ForsideBøgerAusstellungszeitung Nürnberg 1906

Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Forfatter: Paul Johannes Rée

År: 1906

Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei

Sted: Nürnberg

Sider: 1096

UDK: St.f. 91(43)(064) Aus

Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern

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Hr. 24 Bayerifche 3ubil<3ums» Landes-fluslfellung 1906 Seite V47 das Qleichgewicht erreicht, so findet durch långeres Erhitzen auf 1500 0 keine Ånderung mehr statt. Nun erhohen wir die Temperatur auf 2000 °. Jetzt wird eine grokere Menge NO neben weniger N und O im Gleichgewicht zu finden sein. Lassen wir die Tem- peratur wieder auf 1500 0 sinken, so stellt sich nach einiger Zeit der fruher bei 1500 0 beobachtete Zustand ein. Zu ganz gleichen Verhåltnissen wåren wir ge- langt, wenn wir unser OefåB mit einer åquivalenten Qewichtsmenge von reinem NO beschickt hatten. Stets aber zeigt es sich, daB die Zeit, welche die Ein- stellung des Gleichgewichts erfordert, enorm von der Hobe der Temperatur abhångt, so daB viele Reaktionen, die bei gewissen Temperaturen scheinbar garnicht, d. h. unmeBbar langsam verlaufen, oft schon bei einer Temperaturerhbhung um einige 100 0 momentan ablaufen, Wenn wir aber bei gewohnlicher Temperatur ein reines NO chemisch herstellen und konservieren konnen, so liegt das nur daran, daB seine Zersetzungsgescbwindig- keit erst bei hbherer Temperatur mehrere Betråge er- reicht und daB wir erst bei gesteigerter Temperatur in praktisch zugånglichen Versuchszeiten eine Gleich- gewichtseinstellung erlangen. Daraus ergibt sich die fur die Praxis wichtige Tatsache, daB man einen bei hober Temperatur gultigen Gleichgewichtszustand mitunter durch sehr rasche Abkuhlung einigermaBen konservieren karm. Denn lassen wir, indem wir auf das obige Beispiel zuruckgreifen, das bei 2000 0 ins Gleich- gewicht gekommene Gas sich momentan abkuhlen, so muBte sich eigentlich das gebildete NO zum groBten Teil gemåB der Temperaturempfindlichkeit des Oleich- gewichtes (der Ausbeute) wieder zersetzen, aber dazu gehort Zeit und umsomehr Zeit, je tiefer die Temperatur ist, und wenn wir nur das Gebiet von 2000—1000 0 genugend rasch durcheilt haben, dann wird die Reaktionstrågheit eine so groBe, die Zersetzung eine so ungeheuer langsame, daB man den Zustand von 2000 0 noch einigermaBen konserviert erhålt. Durch diesen Kunstgriff fixiert oder „fångt" man aber ein Gleichgewicht bei einer Temperatur, der es gar nicht entspricht; man sagt dann, das Gleichgewicht sei „ein- gefroren". Nach den fur die Erage der Stickstoffverbrennung grundlegenden Untersuchungen von Nernst finden wir bei einer Temperatur von ca. 1500 0 nur 0,37 Vol. °/o Stickoxyd im Gleichgewicht mit Luft (^ Ns, 75o2) von 1 Atm., wåhrend die Ausbeute bei ca. 2800 0 bereits 5 Vol. % betragt. Die beiden Hauptgesichtspunkte fur die technische Stickoxydbildung aus Luft sind also: hohe Erbitzung und moglichst momentane Abkuhlung der so ge- wonnenen Gase. Es wåre falsch zu sagen: moglichst hohe Erbitzung; denn uberschreitet man eine gewisse Hobe der Temperatur, so wird die Zerfallsgeschwindig- keit des gebildeten NO eine so ungeheure, daB selbst bei noch so rascher Abkuhlung das Plus an gebildeten NO wieder verloren gebt. Man wird daher eine ge- wisse Temperatur nicht uberschreiten durfen, wenn man nicht unnotig Energie verbrauchen will. Den genannten Anforderungen kann der elektrische Flammenbogen unter gewissen Bedingungen entsprechen. LåBt man Luft den elektrischen Flammenbogen zwischen zwei Kohleelektroden passieren, so verlåBt sie diesen z. T. als nitroses Gas. Um eine momentane Abkuhlung zu ermoglicben, benutzte die Atmospherik Produkts Company am Niagarafall eine diskontinuierliche elek- trische Entladung. Dies wurde erreicht, indem man eine Relhe von nebeneinandergeschalteten Kohle- elektroden auf einem Kreise rotieren lieB, wåhrend Elektroden des anderen Vorzeichens auf einem festen konzentrischen Kreise angeordnet waren, so daB in jedem Augenblicke eine groBe Zabl von Lichtbogen durch Annåherung zweier Elektroden gebildet und wieder zerrissen wurde. Dieses Verfahren, welches von Bradlay und Lovejoy herruhrt, hat sich jedoch finanziell nicht bewåhrt, so daB die mit einem Aktien- kapital von 1 Million Dollar gegrundete Fabrik bereits mit dem Sommer 1904 still steht. Nicht gunstiger waren die Erfolge eines von Kowalsky und Moscieky ausgearbeiteten Verfabrens. NaturgemåB bångt ja die Wirtschaftlichkeit eines solehen, auf dem Verbrauch von elektrischer Energie berubenden Prozesses hauptsåchlich von den Kosten der letzteren ab, da die Ausgangs- materialien, d. b. die Luft, frei zur Verfugung steben. Fur die billige Lieferung von elektrischer Energie kommen aber nur groBe Wasserkråfte in Betracht, und nur ein Land, das reich an Wasserkråften ist, kann vorlåufig den Kampf gegen den Chilisalpeter auf Grund der neuen Salpetersåure-Industrie wagen. So kann es nicht verwundern, daB man gerade in Norwegen auf diesem Gebiete die ersten wirklicben Erfolge erzielte. Die Norweger Birkeland und Eyde fanden eine ein- fache Methode zur Erzeugung diskontinuierlieber Flammenbbgen, welche die komplizierten mechanischen Einrichtungen des amerikanischen Verfabrens uberflussig macht. Durch einen starken Elektromagneten låBt sich der Lichtbogen eines måBig hoch gespannten Wecbsel- stromes in eine runde Scheibe zerren, indem der magnetische EinfluB jeden sich bildenden Bogen gleich- sam auseinanderblåst und scblieBlich zum ZerreiBen bringt. Diese Bebandlung des Flammenbogens fand im Jahre 1904 ibre technische Einfuhrung durch eine neu angelegte Fabrik zu Notodden im Hillerdal, und dank dem billigen Preise der dortigen Wasserkraft und der einfachen Durchfubrbarkeit des von Birkeland und Eyde erfundenen Verfabrens, verspricht dieses Unternehmen sebon jetzt finanziell gunstige Erfolge. Die Ausbeute pro 1 Kilowattjahr betragt, auf wasser- freie Salpetersåure berechnet, 500—600 kg. Hinsichtlich der Frage einer allgemeinen Einfuhrung des Verfabrens muB man jedoch in Erwågung zieben, daB das Kilowatt- jahr am genannten Orte den auBergewohnlich billigen Preis von 12 Mk. besitzt, wåhrend selbst fur Norwegen im allgemeinen 20 Mk., fur andere Wasserkråfte oft