Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Hr. 24
Bayerifche ^ublldums« kandes »Husitellung 1900
Seite 523
Ts isi namentlich die Moderne, fur welche sich die leitenden
Arafte dieses Instituts zielbewutzt einsetzen, und als eine
Hervorragende Tat muh es betrachtet roerben, dah es
jhnen vor einigen Iahren gelang, den Hauplvertreler dieser
Richlung, Professor Behrens-Darmftadt und nach ihm
Richard Riernerschmid fur ihre Lehrkurse zu geroinnen,
roelche aus ganz Bayern besucht rourden und in Hiedurch
geroecklen Kunstgeroerblichen Schopfungen schone Fruchle
zeitigten. Die Kunstgeschichtlichen Lehrvorlrage, roelche seit
einigen Iahren allrointerlich den grohen Hbrsaal sullen,
durften sich stets einer gespannt lauschenden Zuhorerschast
erfreuen und fassen roir alles zusammen, so durfen roir
getrost behaupten, dah von Seite des Bayerischen Geroerbe-
museums ein lauterer Born lebendigen Massers in die
weitesten Areise der Bevolkerung Nurnbergs und Bayerns
quillt, roelcher Aunstinteresse und Verstandnis immer aufs
neue belebt. Haben roir gejehen, roie der Aunstunterricht
und die Aunstbelehrung in dem Nurnberg des 19. Iahr-
hunderts stets grundlicher, umfassender rourde und immer
roeitere Areise zog, so darf nicht unerroahnl bleiben, dah
auch von Seite des Stadtmagistrats und hochherziger Gonner
den Aunstbestrebungen der Gegenroart fordernd entgegen-
gekommen roird, indem ersterer neben bereits versuchsroeise
fertiggestellten Melierbaulen im Begriffe ist, roeitere zu
erstellen, von der anderen Seite aber in dem grohgedachten
Aunstlerhaus, dessen Bau Kurzlich begonnen rourde, Rus-
stellungs-, Museums- und Gesellschastsraume ins Leben
gerufen roerden sollen, bestimmt, den Nurnberger Aunst-
interessen zu dienen. Mit vollen Segeln und unter gun-
stigem Minde ist daselbst vor einem Lustrum das Schiff-
lein der Aunst in das neue Iahrhundert gesteuert, moge
er fortfahren, dessen Segel zu blahen, moge sein Mim-
pel mit den drei Silberschilden in einer langen Friedens-
aera luftig roehen; Kommenden Geschlechtern zu Nutz
und Freude, der edlen Stadt ein neues Nuhmesblatt ge-
roinnend.
Hus ber Uergangenbeit des Kulmbacber Braugeroerbes.
(Quellen: Die Ratsprotokolle der Stabt Kulmbad]).
enn man sich den ungeheuren Umfang des Aulm-
bacher Bierexportes vergegenroartigt, mochte
man uber die Rnsange dieses Induftriezroeiges,
roie sie die Ratsprotokolle der Stadt veran-
schaulichen, beinahe lacheln. Nach in der zroeiten halste
des 16. Iahrhunderts litt der Bierverbrauch der durch das
Trzeugnis aus hapsen und Gersle Heute roeltbekannlen
Stadt stark durch die Aonkurrenz des Rebensaftes.
Reichten doch damals die Weinberge noch bis in die nachfte
Nahe des Burgfriedens. So Kam es, dah der Preisunter-
schied zroischen Bier und Wein ein geringer, der Weinkonsum
aber jedenfalls ein sehr bedeutender roar. In den Iahren
1557 -1583 sind die Rngaben uber die Weinpreise, roie
die Ratsprotokolle sie verzeichnen, etroa funfmal so zahl-
reich, roie jene uber den Bierpreis. Ts roar z. B. 1575
der preis fur die Mah guten alten „Frankenroeins" aller-
dings bis aus 36 Pfg. gejtiegen, sank aber einige Iahre
roeit unter die halfte, roahrend der „Landroein" sich standig
aus der preishohe von 10 psg. erhielt, einem Bierpreis
von 7 pfg. gegenuber. Degen Ende des 16. Iahr-
hunderts jedach verliert der Meinverbrauch offenbar
an Bedeutung, der sogenaunte „Landroein" (aus der Um-
gebung) verschroindet, der „alte, sierne" Frankenroein aber
steigt rasch uber das Funssache des Bierpreises (1619 die
Mah 48 pfg.): erst von jetzt an - etroa mit der Iahr-
Hundertroende — geroinnt das Rnsehen des Bieres, erft
von jetzt an auch scheint das Brauroeseu durch die
Stadtverroaltung geregelt roorden zu sein.
Zu Beginn des 17. Iahrhunderts roird uns von dem
Beftehen dreier Brauhauser in der Stadt berichtel;
roenigstens roird ein Brauhaus des Rates, ein solches
Heinrich Francks und ein drittes Georg Reinhards erroahnt.
Fur jedes Brauhaus roar ein Braumeister vorhanden,
dem drei „helferknechte" zur Seite (tanken; auherdem
gab es Malzer und Malzmahler, die Zahl der erfteren
scheint regelmahig funs geroesen zu sein, die der letzteren
schroankt zroischen zroei, drei und vier. Ihre Bezuge rourden
jeroeils durch den Rat der Stadt genau geregelt, alljahrlich
auch, roenn das Brauen anhub, geroohnlich in der zroeiten
halste des November, rourden sie vom Rat in Pfticht und
Tid genommen. Ihr Lohn bestand ubrigens soroohl aus
Geld als aus Lebensmitteln, und nicht immer roar ihnen
die Gunst der Stadtverroaltung bei Festsetzung dieser Bezuge
gleichmahig hold. Ls scheint z. B. Herkommlich geroesen
zu sein, dah sie bei jedem Sud zroei Mahlzeiten erhielten,
eine nach der anstrengendsten Rrbeitsleistung, am Rbend
nach dem Maischen, die anbere solgenben Tags, „roenn
man abgebraut"; aber es Kam auch vor, bah ber Rat nur
eine Mahlzeit unb baruber Hinaus (neben bem Lohn an
Gelb) lebiglich einen Bezug von Wein unb Bier gestattete.
Bierbrauenbe Burger, bie sich an bieses Verbot einer zroeiten
Mahlzeit nicht hallen roolllen, rourben ausdrucklich mil
Strafe bebrohl.
Die Rnzahl ber letzteren selber scheint im Zusammen-
Hang mit ber ungeheueren Steigerung, bie vor allem aus
dem eingangs geschilderten Grunde der Bierverbrauch ba-