Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Zelte 730
Bayerifche Subilflums-bandes-Husltellung 1906
Hr. 32
Kgl Forstwarts Friedrich Frieh vom Zorstamt Nurn-
berg-Gst (Zorsthos) als des umsichtigen ortlichen Leiters
der Forstausstellung oerdienen aber hier am Schlusse noch
eine besondere Lrwahnung. tvie wir selbst beim Durch-
wandern und Veschreiben dieser anziehenden SammIung,
die von manchen zu ihrem Liebling erkoren wurde, so
hoffen wir, datz auch unsere Leser etwas von dem
wurzigen tvaldesodem verspurt haben mogen, der in dem
Reiche des in Bayern so populSren „Mannes im grunen
Rocke" maltet.
Die Maschineninduftne
guf der III. Bayerifchen Canbesausftellung.
Don Friebric')Barttj, Dberingenieur am Bayer. Semerbemuseum in Hurnberg.
4. €ifenbal)n= und Kraftfahrzeuge.
■uch im Transport- und Verkehrswesen machte sich
der Sug der Seit nach Schnellbetrieb geltend.
Betrachten wir unsere Tisenbahnen, so sinden wir,
i datz die Leistung der Betriebsmittel seit der letzten
Ausstellung des Iahres 1896 wesentlich erhoht wurde.
Die dadurch erzielte intensivere Ausnutzung derselben er-
moglichte es, den steigenden Bedursnissen des Verkehrs
gerecht zu werden und gleichzeitig die Rentabilitat der
Bahnen zu erhohen. Weit grotzer jedoch als die Fort-
schritte im Tisenbahnwesen sind diejenigen auf dem Gebiete
der schienenlosen Kraftfahrzeuge, der Automobile und Motor-
rader. Auf der letzten Landesausstellung des Sahres 1896
waren meder Automobile noch Motorrader vertreten, ob-
wohl beide schan seit einer Reihe von 3ahren durch die
Bemuhungen zweier Deutschen, Daimler und Benz, das
Licht der Welt erblickt Hatten. Ts bestanden zwar im
3ahre 1896 schon betriebssahige Kraftfahrzeuge- so baute
beispielsmeise die Daimler-Motsren-Gesellschast zu jener
Seit Wagen von 5—6 PS., melche bis zu 35 km pro
Stunde zurucklegen Konnien. Auch gab es damals schon
Automobilrennen, insbesondere in Frankreich, wo dieser
Sport die eisrigste Forderung sand. Smmerhin aber Kann
man sagen, datz der Bau von Kraftfahrzeugen im Jahre
1896 noch in seinem Ansangsstadium war und datz seine
eigentliche Lntwicklung erst um die Iahrhundertwende ein-
setzte, als die Grotzindustrie diesen Fabrikationszweig aus-
griff. Welche rapide Lntwicklung nunmehr einsetzte, ver-
anschaulichen am besten die Leistungen und Geschmindig-
Keiten, welche man hente mit Automobilen erreicht. Ls
werden Hente Motorwagen gebant bis zu Leistungen von
150 PS. und daruber und Geschwindigkeiten von uber
150 km pro Stunde erreicht. Noch starkere Motoren sind
sur Motorboote ausgesuhrt worden. Man Kam Hier schon
bis zu Leistungen von 600 PS. und daruber.
A. Lokomotiven. Die Bestrebungen im Lokomotiv-
ban zielen im letzten Grunde alle daraus ab, einen moglichst
grotzen Essekt bei geringstem Gewicht und Kleinsten Dimen-
sionen zu erreichen. Ansgestellt haben die Lokomotiv-
fabriken 3. A. Masset und Krautz & L o., A.-G., beide
in Munchen. Die ausgestellten Lokomotiven befinden sich
teils in der Maschinenhalle, teils in der Fahrzeughalle des
Staatsgebaudes. Beginnen wir mit der von der Firma
Maffei in der Fahrzeughalle der Kgl. Bayerischen Staats-
eisenbahnen ausgestellten 2/6 gekuppelten Schnellzugs-
lokomotive der Bayerischen Staatseisenbahnen, Gattung
S 2/6. Die auf Seite 489 dieser Seitschrift abgebildete
Lokomotive ist fur Geschwindigkeiten bis zu 150 km pro
Stunde gebaut, weshalb der Fuhrerstand, die Raud;=
Kammertur und die Verkleidungen vom Dom und von den
autzenliegenden Sylmdern als Windschneiden ausgebildet
sind. Die Maschine besitzt 4 Sylinder, 2 innenliegende
hochdruck- und 2 autzenliegende Riederdruckzylinder, welche
samtlich auf die vordere Triebachse arbeiten. Die Damps-
verteilung erfolgt durch heusingersteuerung und Kolben-
schieber. Der Durchmesser der Triebrader ist entsprechend
der Bestimmung der Lokomotive fur hohe Geschwindig-
Keit sehr grotz und betragt 2,2 m, der Raddruck 8 Tonnen.
Dorn und hinten ruht die Lokomotive auf einem zwei-
achsigen seitlich verschiebbaren Drehgestell. Der Rahmen
ist als Barrenrahmen Hergestellt, wodurch die untere Partie
der Lokomotive sehr durchsichtig und in ihren eingelnen
Teilen bequem zuganglich wird. Durch die Derwendung
des Barrenrahmens gegenuber dem sonst ublichen Blech-
rahmen strebt die Firma gleichzeitig eine Gewichtsersparnis
an. Der Kessel ist mit einem Rauchrohrenuberhitzer, Bau-
art Schmidt, ausgerustet und besitzt einschlietzlich Uberhitzer
eine heizffache von 252 qm. Die Lokomotive ist mit der
Westinghouse-Schnellbahubremse ausgerustet und es sind
samtliche Achsen an Maschine und Tender bremsbar. Der
auf zwei Drehgestellen ruhende Tender hat ein Fassungs-
vermogen von 26 cbm Wasser und 8 cbm Kohlen. Das
Dienstgewicht von Maschine und Tender betragt 133,7 Tonnen,
die Sugkraft 5000 kg. Die Lokomotive erregt bei Fach-
leuten und Laien das grotzte Interesse durch ihre gediegene
Aussuhrung und ihre schonen und gefalligen Formen.
Weiter befinden sich von der Firma Maffei im Staats-