Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seile 692
Bayerifche 9ubiUiums=[iandes=Hus[tenung 1906
nr. 31
Wunden in der Rinbe, da stellt sich meist fjolsfaulnis ein,
nachdem eine Pilzinsektion ersolgt ist. Alles dies wird uns durch
eine grotze Reihe von Vorlagen sehr anschaulich und
anziehend erlautert. In Glaskasten sehen wir auf Agar-
Agar (einer gallertartigen exotischen Algenart) und auf
fjols ledende Reinhulturen holzzersetzender Pilze, die in
der botanischen Abteilung der sorstlichen Versuchsanstalt
in Munchen zum Zwecke physiologischer Untersuchungen
hergestellt rourden. Ramentlich die grotzeren Reinkulturen
von Agaricus melleus (fjallimasch) fallen uns auf. Mit
Interesse versolgen wir den Zersetzungsverlauf, der in
einer Rraun- oder Weitzfaule endet oder wohl gar das
fjols bis sur Zellulose auslost, ein Vorgang, der bekanntlich
bei der Papiersabrilration auch durch chemische Mittel
Kunstlich bewerkstelligt wird. Der fjallimasch wird uns
auch in seinen naturlichen Lrscheinungssorrnen sehr eindrucks-
voll vorgefuhrt. Wir sehen seine Rhisomorphen (storke
unterirdische, schwarsbraune Strange) in die Wurseln der
Radelholser eindringen und hier unter der Rinde als
flaumige, weitze Schicht, als Mycel (das Loger und damit
das eigentliche Grund- und Lrnahrungsorgan des Pilses)
sich verbreiten, wodurch das fjols sersetzt und die Pslanse
getotet wird. Auch tote Laubholsstocke werden von ihm
heimgesucht. Im herbst erscheinen dann die Zruchttrager,
die 5ortpflansungsorgane des Pilses, als Honiggelbe Pils-
hute, die ubrigens ehbar sind. Sein Mycel leuchtet, womit
sich das oft beobachtete Leuchten faulen fjolses erklort.
Wir lassen uns auch belehren, datz die Radelholslrulturen
einen grotzen Teil ihrer Pflansen durch diesen Pils verlieren.
Auf Millionen wird auch der jahrliche Staben in Deutsch-
lanb geschatzt, ben Trametes radiciperda (ober Polyporus
annosus) anrichtet. Gr besalit gleichsalls bie Wurseln
von Rabelholsern unb ergreift auch bas fjols ber unteren
Stammteile, hier eine Rotfaule verursachenb. Auch er
wirb uns mit seinen Fruchtkorpern unb ben von ihm
bewirkten Lrkrankungen an Fichtenwurseln unb Wursel-
stocken anschaulich vorgefuhrt. Gehen wir von ben Wursel-
parasiten, su benen auch noch verschiebene chlorophyllhaltige
unb -sreie Phanerogamen gehbren - unter letzteren ist wohl
am bekanntesten bie Schuppenwurs (Lathraea squamaria)
- su ben bas fjols selber angreisenben Pilsen uber, so
finben wir hier vorsugliche Varbietungen vom Riesern-
schwamm (Trametes pini) unb von verschiebenen Polyporus-
Arten als Zersetzern bes Lichen-, Ruchen- unb Rirkenholses.
Gin Pastellbilb seigt bie oben orange-, unten schwefelgelben
Fruchtkorper von Polyporus sulphureus, bessen Kolossale
Mycelwucherungen uns autzerdem ausfallen. Ramentlich
aber fesselt uns ber Zunberschwamm (Polyporus fomen-
tarius). Dom Sturm gebrochene Ruchen, beren Stamm
burch biesen Schwamm gerftort wurbe, $eigen uns bie
weitzen Mycellappen bes Innern, wahrenb ber Pils bas
Rudere bes Raumes mit abenteuerlichen Lchwammkonsolen,
seinen Fruchtiragern, oft gans bicht bekleibet. In einem
Glaskasten wirb uns bie Derwenbung bes 3unbers in ber
Inbustrie vorgefuhrt, es werben baraus allerlei Rastchen
unb Ruchsen, Rahmen su Photographiestanbern, Rriesmappen,
Aschenbecher unb selbst Mutzen versertigt. Weiter beobachten
wir bie interessanten, gleichfalls burch Pilse Hervorgerufenen
Erscheinungen ber Grun- unb Rlaufaule. Wir sreuen uns,
datz grunfaules fjols wenigstens $u Rahmen sehr passenbe
Derwenbung finbet. Lin Pils rust auch bie namentlich bei
getrifteten ober geflbhten Rlbchern autzerorbentlich Haufige
Rotstreifigkeit bes Rabelholses hervor. Gefalltes, namentlich
seucht gelagertes fjols bietet uberhaupt, wie bekannt, ein
willkommenes Objekt sur Zersetzung burch einbringenbe
Pilskeime. Die verschiebenen Reispiele hierfur, ebenso wie
bie Zerstbrung von Zaunen (Fruchtkorper baran unb ser-
stbrtes fjols), von in Rergwerken verwenbetem fjolse, an
Psosten unb Telegraphenstangen, wa bie Abfaulstelle an
ber Reruhrungsgrense von Luft unb Roben sich befinbet,
interessieren ben etwas aufmerksameren Retrachter gans
besonbers. Rnter Wasser erleibet bas fjols chemische Der-
anberungen unb Dersarbungen, ba bie Holssersetzenben
Pilse hier nicht leben Kbnnen. Dem Flutzbett ber Regnitz
wurbe schwarses, nach langem Lagern noch festes Lichenhols
entnommen. Der Regen vergraut, bie Sonne braunt bas
fjols, dies seigt uns die Kolorierte Photographie eines mit
Schindeln gedeckten Schuppens. Datz ubrigens der Schiffs-
bohrwurm und andere Tiere an Schiffen und Pfosten im
Meere grotzen Schaden anrichten, datz auch grotze Wald-
ameisen und ein Rafer, der grotze Pappelbock (Saperda
carcharias), arg holsserstorend austreten Kbnnen, daruber
belehren uns von neuem passend ausgewahlte Schaustucke.
Grotze Sorgfalt wurde auf die geeignete Dorfuhrung des
echten fjausschwamms (Merulius lacrymans) und des
Lohporen- oder weitzen fjausschwamms (Polyporus vapo-
rarius) verwendet. Wer nicht das Rngluck gehabt, diesem
unheimlichen Gesellen im eigenen Hause begegnet su sein,
Kann sich hier durch Wandtafeln, photographische Dar-
stellungen und besonders geeignete naturliche Schauobjekte
von den erstaunlichen Wucherungen ihres Mycels, ihren
Fruchtkorperformen und den Zerstorungen, die sie selbst
an den hartesten Rrettern anrichten, uberseugen. Lin
elgenes kunstlich erleuchtetes fjauschen seigt sie uns sogar
lebend bei ihrer serstorenden Tatigkeit an den Rretter-
wanden dieses „Schwammkulturhauses."
Lin schon lange allgemein anerkanntes Mittel sur
Ronservierung des fjolses bildet seine Impragnierung,
weniger bei fjochbauten, die si ch am besten durch Trocken-
erhaltung schutzen, als vielmehr bei Lisenbahnschwellen,
Telegraphenstangen, fjolspflaster, Grubenholsern usw.
Line Reihe von fjolsarten und Impragnierungsmitteln
werden uns vorgefuhrt, unter letzteren sind uns namentlich
die Fluorsalse aufgefallen. Gebrauchte Pflasterstockel aus
Munchen und Rerlin seigen die besten Lrfolge des
Impragnierungsverfahrens. O. Steinbeis-Rrannenburg,
fj. Freese und Rutgers-Rerlin waren hier neben den
staatlichen Anstalten als Aussteller su nennen.
Den anatomischen Rau der verschiedenen fjolsarten,
ihre Lrkennungsmerkmale und wuchsverschiedenheiten, dasu
seltene Wuchsextreme su seigen, dient wieder eine be-
sondere Gruppe von Ausstellungsgegenstanden, Wandtafeln,
fjolsdunnschnitte (fur durchfallendes Licht), verschiedene
Modelle und naturliche Vorkommnisse. Unter anderen er-