ForsideBøgerAusstellungszeitung Nürnberg 1906

Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Forfatter: Paul Johannes Rée

År: 1906

Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei

Sted: Nürnberg

Sider: 1096

UDK: St.f. 91(43)(064) Aus

Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern

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Side af 1124 Forrige Næste
Seite 784 Bayeritoe Sublldums -kandes - flus^fe^u^g 1906 Nr. 34 Diese hofsnungen und Lrwartungen, der Glaube an die Zukunst der Stadt unter Bayerns Fuhrung sprechen sich in einem damals erschienenen Flugblatt, den „Patrio- tischen Gedanken eines Nurnberger Burgers bei der Re- gierungsveranderung seiner Vaterstadt" aus, das bei dem hohen Interesse, das es bietet, hier eine Stelle finden moge. „Die Kanonen haben gedonnert und uns ein Lreignis laut angekundigt, das lange schon der geheime Wunsch eines jeden braven, sein Vaterland wirklich liebenden Burgers roar. Mitburger! Unsere alte den jetzigen Seiten nicht mehr angemessene Dersassung hat heute ausgehort und wir sind nun einem andern grohen, bluhenden, weise und gerecht regierten Konigreich verbunden. Ittaximilian Ioseph, der Gute, Konig von Bayern, ist nun unser Landesvater. Unter seinem Schilde, geschutzt durch den machtigen Bund, sind wir jetzt vor allen Neckereien und Bedruckungen gesichert, deren wir zeither so viele zu erdulden hatten. Ietzt wird unsere Stadt wieder zu dem alten Flore kommenø sie muh die erste handelsstadt im ganzen Konigreiche werden. Fur unsere Gewerbe, Kunste und Handlung kommt eine neue, glucklichere 3eit, denn wir haben nicht nur ein grohes Vaterland, sondern dursen auch Italien und Frankreich vermoge der engen Familienbande unseres Koniglichen Hauses gewissermahen wie dasselbe betrachten. Ver italienische handel, der unsere Stadt einst so bluhend machte, wird seinen Weg wieder zu uns nehmen und seine Reichtumer in unsere Mauern sliehen lassen. Ist der Handel, die Seele von allem, erst wieder belebt, dann werden Keine Gewerbe darniederliegen und niemand wird mehr uber Nahrungs- losigkeit zu Klagen Ursach haben. Die Bevolkerung muh wachsen, die hauser mussen doppelt in ihren Preisen sowie auch in ihrem Ertrage steigen und uberhaupt wird ein neues, rascheres Leben uns umgeben. Vie ersten unmittel- baren Solgen dieser glucklichen Wiedergeburt unseres nach und nach langsam dahingestorbenen Staates werden sein: Bessere Linrichtungen, Nbstellung der vielen Mihbrauche, Gleichheit der Rechte unter allen Burgern und wohlseilere preise der Lebensbedurfnisse, denn wir sind nun Keine sremde Stadt mehr, svndern gehoren dem gemeinschastlichen Vaterlande an. Nur Blindheit Kann die wahren Vorteile, die uns Burgern aus dieser Veranderung erwachsen, nicht sehen. Wer gesunde Bugen hat, der wird das Gute schon erblicken. Seid also froh, teure Mitburger, uber dieses gluckliche Lreignis. Nuhert Lure Zreude aus eine Herzliche, dem biedern Konige und braven Burgern wurdige Weise! Sehet nun mit einem Heitern Blicke in die Zukunst, wurkt zum Besten des Ganzen was Ihr immer Konnt, und dann wird es in Kurzem anders bei uns stehen! Das ist meine Uber- zeugung und daraus rusen wir alle: tjeil unjerm guten Konige! ijeil jetner teuern Gemahlin! Ejeil jeinem ganzen tjaufe!" Mag sich auch manches in den letzten Hundert Iahren anders gestaltet haben, als es dieser Prophet der Nurn- bergischen Zukunst sah, im grohen und ganzen hat er doch bezuglich der Nurnberger Lntwicklung recht behalten. Nicht so rasch, wie er glaubte, trat die Wendung zum Bessern ein. Immer noch liehen die andauernden Kriegs- jahre und die unaushorlichen Truppendurchzuge und Kontributionen die gequalte Stabt nicht zur Nuhe kommen und legten ihr Gpser aus, unter deren Burde sie sich nicht erheben konnte. Aber als dann endlich der ersehnte Friede Kam, da erwachte auch allmahlich wieder die Nrbeitskrast, die Nrbeitssreudigkeit und die Unternehmungs- lust in den Mauern der alten handels- und Gewerbestadt. Lin reiches Lrbteil Hatte sie aus ihrer grohen Vergangen- heit uberkommen. Nn dieses bewahrte Nlte wurde wieder angeknupst und dank dem regen Fleih und der Betrieb- samkeit ihrer Burger, der handwerker, der Industriellen und der Kaufleute trat etwa seit dem Beginn der 30 er Iahre des vorigen Iahrhunderts aus allen Gebieten ein Umschwung ein, der immer weitere Kreise ergriff. So ent- stand das neue Nurnberg, krastig ausstrebend, eigenartig und bahnbrechend. Nber nicht vermage der eigenen Krast allein ver- mochte sich die Stadt aus ihrem Llend wieder empor- zuringen. Vazu bedurste sie des Schutzes durch das grohe Staatswesen, dessen nicht unwichtiges Glied sie jetzt geworden war, der Befretung aus den druckenden Banden finanzieller Not, die jede ihrer Bewegungen Hemmte, der Nuhe und des Friedens, unter dem sie einzig und allein wieder gedeihen und erbluhen konnte, der Zugehorigkeit zu einem Staat, der ihr neue Wege offnete, reiche Duellen erschloh und sur ihr Wachstum die neuen Verkehrsmittel bereit stellte. Nn dem Gluck und Gedeihen des neuen Vaterlandes war Nurnberg aus das innigste beteiligt, mit ihm wuchs es und wurde es groh. Gerade in der Nn- lehnung an das machtige, schutzende Staatswesen und unter der huld und Fursorge der bayerischen Konige und ihrer Regierung ist das edle Gewerbehaus wieder ausgerichtet und ausgebaut worden und wachst von Iahr zu Iahr an Nmsang und Bedeutung. Tausende von sleihigen Hånden regen sich in edlem Wettstreit. Nnders geartet als das Nurnberg der Glanzzeit, hat es sich doch, diesem Hierin nicht unahnlich, seine Ligenart bewahrt, und seine Industrie hat es zur Groh- und Weltindustrie entwickelt. Wenn wir nun von hoher Warte aus das vor uns liegende Iahrhundert zuruckschauen, so Kann uns nur Freude, Genugtuung und Vankbarkeit erfullen. Ia, Nurnberg Hat begrundeten Nnlah, sich zu freuen, dah alles so geworden ist, dah es vor hundert Iahren zwar seine Selbstandigkeit verlor, aber dasur ein neues, ein groheres, starkeres und besseres Vaterland wieder eintauschte, das sein Gluck und seine Zukunst verburgt. Veshalb begehen wir den Tag der hundertjahrigen Zugehorigkeit unserer Stadt unter das glorreiche Zepter der Wittelsbacher in hoher Festessreude, in inniger Vankbarkeit und in der fest begrundeten Hossnung aus eine gluckliche Zukunst. Heil Wittelsbach allezeit!