Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Nr. 37
BayeriFche 3ubHduins=kandes =flusffenung 1906
Seite 911
Lithiumchlorid, Salmiak, Magnesiumchlorid, Aluminium-
chlorid, Kalidichromat, die Sulfate des Kaliums, Natriums,
Aluminiums, Ammoniums, unterschwefligsaures Natron,
Kali, Natron, Magnesiumnitrat, Ammoniumnitrat, Am-
moniumacetat; das Abbinden des Estrichgipses ver-
zbgern Chlorkalzium, Aluminiumchlorid, Kalidichromat,
Magnesiumchlorid, Salmiak, Borsåure, Borax; es be-
schleunigen Kochsalz, Kali- und Natronsulfat, Alu-
miniumsulfat etc.6) Weiter wurde auch beobachtet, daB
ein Zusatz, wie z. B. Natriumchlorid in geringer Konzen-
tration das Abbinden beschleunigt, in groBerer es ver-
zbgert. Sind zwei Zusåtze vorhanden, die beschleunigen
oder verzogern, so kbnnen sie sich gegenseitig ver-
stårken oder auch abschwåchen, ist der eine Zusatz
beschleunigender, der andere verzogernder Natur, so
kbnnen sie sich in ihren Wirkungen kompensieren.
Zwischen der Menge des Zusatzes und seiner
Wirkung besteht angenåherte Proportionalitåt; man kann
hier im voraus ungefahr berechnen.
Alle diese Tatsachen lassen sich auf die verschieden
groBe Loslichkeit des Gipses in diesen Salzlosungen
zuruckfuhren, und zwar 1aufen Verzbgerung des Ab-
bindens und Verringerung der Loslichkeit, Verkurzung
des Abbindens undVergroBerung der letzteren Eigenschaft
parallel. Alle diese Zusåtze aber haben, mit Ausnahme
des Alkohols, den folgenden Nachteil: Wåhrend des Er-
hårtungsprozesses des Gipses infolge der ihn verur-
sachenden, eigentumlichen, molekularen Durchdringung
des Gipses mit dem Wasser verbleiben diese Zusåtze
nicht im Innern der Gipsmasse, sondern werden voll-
ståndig an die Gberflåche gedrångt, wo sie aus-
kristallisieren. Da sie aber såmtlich im Wasser leicht
Ibslich sind, so konnen sie nur unter bestimmten Vor-
sichtsmaBregeln benutzt werden. Alkohole und sonstige
fluchtige organische Substanzen sind ohne irgend welchen
Nachteil, aber auch bedeutend teurer.
Die Ausbluhungen und Auswitterungen, auch
MauerfraB genannt, die sowohl bei dem Kalkmortel wie
bei dem Gips vorkommen, kbnnen der verschiedensten
Art sein. Wird kochsalzhaltiges Wasser zum Anmachen
des Kalkes oder des Gipses verwendet, so bestehen sie
aus Natronkarbonat, dem hygroskopischen, daher hbchst
schådlichen Chlorkalzium und dem unter groBer Raum-
vermehrung auskristallisierenden Glaubersalz, in dem
sich Natriumchlorid mit dem Kalkstein und dem Gips
zu letzteren Stoffen umsetzt.
6) Conf. P. Rohland. Der Stuck- und Estrichgips. Phys.-chem.
Untersuchungen. Quandt & Handel 1904.
Auch stickstoffhaltige Stoffe, Nitrate, kbnnen unter
besonderen Bedingungen da, wo stickstoffhaltige, or-
ganische Stoffe (Urin etc.) und Wasser in der Nåhe
von Bauwerken vorhanden sind, mit der Eeuchtigkeit
im Mauerwerk aufsteigend, die Veranlassung von Aus-
witterungen sein.
Meistens werden aber die Ausbluhungen aus
Natriumsulfat, Magnesiumsulfat, Natronkarbonat und
Chlorkalzium bestehen.
Es mbge noch erwåhnt werden, daB in ver-
schiedenen anderen Flussigkeiten als Wasser, wie in
Gelatinelbsung und 80proz. Alkohol eine Erhårtung
des Gipses trotz der nbtigen vorhandenen Wassermenge
nicht stattfindet.
Zwischen dem Stuckgips und dem Estrichgips
existiert noch eine Art von Gips, die seiner technisch
wertlosen Eigenschaften wegen totgebrannter Gips
genannt wird. Der tote Gips hydratisiert sich wohl,
ist aber zum Stampfen und GieBen unbrauchbar. Er
entsteht bei dem Brennen des naturlichen Gipses bei
Temperaturen, die oberhalb 200 0 etwa liegen. Ober-
halb 130 0 schon stellt der nunmehr wasserfreie Gips
eine chemische Verbindung dar, die bei wachsender
Temperatur eine stetige Verånderung ihrer chemisch-
physikalischen Eigenschaften erfåhrt.
Eine, allerdings meist stark verunreinigte Gipsart
ist auch der Kesselstein, die håufige Ursache von
Kesselexplosionen. Die Verunreinigungen stammen von
den im Kesselspeisewasser vorhandenen Salzen Na C1,
Mg Cl«, Ca Cla, Nas 80. etc. her. Nach dem Temperatur-
grade muBte der Kesselstein aus dem Dihydrat, Ca SO«,
2 Ha O«, bezw. aus dem Hemihydrat Ca SO«, '/s Hs O
bestehen.
Das ist indessen nicht der Fall, sie besteht meistens
aus einer wasserfreien Modifikation. Es kommt das
daher, daB bei Gegenwart von Salzlosungen Na C1,
Mg Cla etc. die Bildung einer wasserfreien Art auch
unterhalb 1250 stattfindet. Ferner findet, wenn sich
einmal letztere gebildet hat, die Umwandlung des
Hemihydrats in diese mit grbBerem Druck bei nie-
drigerer Temperatur als 130° statt.
Die Loslichkeit des Gipses durch Zusåtze in so
erheblicher Weise zu vermindern, daB die Kesselstein-
bildung aufgehoben wird, ist bisher nicht mbglich ge-
wesen. Alle Geheimmittel zur Verhinderung dieser
Bildung sind vbllig wertlos, und es bleibt nur das
Enthårten des Speisewassers mit Kalk und Soda
empfehlenswert.
O
Das Wassergas
Von Ingenieur Kayser, Kiel.
Seit etwas mehr als einem Jahrhundert kennt man
die Eigenschaft des uberhitzten Dampfes, sich
in der WeiBglut in seine Qrundstoffe, Wasser-
stoff und Sauerstoff, zu zerlegen; aber erst in der
neuesten Zeit hat man begonnen, diesen chemischen
Vorgang fur die Erzeugung von Wassergas technisch
zu verwerten, das wegen seines billigen Preises berufen
zu sein scheint, der Brennstoff der Zukunft zu werden.