Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Bayerifche ^ubiI^fums«ka^des■Hus^^e^Iu^g 1906
Hr. 31
Boben leben und eignen sich beshalb zur sorstlichen Grun-
dungung, d. H. zur Bereicherung des Bodens mit auch von
anderen Pflanzen aufnehmbarem Stickstoff. Man sieht
wieder einmal, die Pilze spielen im haushalt der Natur
nicht nur eine unnutze Rolle.
In einer Kammer sur sich finden wir eine instruktive
Sammlung von Samen und Keimlingen der waldbaulich
wichtigeren Holzer. Wir sehen, wie schon die ganz jungen
Pflanzchen von Pilzen befallen werden und an diesen
Iugendkrankheiten erzeugen, die ost zum Rbsterben der
Pslanze fuhren, so bah dadurch in den Pflanzgarten groher
Schaben verursacht wird. Hier wie uberall ist die wichtigste
Literatur ausgelegt, in der Namen wie Hartig, Tubeuf
il. a. am meisten Hervortreten.
Im Nebensaale wird uns nun die forstliche Produktion
im einzelnen, mit Bezug auf die verschiedenen Hauplholz-
arten, erlautert. Die Mitte des Saales nimmt eine reich-
haltige, ubrigens nicht auf Bayern beschrankte Kollektion
von Koniserenzapfen ein, teils in Formol, teils offen aus
Zweigen, in der uns namentlich die gewaltigen Zapfen
seltenerer Pinusarten imponieren. Die Sammlung jtammt
von der Universitat Munchen. Die Forstabteilung der
niederbayerischen Regierung zeigt uns die Baumformen und
Wuchsleistungen der Nabelholzer, ihre Holzbeschafsenheil
usw. in einer Fulle von Beispielen. Wir sehen die Fichte
an ihrem bedrohten Standart auf den Alpen beim Beginn
der Latschen-Region, die Nrwaldsorm des Bayerischen Waldes,
Tonnen-, Fichten- und Buchenmischung mit 50 bis 55 Meter
hohen Baumexemplaren, die charakteristische Wuchsform
der Ruwaldsichte aus moorigen Boden, Bilder aus dem
Frankenwald und dem Sachsenrieder Forst im Kreise
Schwaben, alles dies in meist vortrefflich gelungenen
Photographien. Ruch die selteneren Baumformen der
Zirbelkieser (Rrve) und Tibe sind nicht vergessen. Letzterer
Baum wachst bekanntlich ganz besonders langsam, dies
zeigen uns auch die Stammausschnitte, unter anderem ein
solcher mit 317 Iahresringen von einer aus 1300 Meter
Meereshohe im Forstamt Tegernsee gewachsenen Libe. In
den Hbhenlagen wachst auch die Fichte langsamer, ihre
Iahresringe sind bemgemah dart sehr dicht beieinanber.
Das Holz bieser Fichten wirb namentlich fur ben Instru-
mentenbau sehr geschahl, wie bie polierte Scheibe eines
Fichtenausschnittes von einer im Forstamte Garmisch in
1900 Meter Meereshohe gewachsenen Fichte selbst ben
Nnkunbigen ahnen laht. Sehr interessant sinb bie „Wuchs-
ppramiben", halbierte Stammburchschnitte (Scheiben) in
verschiebener Hbhe ber Baume, von nahezu gleichalterigen
(200jahrigen) Fichten bes Bayerischen Walbes. Sie zeigen
uns, wie bie Fichte am besten in ber Mischwalbregion
(600 bis 800 Meter), nachstbem in Hochlagen von 1100
bis 1450 Meter, schon weniger gut im Ruwalb aus
mocrigem Boben unb am schlechtesten aus sehr nassem
Boben mit sehr tieser Moorschicht, auf ben sag. Hochmooren
aber Filzen zu gebeihen pflegt. Ruch ber gunstige Lin-
fluh bes Lichtschlusses (bes lichteren Bestanbes) vor bem
Dichtschluh wirb uns an verschiebenalterigen Fichtenmodell-
stommen vorgefubrt.
Rm Tabe bes 18. Iahrhunberts wurbe bie Weymouths-
Kiefer, eine norbamerikanische Holzarl, namentlich in ben
Forstamtern Trippstabl (Psalz) unb Rnsbach vielfach ange-
pflanzt. Diese Koniferenart weist ein auffallenb storkes
Wachstum unb ein vorzugliches, vornehmlich fur Vrechsler-
arbeiten sehr geschatztes Holz aus, baher es auch im Preise
hbher steht als bie ubrigen gleichalterigen Nabelhblzer.
Tabellen, Wuchspyramiben, Photographien erlautem uns
bie Bebeutung bieses schbnen Baumes.
Tin feltenes Laubholz ist bie Tbelkastanie, bie in ber
Psalz vorzugsweise ben Ubergang von ben Rebenhugeln
zum Bergwalb vermittelt unb hier einen Raum von
1200 hektar einnimmt. Wie baruber, so belehrt uns bie
Russtellung auch uber Wuchs unb Verwenbung ber wichtig-
sten Laubholzarten, ber Tiche unb ber Buche. Rm meisten
sallen hier wohl ein 300 jahriger Spessarter Tichen- unb
ein 280jahriger Rotbuchenstamm ins Ruge, beibe in Four-
niere geschnitten, bie facherfbrmig auseinanber fallen. Sie
sinb montiert von ber Firma Leopolb Kunkel in Lohr a.M.
Ruch Hier finben wir Wuchspyramiben, wahrenb uns bie
Iahresringe verschiebener Buchen- unb Tichenscheiben er-
Kennen lossen, wie gut ber Lichtstanb auf ben Holzzuwachs
einwirkt, wie schwach anbererseits bas Wachstum unter=
bruckter ober auch nur stork eingeengter Baume vor sich
geht. Solche Russchnitte bezw. Stammstucke zeigen uns
auch ben Tinfluh ber verschiebenen Bobenarten, von
Muschelkalk, Keuper, Buntsanbstein, Schwemmlanb, sowie
ber Rufastung, b. H. ber Beseitigung gruner ober trockener
Rjte, auf bie Tauglichkeit bes Holzes. Impragnierte
Tisenbahnschwellen aus Rotbuchenholz, verglichen mit nicht-
impragnierten, sprechen fur bie Vorteile bieses Konservierungs-
versahrens. Parkettriemen, 3ier= unb Gesimsleisten, Turen-
unb Wanbvertafelungen, gebogene Mbbelstucke fuhren uns
bie Verwenbung ber Buche, eine ahnliche Kollektion bie ber
Tiche vor Rugen. Dazu erblicken wir Rhornplatten sur
Branbmalerei unb Kerbschnitte, Skimobelle aus Tschenholz
usw. Befonbere Beachtung verbienen Proben (Fourniere)
verschiebener Holzarten unb zwar je 25 in Natur unb in
gebeiztem 3ustanbe. Ruch biese Muster unb Nobelle
ruhren meist von ber Firma Leopolb Kunkel in Lohr Her.
Photographien unb Diagramme erlautern bie Bebeu-
tung bes Tichenschalwalbs in ber Psalz, bekanntlich ist bie
bortige Leberinbustrie, namentlich in Pirmasens, von beson-
berer Wichtigkeit. Leiber geht bie Rentabilitat bes Schal-
walbes insolge ber stork sinkenben Tichenlohrinbenpreise,
was wieber burch bie zunehmenbe Verwenbung auslanbischer
Gerbematerialien verursacht wirb, neuerbings stark
zuruck. Von ben gebrauchlichsten Gerbstossen sinb Proben
ausgelegt; zum Vergleich ist auch eine Scheibe bes prach-
tigen subamerikanischen (yuebrachoholzes, bas gerbstoff-
reicher als Tichenrinbe ist, ausgestellt. Vas Tichennutzholz
selbst Hat in ben letzten Iahrzehnten eine ganz gewaltige
Preissteigerung, teilweise um mehr als bas breisache seit
1855 ersahren. Glucklicherweise sinb, wie uns gezeigt
wirb, bie Rlteichenvorrate ber untersrankischen sowie psal-
zischen Walbungen boch noch recht bebeutenb.
Tin sehr anziehenbes Arrangement ruhrt von ben