Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 934
Bayerifche Subildums-handes-flusifellung 1906
Hr. 38
Grabbenkmalern und dergl. wurden in den letzten Jat,r=
zehnten des vergangenen Iahrhunberts und werden nod)
immer schonere Hrbeiten im Fichtelgebirge erzeugt) benn
nicht nur in tveihenstadt bearbeitet und schleist man
die schonen Steine, sondern uberall da, wo, wie in
Mnnchberg, Schwarzenbach, Bayreuth, Gefrees, Selb,
Ivunsiedel und an vielen anderen Grten Fabriken ent-
standen waren. Kutzer den eingangs erwahnten finlagen
danken jetzt Gebaude mit lveltrus, wie die Kolonnade am
Karlsbader Utuhlbrunnen, die Kunst-flkademie in Munchen,
das Vestibul des Reichstagsgebaubes und viele andere ihren
Schmuck der Fichtelgebirger Steinhauerei, wie aud) die Figuren
der meisten Krieger- und Ziegesdenkmaler, welche die Iahre
1870/71 hervorriefen, auf im Fichtelgebirge zugerichteten
Gesteinsblocken stehen. Der Ham-
burger Zollhasen und der Nord-
ostsee-Kanal verlangten grobere
aber exakte ftrbeit. Kuf diese
lveise wurde die Fichtelgebirger
Granitinbustrie stir die weitesten
Kreise von Ivichtigkeit.
Man Kann sich Kaum einen
graderen Kontrast denken, als
den, der aus den Veschauer wirkt,
der bewundernd und gehoben ein
Denkmal betrachtet und nach dem
Schicksale des Granitblackes fragt,
der in eleganter Politur und stil-
gerechter Form sich ihm prasen-
tiert. Es sind doch grundverschie-
dene Dinge, der einsame Ivald
und der Trubel der Gratzstabt,
die Moos- und Flechtenbecke und
die spiegelglatte, glanzende Poli-
tur, das lvaldesrauschen und der
schrille Ton des elektrischen Laut-
werks.
Datz der flufschwung und die
Tntwicklung dieser Industrie einen
erhohten Konsum von Steinen
und zwar einen ganz wesentlich
Burgstein im Fichtelgebirge.
erhohten zur Folge Hatte, bedars wohl Kaum der Tr-
wahnung. fiber an den Mutungsverhaltnissen war
nichts mehr zu andern. Die belehnten Flachen blieben
belehnt, da aber das Granitgebiet des Gebirges ein
viel zu ausgedehntes und das Material ein uberreiches
ist, so blieben, wie wir schon andeuteten, die „bergfreien"
Strecken fur nicht belehnte Unternehmer osfen, welche aller-
dings unter erschwerten Verhaltnissen zu arbeiten Haben,
wie die wenigen, glucklicheren Mutungsbesitzer. Das
bayerische Berggesetz von 1869 blieb aber nicht ganz ohne
Tinfluh.
Der Granit, den man von der Bayreuther Mark-
grafenzeit her als regales Gut angesehen hatte, wurde
freigegeben d. H. er fiel unter die Mineralien und Gesteins-
arten, welche jeder gewinnen Konnte, wenn er sich mit
dem Grundbesitzer auseinander gesetzt Hatte, fils solche
Grundbesitzer Kommen hauptsachlich der Staat und einige Ge-
meinden in Vetracht und der „Nicht-Kuxbesitzer" hat mit diesen
zu rechten. Hat er auf Staatsgrunb zu arbeiten, so bestimmt
jetzt genanntes Gesetz, dah er sowohl, wie der Kuxbesitzer
nicht mehr mit der Vergbehorbe, sondern mit der Forstbehorde
zu verhandeln hat, welcher man einer glucklichen Lingebung
solgend, von 1869 an die Steinbrud)e unterstellte. fiber es
bteibt ein ewiger Kamps zwischen Vehorden und Unternehmern,
welche auch der § 272 des i. 3. 1900 revidierten baye-
rischen Berggesetzes fur das Fichtelgebirg nicht aus der Ivelt
schaffen Konnte. Die Kuxbesitzer, sowohl wie die Nicht-
Kuxbesitzer, welch' letztere die Grunbbesitzer des gewonnenen
Materials nach kbm bezahlen, haben lediglich die ein-
gewiesenen Flachen auszunutzen und bekommen erst dann
neue eingewiesen, wenn die Ve-
horden die flusnutzung der Flache
anerkennen. Mit Necht verlangen
die Behorden ein moglichstes
hineingehen in die Tiese, was
aus recht naheliegenden Grunden
nicht nach dem Geschmacke der
Unternehmer sein Kann, in deren
Interesse es liegt, moglichst be-
quem gelegenes und moglichst
beguem auszunutzendes Material
zu erhalten. Haufig wird aller-
dings ubersehen, datz gerade am
Massiv, wir Kommen immer
wieder auf die Larven am Nurn-
berger Prinz-Negenten-Denkmal
zuruck, die schonsten Vlocke zu
gewinnen sind. Datz man bei dem
Gedanken, lediglich dem Ge-
schaftsinteresse zu dienen, manch-
mal zu weit ging, Grte von land-
schaftlich Hervorragender Be-
deutung und von Historischem In-
teresse nicht schonte oder ihnen all-
zunahe aus den Leib ruckte, barf
hier nicht verschwiegen werben.
Noch vor einem Iahrzehnte gab
es ir ber Presse scharfe Polemik unb es wirb jetzt allgemein
bankbar anerkannt, batz bie Koniglichen Vehorben bei aller
Riicksicht auf bas wichtige Gewerbe mehr wie fruher schutzenb
ihre hanb uber ben IValb- unb bie lanbwirtschaftlich schonen
Felsen Haltenb gegen ben Raubbau auftreten. fllle Uber=
griffe zu verhinbern, vermogen sie leiber nicht. Es
war haufig baburch gesunbigt worben, batz aus grbtzeren
Gesteinspartien bie brauchbaren Studie Herausgeschlagen
unb bas ubrige ber Vernichtung preisgegeben wurbe unb
batz riefige Schutt- unb Trummerhaufen, ber fibraum,
auf Flachen abgelagert wurben, welche recht wohl brauch-
bares Material boten, bas so unwieberbringlich verloren geht.
Der Granit lettet seinen Namen von bem lateinischen
Worte Granum b. i. Korn ab. Ts ist bas Prototyp eines
Kernigen Gesteins. Regellos lagern seine Vestanbtelle Felb-
spat, Glimmer unb (Yuarz burcheinanber unb wenn auch