Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
5eite 710
Badeniche AubilZumz-bciutlLs-UusitLllung 1906
Ar. 31
Kirchhoff in Petersburg entdeckt wurde. Ferner ent-
steht aus Stårke durch Einwirkung von Diastase (iin
Malz enthalten) Maltose oder Malzzucker. Auch durch
den Speichel, Magen- und Darmsaft wird Umwandlung
der Stårke in Dextrin und Traubenzucker bewirkt.
Dieser chemische ProzeB geht tåglich in unserem
Korper vor sich; denn die Stårke gehort zu unseren
wichtigsten Nahrungsmitteln. Wir nehmen sie z. B.
in Form von Brot zu uns, das aus dem Mehl der
stårkereichen Getreidekorner bereitet wird, dann auch
in ziemlich erheblicher Menge in der Kartoffel. Letztere
bildet zugleich das gebråuchlichste Ausgangsmaterial
bei der Spiritusfabrikation, wåhrend von den Getreide-
arten die Gerste ihres Stårkegehaltes wegen zur Her-
stellung des deutschen Nationalgetrånkes, des Bieres,
verwendet wird. AuBer den eben genannten gibt es
dank ihrer verschiedenartigen Eigenschaften noch eine
ganze Anzahl von Verwendungsarten der Stårke, aller-
dings nicht in Form von Rohstoffen, sondern in
isolierter Form. Ihre Herstellung erfolgt naturlich nur
aus stårkereichen Pflanzenteilen. Zuerst wurde Stårke
aus Weizen gewonnen und zwar schon von den
Ågyptern und Griechen. Auf der Insel Chios soll mit
der Stårkebereitung begonnen worden sein. Jetzt sind
es vielerlei Produkte der Pflanzenwelt, welche zur
Stårkegewinnung benutzt werden, hauptsåchlich
Kartoffeln, Weizen, Reis und Mais; daneben wåren
noch zu nennen die Wurzelstocke von Maranta und
Manihot, das Mark der Sagopalme etc. Vor allem ist
es die Eigenschaft mit helBem Wasser zu verkleistern,
derentwegen die Stårke in groBer Menge Anwendung
findet. Von den gangbaren Stårkesorten hat Kartoffel-
stårke die niederste Verkleisterungstemperatur, nåmlich
65 Grad, wåhrend Maisstårke bei 75 Grad, Reis- und
Weizenstårke erst bei 80 Grad verkleistern. Bei der
Verkleisterung spielt die GroBe des Stårkekorns eine
Rolle. GroBe Stårkekorner verkleistern bei niedererer
Temperatur als kleine. Stårkekleister wird als Klebe-
mittel benutzt von Buchbindern und Tapezierern.
Hiezu besonders geeignet ist Weizenstårkekleister, da
er einerseits am besten klebt und andererseits auch
haltbarer ist, als z. B. Kartoffelstårkekleister. Diesem
ist in bezug auf Klebkraft auch der Maisstårkekleister
uber. Die Klebkraft des Kleisters wird beeinfluBt
durch das Trocknen der Stårke bei der Herstellung
und zwar derart, daB, bei je niedererer Temperatur
getrocknet wird, desto besser der Kleister klebt. Ver-
mindert wird die Klebkraft, wenn der betr. Stårke
infolge ungenugenden Auswaschens bei der Fabrikation,
z. B. noch etwas Såure anhaftet. Beim Leimen des
Papiers wird ebenfalls Kleister verwendet. Beim Zeug-
druck dient er als Verdickungsmittel fur Druckfarben;
hiezu nimmt man dicken Kleister. Mit dunnem Kleister
werden neue Gewebe appretiert und beschwert, was
in der Weise ausgefuhrt wird, daB man die Gewebe
mit dem Kleister trånkt und uberzieht und dann auf
heiBen Walzen erhitzt. Geeignet hiezu ist Weizen-
und sogenannter saurer Maisstårke-Kleister, besonders
eignet sich die durch Erhitzen mit Wasser unter Druck
erhaltene losliche Stårke. Auch unsere Hausfrauen
benutzen Stårke zum Verdicken von Saucen, dann bei
der Bereitung von Puddings, Gelees etc. und vor
allem auch zum Steifen der Wåsche. Eetzteres beruht
darauf, daB durch das heiBe Bugeleisen die in dem
Wåschestuck befindliche Stårke verkleistert und dann
weiter in Dextrin ubergeht. Dieses bildet den
glånzenden Uberzug auf der Wåsche, welcher noch
erhoht wird durch Zusatz von etwas Stearin und
Borax zur Stårke (Glanzstårke). Zum Steifen der
Wåsche ist Reisstårke am geeignetsten, welche in
pulveriger Form auch als Puder viel benutzt wird.
AuBerdem wird aus Stårke Dextrin, ferner Stårkezucker
(Traubenzucker), Stårkesirup und Zuckercouleur her-
gestellt, wozu in Deutschland ausschlieBlich Kartoffel-
stårke, in Nordamerika Maisstårke benutzt wird.
Fur Deutschland ist das billigste und daher auch
meistverarbeitete Material zur Stårkefabrikation die
Kartoffel. Daneben wird auch Weizen- und Reisstårke
hergestellt, ebenso etwas Maisstårke, wåhrend Amerika
hauptsåchlich Mais und England vorwiegend Reis auf
Stårke verarbeitet. Deutschland und Amerika produ-
zieren, die verschiedenen Stårkesorten zusammen-
gerechnet, jåhrlich ungefåhr gleichviel Stårke. Die
Kartoffel wurde etwa ums Jahr 1560 von Peru nach
Spanien gebracht, von wo sie dann nach Italien und
Osterreich kam. Spåter gelangte sie von Virginien
aus nach England. In Deutschland wurde erst durch
die Flungersnot im Jahre 1745 und andererseits dank
der energischen Bemuhungen Friedrichs des Groben
der Kartoffelbau allgemein aufgenommen. Fast gleich-
zeitig wurde auch mit der Herstellung von Stårke aus
der Kartoffel begonnen und zwar geschah dies erst mit
Handbetrieb, spåter mit Maschinen. Die ersten
groBeren Kartoffelstårkefabriken erstanden in Rhein-
hessen und Baden, jetzt trifft man am meisten im
ostlichen Teile Deutschlands, vor allem in Brandenburg.
Deutschland hat jetzt etwa 700 Kartoffelstårkefabriken.
Die meisten derselben sind landwirtschaftliche Klein-
betriebe, welche nur im Winter arbeiten. Es existieren
aber auch einige Fabriken, welche tåglich 8000 Zentner
herstellen. Von den jåhrlich in Deutschland geernteten
500 Millionen Zentner Kartoffeln werden 40 Millionen
Zentner zu Spiritus und 40 Millionen Zentner zu
Stårke und Kartoffelstårkefabrikaten verarbeitet. Die
Gesamtproduktion an Kartoffelstårke betrågt pro Jahr
7 Millionen Zentner. Davon werden ungefåhr 800 000
Zentner verwendet zur Herstellung von Stårkezucker,
Stårkesirup und Zuckercouleur und etwa halb so viel
zur Dextrinfabrikation.
Je mehr groBe Stårkekorner in der Kartoffel sind,
desto besser ist die Ausbeute an guter Stårke, umso
hoher also der Gewinn. Es ist daher von Wichtigkeit,
daB zur Stårkegewinnung nur ausgereifte Kartoffeln
verarbeitet werden. Der Stårkegehalt der Kartoffel