ForsideBøgerAusstellungszeitung Nürnberg 1906

Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Forfatter: Paul Johannes Rée

År: 1906

Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei

Sted: Nürnberg

Sider: 1096

UDK: St.f. 91(43)(064) Aus

Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern

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■111111I~" Seite 772 Bayerifche 3ubildums« bandes -HusffeHung 1900 Ilr. 33 Kartoffeln. 100 kg Kartoffeln liefern 18—20 kg trockene Stårke. Die Kartoffelstårke kommt teils in Brocken in den Handel, teils als Kartoffelmehl. Die Herstellung des letzteren geschieht durch Mahlen der Stårke, wozu verschiedene Stårkemuhlen benutzt werden. Ganz gut ist z. B. die Kugelmuhle, eine nach der Auswurfseite hin schwach geneigte Blechtrommel von 2% m Lange und */2 m Breite, welche an der Einwurfseite mit einer mitten offenen, an der Auswurfseite mit einer schlitz- artig gelochten Querscheibe verschlossen ist. Dazwischen befinden sich zwei ebenfalls schlitzartig durchlochte Querwånde. In den drei Abteilungen sind je 500 Holz- kugeln. Die Trommel dreht sich langsam und die Stårke wird durch die aneinanderreibenden Kugeln ge- pulvert. Nachher wird sie dann noch gesichtet in Sichtmaschinen, wie sie in der Kornmullerei gebråuch- lieh sind, und in neuerer Zeit in Zentrifugalsicht- maschinen, horizontalen Zylindersieben, in denen sich das im Innern der Welle sitzende Schlagwerk in ent- gegengesetzter Richtung und rascher als das Sieb bewegt. Die nach dem Auswaschen des Reibsels auf dem Sieb zuruckbleibende rotliche breiige Masse, die so- genannte Pulpe, besteht aus Faser, Kartoffelschalenteilen und geringen Mengen unlbslichen EiweiBes und ent- hålt 88 97% Wasser. Sie wird in kleinen Betrieben als Viehfutter verwendet. Auch wird durch Pressen und Trocknen in besonderen Apparaten sogenannte Pulpekleie daraus hergestellt. Die Abwåsser (das Kartoffelwaschwasser, Frucht- wasser und Stårkewaschwasser) enthalten viel Pflanzen- nåhrstoffe, nåmlich Kali, Phosphorsåure und Stickstoff, und werden deshalb zum Dungen von Ackern und Wiesen benutzt. Die Kartoffelstårke dient auber den bereits oben bei den allgemeinen Verwendungsarten angefuhrten auch noch als Zusatzmittel bei der PreBhefe-, Schoko- lade- und Wurstfabrikation, dann bei der Herstellung von Nudeln und Makkaroni. Ferner wird sie auch in der Brotbåckerei verwendet. In der MetallgieBerei wird Kartoffelmehl zum Einpudern der Formen ge- nommen. Nachdem ich in Vorstehendem ein ziemlich genaues Bild uber die in Deutschland zu groBer Blute gelangte Fabrikation der uns von den verschiedenen Stårkearten wohl am meisten interessierenden Kartoffel- stårke gegeben habe, glaube ich mich bei der Be- schreibung der Herstellung der ubrigen Stårkesorten etwas kurzer fassen zu durfen. Da in den Zellen der Kartoffel die Stårkekbrner gewissermaBen nur in Flussigkeit eingebettet sind, so konnen sie nach ZerreiBen der Zellhaut durch die Reibe leicht durch Auswaschen isoliert (freigelegt) werden. Bei dem Weizen, Reis und Mais jedoch liegt die Sache wesentlich anders. Hier sind die einzelnen Stårkekorner durch EiweiBstoffe formlich zusammen- geklebt. Es ist daher die Gewinnung der Stårke durch Auswaschen eigentlich nur beim Weizen moglich. Es mussen hier andere Mittel angewandt werden. Die Isolierung der Weizenstårke geschieht, abgesehen von dem Auswaschen, meistens unter Zuhilfenahme von Gårungsvorgången und zur Trennung der Reis- und Maisstårkekorner von den ihnen anhaftenden Eiweib- stoffen kommen chemische Mittel in Anwendung. Letztere werden zwar auch in einzelnen, besonders in groben Betrieben bei der Herstellung von Kartoffel- stårke zur rascheren Abscheidung und zum Bleichen der Stårke angewandt, doch kann hier auch ohne chemische Mittel eine Primaware erzeugt werden. Der Weizen enthålt etwa 70% Stårke und ziemlich viel Kleber. Die Weizenstårke kann nach zweierlei Methoden gewonnen werden. Die ålteste und noch gebråuchlichste ist das sogenannte Sauerverfahren, welches allerdings den Nachteil hat, dab dabei der Kleber gånzlich ver- loren geht. Der Weizen wird in Quellbottichen mit nicht unter 12° warmem Wasser, das mehrmals erneuert wird, eingeweicht, bis er sich zwischen den Fingern zerdrucken låbt. Hierauf wird das Wasser abgelassen, der Weizen nochmals mit Wasser abgespult und zwischen zwei verstellbaren Walzen zerquetscht. Dann kommt er als sogenanntes Gut in den Qårbottich, wird dort mit Wasser zu einem dicken Brei angeruhrt und bei einer Temperatur von etwa 20° stehen gelassen. Wåhrend der nun stattfindenden Gårung wird der Brei offers durcheinandergearbeitet. Nach beendeter Gårung befindet sich auf dem Gut gewohnlich eine Schimmel- decke. Die den verånderten Kleber enthaltende Flussig- keit, das sogenannte Sauerwasser, wird jetzt moglichst abgelassen und aus dem Gut in einer Waschtrommel die Stårke ausgewaschen. Die erhaltene Rohstårke- milch wird in der bei der Kartoffelstårke angegebenen Weise durch Absetzenlassen und Aufruhren mit Wasser etc. oder noch einfacher durch Zentrifugieren gereinigt. Die Nabstårke wird dann in Wurfelform langsam in Trockenstuben getrocknet. Die Wurfel zerfallen all- måhlich strahlenformig und kommen so als Strahlen- stårke in den Handel. Aus 100 kg Weizen werden etwa 50 kg lufttrockene Stårke erhalten. Die bei dieser Fabrikationsmethode in ziemlich erheblicher Menge abfallenden Treber dienen als Schweinefutter. Nach dem anderen Verfahren wird Weizenmehl mit Wasser zu einem steifen Teig geknetet, dieser dann nach ein- stundigem Stehen in etwa 1 kg schweren Stucken auf einem feinen Sieb mit Wasserbrausen bearbeitet, bis das Wasser nicht mehr milchig abfliebt, d. h. alle Stårke ausgewaschen ist. Dabei bleibt eine zåhe, elastische Masse, der Kleber zuruck, aus welchem Wiener Schuster- leim bereitet wird, indem man ihn der Gårung unter- wirft und dann auf Blechen aufgestrichen trocknet. Bei diesem Verfahren ist die Ausbeute an Stårke noch etwas grober als beim Sauerverfahren. Die Weizen- stårke enthålt stets noch etwas Kleber. Am stårkereichsten von allen Getreidearten ist Reis, doch ist andererseits die Stårkegewinnung hier am schwierigsten. Um das an den Stårkekornern