Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Bayerifche 3ubiltiums • Landes - HusHellung 1906
Seite 711
schwankt zwischen 11 und 29 °/o und betragt im
Mittel 18%. Ermittelt wird derselbe gewdhnlich durch
Bestimmung des spezifischen Gewichts. Die Kartoffel
enthålt 70—80% Wasser, an sonst nennenswerten
Stoffen auBer Stårke etwas Zucker, ferner EiweiB und
Asparagin, Kali und Phosphorsåure. Die Kartoffel
wird bekanntlich wåhrend des Winters von Tag zu
Tag leichter einerseits dureb Wasserverdunstung und
andererseits, da sie doch lebt und atmet. Es wird
nåmlich immer etwas Stårke in Zucker verwandelt und
dieser dann zersetzt (Atmung). Der Qrad dieser
Zersetzung und des dadurch bedingten Leichterwerdens
hångt von der Temperatur ab, je niederer dieselbe ist,
desto geringer ist die Atmung, desto weniger also
betragt die Gewichtsabnahme. Beispielsweise bort bel
2 Grad die Atmung ganz auf, daber kommt es, daB
die Kartoffeln beim Gefrieren suB werden, da bel
dieser Temperatur mebr Zucker gebildet wird, als zum
Atmen nbtig wåre. Die geeignetste Temperatur fur
den Eagerraum ist etwa 10 Grad und findet bei Inne-
haltung derselben bei etwa 2—3 monatelangem Lagern
keine wesentliche Anderung der prozentualen Zusammen-
setzung der Kartoffel statt.
Zur Stårkefabrikation werden am vorteilbaftesten
moglichst dunnschalige, gut ausgereifte und naturlich
vor allem recht stårkereiche und gesunde Kartoffeln
verwendet. Was die Bodenbeschaffenheit anbelangt, so
bat man gefunden, daB die in sandigem Boden
gewachsenen Kartoffeln sich besser eignen.
Die Kartoffeln werden zunåchst in rotierenden
Siebtrommeln mit Schlågern oder Burstenwalzen oder
in gemauerten Trbgen unter Bewegung mit Ruhrarmen
gewaschen und dann zerkleinert in einer sogenannten
Reibe, deren es verschiedene Arten gibt. Eine solche
bestebt im wesentlichen aus einer schnell rotierenden,
mit Sågeblåttern dicht besetzten Trommel und einem
oder, was vorteilbafter ist, zwei an diese angeschraubten
Holzklotzen, den sogenannten Reibklotzen. Das Zer-
kleinern in der Reibe geschieht unter Zusatz der
gleichen Gewichtsmenge Wasser. Die zerkleinerte
Masse, das Reibsel, fållt in eine unter der Reibe
befindliche Grube, von bier wird es auf ein grbberes
Vorsieb gepumpt und dort dureb abwechselndes
ZuflieBenlassen von Wasser und Abtropfenlassen das
sogenannte Fruchtwasser und die Stårke heraus-
gewaschen. Hiezu eignen sich gut Botticbburstensiebe,
Burstenzylinder und rotierende Vollzylinder. Das
Botticbburstensieb bestebt aus einem kreisrunden
doppelten Holzring von 2—3 m Durchmesser, in
welchem Drabtgaze eingespannt ist. Derselbe rubt auf
einem viereckigen Holzgitter. Auf dem Sieb bewegt
sich ein aus der Långe nach gescblitzten Ståben
gebildetes Holzkreuz. In den Schlitzen sind etwa
20 cm lange Bursten befestigt. Uber dem Siebe ist
eine Wasserbrause angebracht, das ganze Sieb rubt
auf einer Mulde. Da erfahrungsgemåB in der Reibe
nicht alle Zellen aufgerissen werden und somit die auf
dem Sieb zuruckgebliebene Masse nocb eine nicht
unwesentliche Menge Stårke enthålt, so wird sie einer
Nachzerkleinerung unterworfen, wozu sich sebr gut der
Mahlgang eignet (ein paar horizontal liegende Muhl-
steine von ungefåbr 1—1,2 m Durchmesser, von denen
einer, meist der obere, drehbar ist). Das nochmals
zerkleinerte Reibsel wird nun wieder ausgewaschen
und zwar wird jetzt ein Sieb mit feinerem Draht-
gewebe dazu benutzt, wåhrend das Auswaschen vor
der Nachzerkleinerung auf einem Sieb mit weiten
Offnungen vorgenommen wird.
Die in den unter den beiden Sieben befindlichen
Mulden angesammelte Rohstårkemilch låBt man nun
zur Trennung von der durch die erstgenannten Siebe
durebgegangenen feinen Faser durch ein oder mebrere
Feinsiebe gehen, die womoglich direkt unter den
Auswaschsieben angebracht sind. Als Feinsiebe benutzt
man gewdhnlich Scbuttelsiebe, aufgebångte oder sonst-
wie unterstutzte flache Kåsten, in welche ein mit Sieb-
gaze bespannter Rahmen eingelegt ist. Unter dem
Siebe ist ebenfalls eine Mulde zur Aufnahme der
Stårkemilch.
Hierauf wird das Fruchtwasser so rasch wie
moglich von der Stårke getrennt, was auf zweierlei
Art geschehen kann. Entweder durch das Absatz-
verfahren, indem man die Rohstårkemilch in Absatz-
kåsten 8—10 Stunden lang absetzen låBt und dann
das Fruchtwasser abhebert, oder durch das Fluten-
verfahren, wonach die Milch auf etwa 20 m langen,
1%m breiten und % m tiefen gemauerten oder
holzernen Rinnen mit schwachem Gefålle verteilt und
dann mit måBiger Geschwindigkeit geflutet wird. Die
groBte Menge Stårke setzt sich hiebei ab; das ab-
flieBende Fruchtwasser leitet man uber Absatzbottiche
und gewinnt so die mitgerissene Stårke wieder. Bei
dem einfacheren und vie! angewandten Absatzverfabren
bleiben alle Verunreinigungen in der Stårke, wåhrend
beim Flutenverfabren ein kleiner Teil derselben
entfernt wird.
Die erbaltene gelblich, bråunlicb, grau oder rbtlich
aussehende Rohstårke wird jetzt zwecks Reinigung mit
Wasser angerubrt und dann in mit Rubrwerk ver-
sehenen, entweder feststebenden gemauerten oder
zementierten oder auch beweglichen holzernen Bottichen
unter Zugabe von mebr Wasser eine Stunde lang auf-
gequirlt. Hierauf nimmt man das Rubrwerk beraus
und låBt absetzen, was 6—10 Stunden dauert. Dann
wird das Wasser abgelassen und die oberste Schichte
der abgesetzten Stårke, die sogenannte Schlammstårke,
durch Abspritzen mit Wasser oder durch Abkrucken
mit Holzkrucken, Nachwaschen und Wiederabkrucken
von der unteren weiBen festen Schichte getrennt. Eetztere
wird zur weiteren Reinigung nochmals aufgequirlt und ab-
gescblammt. Nach diesem Verfabren wird sebr viel
gearbeitet, namentlich in den Fabriken, welche nur
NaBstårke herstellen. Ein anderes ebenfalls viel be-
nutztes Verfabren bestebt darin, daB die Rohstårke erst