Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Hr. 36 BayeriFche 3ubildunis = bandes’Husifenung 1900 Seite 861 in Applikation auf seinem Rupfen, das Tischgebeck mit dazu Harmonierendem Teeservice der Damen Rlgen-Distler, die Lmpirerahmchen aus schmalstem Seibenbunb, die Bett- decke mit den Herrlichen rosa Applikutionsrosen, und die Tischbecke mit gemaltem Gbstservice von Fruulein Ludwig. Die Tongefutze von Erna Fuchs sowie die Rupfertreib- arbeiten des Nurnberger Dereins Fruuenwohl ziehen eben- salls das Ruge auf sich und besonders fesselten die Runst- stickereien des Ateliers Rorres ungemein, unter diesen be- sonders das Herrliche Milieu mit Pfauenaugen auf gold- durchwirktem Grunde. Leider rnutz ich manch schone Arbeit hier des beschrunk- ten Raumes roegen unerwuhni lassen, benn es gibt nod) roeitere Ausstellungsgebaude zu durchroandern. Verzeihlich ist es darum, roenn ich als zunachstliegend mit den Besucherinnen hinaustrete ins 5reie und nach all dem vielen Schuuen gleich diesen in das so verfuhrerisch lockende Café Rusch eintrete. Hier halt sich die Damenroelt gar gerne auf; bei schonem IDetter unter Birken und Riefern im Freien, bei Regen aber im reizend ausgestatteten Rnnern, und labt sich an Raffee und Buckwerk der sich dicht daneben befindlichen Ausstellungsbuckerei. Hier Kann man nun so recht die Urteile der Damen uber die Ausstellung vernehmen. Sehr gut angeschrieben scheinen besonders bei den Fremben die verschiedenen Bauernhuuser der Dorfstrutze zu sein. Mit roelchem Cifer roerden all die herrlichkeiten des Rnntuler- hauses hergezahlt; roie „schbn und geschmackvoll" sind die Vorhungchen an den niedern Fenstern mit den reizenden Rreuzstichborduren, roie „pruchtvoll" die echten Rnntuler Buuernhute mit ihren dicken Goldquasten, golbgestickten Rnnenrunbern und den langen Moirébandern, roie „einzig" ist der alte Linnenschrank mit dem Flachs und dem selbst- gesponnenen Leinenzeug; roie „apart" ist das Cischgedeck der Lenzi im Merdenfelser-haus, roie „putzig" und „Herzig" die Schnitzereien der Gberammergauer, roie hat der „Jung" gejuchzt vor Dergnugen beim Anblick der dicken Holz- soldaten, die aus der drolligen Raserne Herausmarschieren; die Zpielzeugschuchteln, deren Rander den Kostlichen Rnhult verratende derbbaurische Malereien aufroeisen, die uller- liebsten Maibaume, IDiegendockeln u. dgl. m., all das ent- zuckt die Besucherinnen und ganz besonders die Mutter unter ihnen. Fur letztere findet sich im Rubustriegebuube reicher Anlutz, ihren Rleinen einige lehrreiche und zugleich unterhaltende Stunden zu verschaffen. Fur die Jungens gibt es roohl auf der ganzen Ausstellung nichts Anziehen- deres als der Glasschrank mit den Historischen Zinnsoldaten. IDeiter grotzen Anklang im Rinderherzen finden die lustigen Schurzen mit den Zwetschgenmunnlein oder Lebkuchen, die Arbeiten 3— bjahriger Rinder des Volkskindergartens Schroabach, uber den Fruulein Goes bereits erschopfend berichtet hat, die Rinderabteilung von Erlenbach, allroo das putzige hundchen mit roedelndem Schwunzchen lauten Rubel unter der Schur der jugendlichen Beschuuer Hervor- ruft. Der Lebkuchenkiosk mit dem sutzen Schleckerzeug zieht ebenfulls die Rinder muchtig un, und dus reizende Bilbchen vom „Rerzendreier" um Ropfe des Rioskes selbst roird besonders von der Nurnberger Rugenb viel beroundert. Die gunz Rleinen und die Puppenmutterchen bestuunen glunzenden Auges die reizende Ausstellung der Zelluloib- roerke mit Puppchens Coilette und der Unmenge von Bube- puppchen. Luners Grotte mit den Zwergen erroeckt schunerlich schones Lungen im Rindesherzen, erinnert un munch Herrliches Murchen, und nun gur bei Bing! Die grotze Puppenkuche, die ullerliebsten Puppenservice, IDasch- tische, Budestunder n. u. m. sind gunz duzn ungetun, die Kleinen Mudchen zu begeisterten Ausrufen zn verunlussen, und dus idyllische Muhlentul mit der mechunischen Lisenbuhn fesselt nicht nur die Rnuben, selbst Klein Trndi junchzt lunt uuf, roenn dus Buhnchen im Tunnel verschroindet und plotzlich roieder erscheint. Der Munchener-Rinbl-Baukusten, dus Rusperltheuter, der Pelzmurtel, das Zimmer mit der Weihnachtsunsstellnng, der grotze Schrunk der Berchtes- gadener hansindustrie mit den vielen, vielen bunten Lchachteln und Schuchtelchen, Leiterroagen und holzpferdchen, all dies roure herausznheben aus der Anmasse von Ausstellungs- sachen als besonders von der Rinderroelt beroundert, geliebt und begehrt. IDer sein Rind in die Gebaude des Bayer. Staates mitnimmt, roird ihm grotze Freude machen, roenn er ihm den Altmunchener Putzladen, den einzig schonen Rammer- oder hochzeitsroagen aus Gberbuyern mit dem bunten himmelbett, dem bis ins Kleinste getreu nuchge- muchten vollgepfroften Leinenschrank, und gegenuber den alten Schrank mit den sechs Puppen in ultbuyerischen echten Truchten zeigt. Der Munchener Frembenverkehrs- verein hut sich meines Lruchtens durch die Ausstellung dieser Suchelchen ein grotzes Verdienst erroorben, nur schude, datz sie gerude der Herunrouchsenden Rugend gegenuber so ungunstig pluziert sind. Auch ein Gang in die Tropfstein- hohle der Frunkischen Schweiz mit den Rnochenfunden von hohlenbaren und hohlenmenschen erregt die Bewunderung und dus Rnteresse der Rleinen. Rm Stuutsgebaude, Abteilung fur Anterrichtswesen, befinden sich wiederum gunz entzuckende Gegenstunde, die jedes Rinderherz mit Freude erfullen, so z. B. in der Ab- teilung der Berchtesgudener Schnitzschule; du steht eine grotze herrliche Arche Nouh, durunter unter Glus die reizenden Tiere derselben Hubsch puurweis uufgestellt, ein pruktisches putziges Rinderstuhlchen, ein fumoser Leiterwugen und underes mehr. Zeigt mun dem Rinde noch die suuberen Suchelchen und hundurbeiten der Tuuben, Blinden und Einarmigen, so wird mun uuch hier bewundernden Rinder- uugen begegnen, und fuhrt mun die Rleinen zuletzt noch uber den Spielplutz zum IDusserkarussell oder der Wusserrutschbuhn, so wird mun nichts uls Gutes und Schones uber die Aus- stellung von rosigen Rinderlippen zu Horen bekommen, und muncher Mutter wird der Nuchmittug, mit ihren Rleinen bort bruutzen verbrucht, jtets eine liebe Erinnerung sein. (Schluh solgt.)