ForsideBøgerAusstellungszeitung Nürnberg 1906

Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Forfatter: Paul Johannes Rée

År: 1906

Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei

Sted: Nürnberg

Sider: 1096

UDK: St.f. 91(43)(064) Aus

Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern

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Seite 648 Bayerikhe Subildums-handes-Husifellung 1906 Hr. 29 der 4fache Preis zu setzen ist und die Kosten, falis Wasserkråfte fehlen, sich auf das 6- bis 12fache stellen konnen. Damit ist aber nur der kleinste Teil der Schwierigkeiten des Verfahrens beruhrt, kame es nur auf die Kosten des elektrischen Stromes an, so wåre das Verfahren von Birkeland und Eyde der chilenischen Salpeterfabrikation weit uberlegen. Denn setzt man das Kilowattjahr zu 20 Mk. an, so kostet 1 kg aktivierter Stickstoff nach dem elektrischen Verfahren gebunden 0,15 Mk., wåhrend er im Salpeter 1,15 (19 M. pro 100 kg Chilisalpeter gerechnet) kostet. Aber wir mussen berucksichtigen, daK uns das Verfahren zunåchst nur ein Qemisch von Luft und Stickoxyden liefert, und es tritt an die Technik die Aufgabe heran, die etwa 2°/oige nitrose Luft weiter zu verarbeiten. Da stets Sauerstoff im UberschuB vorhanden ist, so wird das entstandene NO beim Abkuhlen der Gase nach der Gleichung 2NO-1-O2 = 2NO2 vollig in Stickstoffperoxyd ubergefuhrt. Leitet man die Gase in Wasser bezw. Laugen, so erhalt man salpetrige Såure und Salpetersåure, bezw. ihre Salze. Die Ab- sorption in Wasser ist bei der groBen Verdunnung der Gase mit groBen Schwierigkeiten verknupft und låBt sich nicht uber eine gewisse Konzentration der gebildeten Salpetersåure treiben. Da man selbst durch kostspieliges Eindampfen die verdunnte Salpetersåure nicht uber eine bestimmte Konzentration (68 °/o) hinaus- bringen kann, so stehen der Herstellung einer hoch- konzenlrierlen Såure, wie sie die Technik in vielen Fålien fordert, fast unuberwindliche Schwierigkeiten entgegen. Am besten bewåhrl sich die Absorption der nitrosen Gase durch Kalk unter Bildung eines Gemisches von Kalziumnitrit und Nitrat. Dieses bewåhrl sich gut als Dungemittel und wurde daher auf ein weites Ab- satzgebiet zu rechnen haben, wenn es nicht åuBerst zerflieBlich wåre, was zu groBen Transportschwierig- keiten Veranlassung gibt. Dieses Produkt kann hin- sichtlich des Preises leicht mil dem Chilisalpeter konkurrieren. Nach neueren Untersuchungen scheint es auch zu gelingen, ein basisches Kalzium-Nitrat her- zuslellen, das pulvrig und nicht zerflieBlich ist. Jeden- falls hat dieses Dungemittel vor dem Chilisalpeter wesentliche Vorzuge, da es dem Boden den in vielen Fålien mangelnden, aber doch notwendigen Kalk zu- fuhrt, wåhrend das im Chilisalpeter enthaltene Natrium der Vegetation sogar schådlich ist. Ferner ist die Freiheil des synthetisch gewonnenen Nitrats von Chloriden und Chloraten fur viele Zweige derlechnischen Chemie von groBer Bedeutung. Immerhin bleibt die Verarbeitung der nitrosen Gase eine recht schwierige und låBt noch eine groBe Reihe von Fragen offen. Wie Prof. Claudy-Wien auf der letzten Hauptversammlung der Deulschen Bunsen- gesellschafl in Dresden ausfuhrte, werden wir natur- gemåB zunåchst nach einem direklen Verwendungs- gebiete des im Flammenbogen gebildeten, verdunnlen nitrosen Gases suchen. Bekanntlich bedarf der Schwefel- såure-BleikammerprozeB siåndig einer Zufuhr von Stick- oxyden, die, obwohl sie selbst nicht in die produzierte Schwefelsåure ubergehen, durch Reduktion zu Stick- oxyd fur den ProzeB werllos werden und erselzt werden mussen. Hier scheint sich eine direkte Verwendung der nitrosen Gase darzubielen. Aber auch in diesem Falle bereitet die groBe Verdunnung ein Hindernis. Als einziger Ausweg scheint sich die vorherige Ab- sorption der Gase durch verdunnte Schwefelsåure und Einfuhrung dieser nitrosen Schwefelsåure in den Glover lurm darzubielen. Verfåhrt man in dieser Weise, so låBt sich gegenuber der Einfuhrung von Salpeler- såure, die man bisher anwandle, eine nicht ganz un- betråchtliche Ersparnis erreichen. Andere Anwendungen der nitrosen Luft kommen bis heule praklisch nicht in Betracht. Bedenkt man daher, daB sich nach dem Verfahren der elektrischen Luflverbrennung konzentrierte Salpeter- såure nur schwer gewinnen låBt, und daB der Einfuhrung des Kalziumnilrit-Nilrates noch gewisse Schwierigkeiten im Wege stehen, so ist nicht ohne weiteres zu sagen, ob eine andere technische Anlage, der die elektrische Energie nicht zu dem gleichen, ungewohnlich niedrigen Preise wie der norwegischen zur Verfugung sleht, die Konkurrenz mil den naturlichen Nilralen aushalten wurde, wenn nicht neue technische Vervollkommnungen dem jungen Industriezweige zu Hilfe kommen. Ein zweiter, vielleicht etwas komplizierler er- scheinender Weg zur Bindung des Luflslicksloffs durfte jedoch bereits seine wirlschaftliche Feuerprobe bestanden haben. Zwar fuhrt er nicht direkt zu Sauersloff- verbindungen des Stickstoffs, sondern nur zum Ammoniak und verwandten Sloffen, doch ist dies fur viele Fåile der praktischen Anwendung gleichgullig. Das „Cyanid-Verfahren" von Prof. Frank-Charlotten- burg ist in seiner Erfindung und Anwendung eng ver- knupft mil der von Moissan erfundenen Massen- darslellung des Kalziumkarbides im elektrischen Ofen. Frank und sein Mitarbeiter Caro beobachleten, daB Karbide, insbesondere das Barium- und Kalziumkarbid, auf elektrischem Wege erhitzl, freien Luflslickstoff zu binden vermogen, wobei im allgemeinen Cyanide ent- stehen. Die im wesentlichen von der Firma Siemens & Halske Ende der neunziger Jahre begrundete „Cyanid-Gesellschafl" machle sich anfånglich nur die Herstellung von Cyaniden zur Aufgabe, welche durch den Mac Arthur Forrest ProzeB, der Goldextraktion durch Cyanidlosung, konsumiert wurden. Als aber infolge des sudafrikanischen Krieges die Goldproduktion ins Stocken kam, muBte man nach neuen Verwendungs- gebieten der Cyanide suchen und fand bei nåheren Untersuchungen am Kalziumkarbid, daB sich dieses nur zum Teil in Cyanid umwandelt, wåhrend ein Teil unter Kohlenstoffabscheidung Kalziumcyanamid Ca CN2 hildet. Dieser Sloff liefert jedoch beim Behandeln mit uberhitztem Wasserdampf Ammoniak, und zwar in fast