Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Hr. 35
Bayeritoe 3ubildums = handes-flusHellung 1906
Seife 843
zwischen Schwefelwasserstoff und dem Kolloid an-
nehmen zu mussen, z. B. beim kolloidalen Arsentrisulfid
im „Sol" Ha S : Asa Sa = 1 :8, im „Gel" Ha S : As- Sa —
1: 16. Durch die Untersuchungen dieser Forscher fand
ferner die Angabe Grums Beståtigung, daB die kleine
Menge Såure, Base, Salz usw., welche genugt, um die
Qelabscheidung hervorzubringen, im Gel absorbiert
wird. Das koagulierte Schwefeleisen z. B. enthålt
selbst nach sorgfåltigem Waschen geringe Spuren des
Metalles, welches in dem zum.Koagulieren benutzten
Metallsalze zugegen ist und dasselbe wird durch Be-
handlung mit anderen Salzlosungen ausgetauscht.
In einzelnen Fallen (bei Anwendung eines Hydro-
sols) kann man schon durch bloBe Behandlung des festen
Kolloids mit Wasser eine kolloidale Losung herstellen,
gewdhnlich (bei Anwendung eines Hydrogels) ist je-
doch eine vorhergehende Behandlung des Korpers, die
Peptisation, dazu notig. Durch Verdunnen mit Wasser
kann man beispielsweise das Hydrogel der Zinnsåure
erhalten, das sich durch sorgfåltiges Auswaschen von
der gleichzeitig entstehenden Salzsåure befreien låBt
Dieses Hydrogel ist in Wasser vollståndig unloslich,
erlangt aber die Fåhigkeit, verflussigt zu werden durch
einen einzigen Tropfen Ammoniak (Zsigmondy). Das
Ammoniak hat also in diesem Falle peptisierend gewirkt.
Die Hydrosole der freien Metalle, d. h. die kolloi-
dalen Losungen derselben konnen sowohl durch elek-
trische Zerståubung der Metallkathoden, als auch durch
Reduktion geeigneter Salze dargestellt werden. Gold
kann z. B. als ein Hydrosol erhalten werden, wenn
man nach der Methode von Bredig einen elektrischen
Liohtbogen zwischen Elektroden von Gold unter
Wasser, das man mit einer Spur Alkali versetzt hat,
ubergehen låBt. Auch die Hydrosole von Platin,
Palladium, Silber, Kadmium wurden von dem genann-
ten Forscher auf diesem Wege dargestellt. Bei der
zweiten Methode, Reduktion der Metallsalze in ver-
dunnten Losungen, kann jedes energische Reduktions-
mittel, welches nicht selbst koaguherend auf das Hydro-
sol einwirkt, verwandt werden. So benutzte Zsigmondy
bei der Darstellung seiner kolloidalen Goldlosungen
als Reduktionsmittel Formaldehyd, welchen er partie-
weise, aber ziemlich schnell, in eine verdunnte, schwach
alkalisch gemachte Qoldchloridlosung eintrug. Eine
feste Losung von kolloidalem Golde in Zinnsåure ist
ubrigens als Kassiusscher Goldpurpur långst bekannt.
Derselbe entsteht beim Mischen von kolloidaler Gold-
losung mit kolloidaler Zinnsåure in wechselnden
Mengen und findet in der Porzellan- und Glasmalerei
zur Erzeugung roter Farben, sowie in den Glasfabriken
zur Darstellung des schon rot gefårbten Goldrubin-
glases Anwendung. Wåhrend nun Elektrolyte aus der
kolloidalen Losung des reinen Goldes das ganz unlos-
liche Gel ausfullen, bewirken sie zwar auch bei der
Losung des Goldpurpurs Ausfållung, doch låBt sich
dieselbe durch Ammoniak leicht peptisieren. Es ist
das eine allgemeine Erscheinung, „die Gemische
mehrerer Kolloide sind beståndiger als die einzelnen
Kolloide fur sich" und findet durch die Annahme hin-
reichende Erklårung, daB sich Doppelhydrosole bilden,
welche eben beståndiger sind als die Einzelhydrosole.
Analoge Erschelnungen haben wir ja auch bei den
Metallsalzen, so wird z. B. die Losung des Mohrschen
Salzes vom Sauerstoff der Luft weit weniger angegrlffen
als die Losung des Ferrosulfates fur sich.
Ob nun eine solche kolloidale Losung als wirk-
liche Losung oder als bloBe Emulsion oder Suspension
aufzufassen sei, daruber gingen die Anslchten der
Forscher auseinander. Harold Picton kam bei selnen
Untersuchungen der physlkalischen Beschaffenhelt eini-
ger Losungen von Sulfiden zu der Ansicht, daB sie
Suspensionen sehr kleiner Teile selen. Da sie jedoch
auch die Eigenschaft von Losungen (Diffusion) zeigen,
so erweiterte er seine Theorie dahln, daB jene gelosten
Sulfide den Ubergang zwischen wirklichen und Pseudo-
losungen bilden. Er untersuchte dann Losungen an-
organischer und organischer kolloider Korper und
wies nach, daB zwischen den Eigenschaften feinver-
teilter Suspensionen, kolloidalen Losungen und wirk-
lichen Losungen nur geringe Unterschiede bestehen.
Dagegen kommt van Bemmelen nach eingehenden
Versuchen uber Absorption von Stoffen aus Losungen
zu dem Resultat, daB die kolloidalen Losungen zwar
dem flussigen Zustande sehr nahe stehen, aber doch
schon 1m ersten Stadium einer Trennung von der
ubrigen Flussigkeit begriffen sind. Nach dem heutigen
Stande der Wissenschaft rechnet man diese Losungen
nicht zu den homogenen Losungen, sie nehmen eine
Zwischenstellung zwischen Suspensionen und Losungen
ein und eine scharfe Grenze låBt sich hier wohl schwer-
lich ziehen. Jedoch hat Zsigmondy in der hochroten
Goldlosung ein Reagenz auf Kolloide gefunden. Durch
Zusatz von Kristalloiden zu hochroter kolloidaler Gold-
losung wird nåmlich ein fast augenbllcklicher Farb-
umschlag in blau bis schwarzvlolette hervorgerufen.
Die Gegenwart anderer Kolloide verhindert diesen
Umschlag in verschieden starkem MaBe. Je nach der
Menge, welche gerade ausreicht, eine bestimmte Koch-
salzkonzentration noch unwirksam zu machen, lassen
sich die Kolloide klassifizieren und ihr Wlrkungswert
zahlenmåBig feststellen. Auch in dem Tyndallschen
Versuch, welcher ja auf der Polarisation von zerstreutem
Licht durch fein verteilte Partikelchen beruht, haben
wir, wie Bredig in seiner Schrift uber anorganische
Fermente hervorhebt, ein sehr empfindliches Mittel zum
Nachweis sehr kleiner Trennungsflåchen in Losungen.
Diese Methode ist noch empfindlicher als die Spektral-
analyse, aber gerade deswegen durfen nach Zsigmondy
„auf Grund ihrer Ergebnisse nur mit åuBerster Vor-
sicht Schlusse auf die Natur der gepruften Losungen
gezogen werden". Seine in Gemeinschaft mit Sieden-
topf angestellten muhevollen Versuche, die Tyndallsche
Methode der Sichtbarmachung ultramikroskopischer
Teilchen weiter auszuarbeiten, hatten den gewunschten