nicht ankommt. Qanz recht, aber andererseits wird auch die Kundschaft immer anspruchsvoller. An WeiBe, Griff, Festigkeit und Appretur werden An- forderungen gestellt, an die vor 20 Jahren niemand gedacht hatte. Und wenn es auf solche feinere Nuan- cierungen ankommt, muB auch das Bleichmittel ent- sprechend gewåhlt werden. Chlor ist Chlor — und auch nicht. Warum machen sich so viele Bleicher die Muhe, das Chlorkalkwasser mit Sodalosung zu ver- setzen und sogenannte Javellelauge zu bereiten. Nach- dem beinahe dasselbe Gewicht Soda zum Chlorkalk zugesetzt werden muB, um allen Kalk auszufallen, kommt das Chlor in diesem Umsetzungsprodukt beinahe doppelt so teuer, als im Chlorkalk. Dafur wird aber der Vorteil erkauft, mit kalkfreien Flot- ten bleichen zu kbnnen. DaB diese eleganter bleichen, als einfaches Chlor- kalkwasser,daruber ist nicht zu streiten. DiegebleichteWare fallt klareraus,wahr- scheinlich deswe- gen, well Kalk vor- wiegend unlosliche Verbindungen lie- fert (auch mit den auf der abgekoch- ten Baumwolle be- HfSt flUGSBURG. befindlichen Farbstoffen), welche eben ihrer Unlbslich- keit wegen schwieriger zu entfernen sind, als die ent- sprechenden leichter loslichen Natronverbindungen. Noch energischer bleicht das unterchlorigsaure Kali, dessen Lbsung durcli Umsetzen von Chlorkalk- wasser mit Pottasche erhalten wird. Der hobe Preis der Pottasche verbietet jedoch im allgemeinen dieses ausgezeichnete Bleichmittel; auch steht jetzt in der elektrischen Bleichflussigkeit ein gleichwertiges Surrogat zur Verfugung, das viel billiger kommt. Uberhaupt muB auf eine Tatsache hingewiesen werden, welche viel zu wenig Beachtung findet. Man kann aus Chlorkalklbsung eine ganze Reihe von Bleich- mitteln herstellen, deren jedes spezielle Eigentumlich- keiten zeigt. So werden mit Bittersalz, mit Tonerde- sulfat, mit Zinksulfat Losungen erhalten, deren Wirkungen von einander ganz verschieden sind. Je leichter zersetzlich eine derartige Bleichibsung ist, desto rascher und energischer geht die Bleiche vor sich. Zusatz von Atznatron, Borax etc. erhbhen die Haltbarkeit der Bleichflotten; je mehr aber diese letz- i■lEi 1 1 , 1ulLlil] illll: " teren neutral sind, desto leichter findet Sauerstoff- abspaltung statt. Bei Zutritt des Lichtes wird dies noch begunstigt, weshalb Bleichlaugen vorteilhaft im Dunkeln aufbewahrt werden. Es ist bekannt, daB aus Chlorkalklbsung nach Be- lieben Chlor oder Sauerstoff gewonnen werden kann. Kommt jene mit Saure zusammen, so entsteht Chlor. Wird aber Chlorkalk mit Wasser und etwas Kobaltsalz gekocht, dann entsteht nur Sauerstoff. Die Ansicht, daB je nach Umstanden, d. h. je nach den in der Flussigkeit neben der unterchlorigen Saure noch vor- handenen Salzen, mehr die Sauerstoffwirkung, als die- jenige des Chlors, auf den Baumwollfarbstoff hervor- gebracht werden kann, hat viel fur sich. In dem modernsten aller Bleichmittel, der elek- trisch bereiteten Bleichlauge,*) liegt ein Stoff vor, der an Reaktions- fahigkeit alle be- sprochenen Kbrper ubertrifft und sich noch billiger als Javellelauge stellt. Der einzige Nach- teil der elektrischen Bleiche besteht da- rin, daB das Mittel nicht fertig gekauft werden kann, wie z.B. Chlorkalk, son- dern vom Bleicher selbstfabriziertwer- den muB. Obzwar diese Fabrikation einfach und leicht erlernbar ist, wird doch der bereits mit genugender Arbeit beladene Bleicher sich davor scheuen, noch weitere Aufsicht erheischende Einrichtungen anzu- schaffen, wenn es ohne diese geht. Fur kleine Betriebe, deren Verbrauch an Chlorkalk ein bis zwei FaB im Monat nicht uberschreitet, wird im allgemeinen die Einfuhrung der elektrischen Bleiche zu umstandlich sein. Dagegen ist dieselbe fur groBere Bleichereien mit sachgemaBer Leitung nicht genug zu empfehlen. Von den verschiedenen Systemen elektrischer Bleicherei hat der Verfasser speziell mit demjenigen der Firma Dr. P. Schoop, Elektr. Bleichanlagen, Nurnberg, nahere Bekanntschaft gemacht und zwar in der Stickereibleiche U. Baumann, Flawyl (Schweiz). Mit freundlicher Erlaubnis des Besitzers mag eine kurze Beschreibung der betreffenden Anlage folgen. Die vor funf Jahren geschaffene Einrichtung zur elektrischen Bleicherei war zum Ersatz von 20 kg •) Anmerkung der Redaktion: Speziell uber die Herstellung von Bleichlauge auf elektrischem Weg brachten wir bereits einen Artikel des Herrn Dr. FraaB, Nurnberg, in den Nummeru 9 und 10 dieser Zeitschrift. s N