Die Reklame Ihre Kunst Und Wissenschaft
Forfatter: Paul Ruben
År: 1914
Forlag: Hermann Paetel Verlag G.M.B.H.
Sted: Berlin
Udgave: 4
Sider: 359
UDK: 659.1
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Regeln des Reichsftrafgesetzbudies uber TäterfHiaft und Teilnahme, die
aucfi fur das Gebiet des Landesftrafredhtes zum mindeften fubfidiäre
Geltung haben und daher mangels befonderer landesgefetzlicher Vor-
fchriften hier anzuwenden find,1) kommen die Grandstilckseigentiimer, da sie
den Veranstaltungseffekt nicht herbeifdhren oder herbeifdhren helfen, als
strafrechtlich verantwortlich nicht in Frage. Selbst in dem extremen Fall,
dal) ein Grundftuckseigentumer bei Vermietung feines Landes pofitiv
wuBte, daB eine ein hervorragendes LandRhaftsbild verunzierende Tafel
zur Aufftellung gelangen wiirde, wäre er nicht als Täter, fondern hödiftens
als Gehilfe <§ 49 StGB.) anzufehen, da nach dem Verunftaltungsgefetz
die Hingabe des Landes noch keine Tatbeftandshandlung ilt. Da jedoch
das Gefetz die zu Ubertretungen geleiftete Beihilfe fur ftraflos erklärt,
gelangen wir zu dem Schlufle, daB eine Strafbarkeit eines Grundstucks-
eigentiimers allein durch die Zuverfugungsftellung des Terrains nicht ge-
geben wird. Sofern daher eine Polizeiverordnang den Grundstäckseigen-
tiimern als solehen eine strafrechtliche Verantwortang aas dem Veran-
staltungsgesetz aufburdet, verldfit sie den Boden des Gesetzes and ist
rechtsangilltig1} (ubereinftimmend fur das gleichliegende Badifäie Redit
Urteil des GroBherzoglich Badilchen Oberlandesgeridhts Karlsruhe vom
13. Juli 1912, Sr. 58/12). Spricht die Polizeiverordnung von »Befitzern«
fchlechthin, fo ilt darunter uberhaupt nicht der Grundftudtseigentumer, der
als Vermieter mittelbarer Befitzer <§ 868 BGB.> ift, fondern vielmehr der
unmittelbare Befitzer, das Reklameinftitut, zu verftehen.
Wenn ein Grundstuckseigentiimer dem Verlangen der Verwaltungs-
behörde zur Entfernung des Schildes nachkäme, fo läge — die fubjektive
Seite der Frage mag hier auBer Betracht bleiben — Sachbefchädigung vor,
da ihm irgend eine Berechtigung zur Zerftörung oder Bel&ädigung des
fremden Eigentums nicht zur Seite fteht. Das Gefetz bietet dem Ver^
mieter regelmäBig keine Handhabe zu einem eigenmäditigen Eingriff in die
x) Vergi. hieruber Frank StGB. 8. bis 10. Auflage, 1911, S. 5 und die dort zitierte Literatur.
2> VergL Schön, die Verordnungen in »Handbudi der Politik« 1912, Bd. 1, S. 301: »Eine weitere
Grenze, die dem möglidien Inhalte aller Polizeiverordnungen gezogen ift, ergibt fidi daraus, dafi
ihre Reditsvorfdiriften lediglidi auf Grund der gefetzlidien Ermäditigung verbindlidi find. Die
Polizeiverordnung darf daher keine Beftimmungen enthalten, die uber diefe Ermäditigung hinaus~
gehen, insbefondere, foweit die Ermäditigung nicht etwas anderes geltattet, keine Normen, die
mit ubergeordneten Reditsvorfdiriften in Widerfprudi ftehen.«
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