Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Hr. 30
BayerlFdie Subiltiums-Landes-Huslfellung 1906
Seite 681
fahrt feltens der Kurpfalz, der bamaligen Herrin der Wasser-
ftraste der Dils und Hab, geftellt wurde. In der Folgezeit
empfanb man jeboch blefe Derblnblichkell als elne grohe £aft.
So melnt 1649 Johann Illerz non ber Dlls zu Schmibmuhlen,
»es roåre eln rounberllches Servitut, benen von Hmberg Falle
unb Brucken zu bauen, barnit fle von lyrer Sdjiffatjrt befto
mehr Nutzen Haben« unb ble Beflher von Dietlborf unb Halhen--
hofen åuherten, ble Sdjiffmelfter follten ble gerounfdjte
Befferung nur auf lHre Koften oornehmen laffen, fle felber
bråuchten blefelbe nicht etc.
Elnige Entfchåbigung fur blefe Baupflichl, foroie roegen
ber oft ftunbenlangen Betriebsftorungen, roelche ble Durch-
jchleufungen veranlahlen, rourbe jeboch ben Fallinhabern
immcrtjln zutell. Sle bekamen jåhrlich von Hmberg elne
Salzfcheibe (ca. I1/« Zentner), ble auch gereicht roerben muhie,
roenn bie Schiffahrt roegen kriegerifcher 3eiten nicht betrieben
rourbe. Huherbem erhiellen fie fur bas 3umachen ber Falle
je fur 2 Fahrten 12 Kreuzer. Den hammerherren rourbe auch
eln grover Feil bes von Ihnen benotigten Crzes billig mitteis
ber Schiffe zugefuhrt unb bie Muller erhlelt man roenigftens
vor bem breihigjåhrigen Kriege burch eln gelegentllch ber
herbftllchen »fjammerreis«, roobei roahrfchelnllch bie Erzgelber
einkaffiert rourben, fpenbiertes Fahleln Wein bel guter Taune.
Beburftigen Fallinhabern rourben auch bel Heuherftellung ber
Schleufen feitens ber Stabt Hmberg unb befonbers burch ble
bagerlfcheReglerung bebeutenbe 3ufchuffe - biszu 600 Gulben —
in unverbinblicher Welfe geroåhrt.
Das Derhåltnis zroifchen Fallbeflhern unb Schiffern roar
burch Jahrhunberte ein Hochfl unleibliches. Das Schiffsvolk,
in bem fich roohl trabitionsroeife bie Erinnerung an bie einftige
freie Wafferftrahe fortgeerbt hatte, fah bie vielen im Laufe
ber 3elt entftanbenen Falle als ein nur Muhe unb Plackeref
machenbes Schiffahrtshinbernis an, roeshalb es mit ihnen auch
garnicht fchvnenb umging. Daruber erboften auch roleber
bie lnhaber ber Falle, bie, roenn fie nicht Hugenzeugen ber
unvorflchtlgen ober auch mutroilligen Befchåbigungen ber
Ensdorf.
Dehre unb Schleufen roaren, biefelben aus elgenen mitteln
multen roenben laffen, roeshalb fie ben Schiffern auch ihrer--
feits allerhanb Tort antaten. fjlezu nur ein Belfpiel als
llluftration. His am 9. November 1567 ble Hmberger Schiffe
nach Regensburg roollten unb in bie Håhe bes Hammers Dils=
roertl jkamen, ber bem IDolf Hltmann gehvrte, konnten fie
Plohllch nicht mehr roelter, benn ber hammerherr hatte burch
felne Schleufe unb bie Werkfchuhen alles aufgeftaute Maffer
ablaufen laffen. Da ben Schiffern Hierburch ber tveg eigent-
lich nicht gefperrt, fonbern nach Hltmanns Meinung roleber
fo geoffnet roar, role vor Erbauung bes Werkes, fo follten
Hmberg unb felne Schiffer baraus abnehmen, bah ble Falle
Portal der Kirche in Cnsdorf.
keln Hlnbernls fur bie Schiffahrt, fonbern ein notroenblges
Mittel fur ben ungehinberten Fortgang berfeiben feien. Dabei
verbot ber energifche Hammermelfter auch ben Schiffern, ble
eigenmåchtige Schliehung ber Falle, inbem er brohte, bem=
jenlgen, ber bles tun rourbe, »elne Kugel burdjlaufen« zu
laffen. Huch fonft ftanb er, role bie Schiffer klagen, beim
Durchfahren Håufig »mit elnem Schroeinfpieh auf bem Wuhr,
als ob er an einer Schroelnhah ftehen muffe«.
Damit flch bel ber Eroffnung ber Schiffahrt im Fruhjahre
keine unvorhergefehenen Hinberniffe ergaben, rourbe alljåhriich
vor Beginn berfeiben burch elne Hmberger Kommiffion elne
Wafferfchau vorgenommen. Hiebel muhten bie Falilnhaber,
bah ble Dlfitation grunblich gefchehen konnte, flets bie Schleufen
offnen. Da roar nach Hnroeifung bes Eichbuches zu prufen,
ob bas Srunbgefchroell rlchtig gelegt unb ber Elchpfahl richtig
gefchlagen roar, ob bas Wehr unb bas Fallbrett keine Uber=
hohung, roelche gerne vorgenommen rourben, aufroeifen. Es
rourbe auch angeorbnet, ob nicht ein abgångiger Streifbaum
aufzuziehen, nicht bas Fallgehång zu verlångern, Fallroånbe
ober Fallboben auszubeffern ober neu Herzuftellen, ber Fall=
efel zu erhohen, ble Winben zu befeftlgen felen. Es roaren
bles »Buhrourblgkeiten«, beren Wenbung meift ben Fall=
lnhaber anging unb beren Erlebigung flets bofes Blut machle
unb ben in ber Bruft gllmmenben hah zu Heller Flamme ent-
fachle. Megen biefer Schau, roelche bie Hmberger auch im
Sebiet ber 1506 gegrunbelen Jungen Pfalz vomahmen, burch
bas fich ja ber grotte Tell ber »kurfurflilchen Schiffahrt«
zog, entflanb auch elne Irrung zroifchen Kurpfalz unb Pfalz=
Heuburg, bie inbes burch ben Heumarkter Dertrag (1542)
roleber gutlich belgelegl rourbe. Doch muhte von ba an blefe
Wafferfchau belm pfalz-neuburgifchen Lanbgerichte Burglengen-
feib rechtzeitlg angemelbet roerben. Dlefem ftanb bann bie
Befugnis zu, im Inlereffe ber jungpfålzifchen Untertanen einen
Sachverflånblgen abzuorbnen, geroohnlich roar bies ber »Waffer-