Die Lokomotive In Kunst-witz Und Karikatur
År: 1922
Forlag: Hannoverische Maschinenbau-Actien-Gesellschaft
Sted: Hannover-Linden
Sider: 170
UDK: 625.282(06) Han
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HANOMAG, HANNOVER-LINDEN
lerischen Schaffens gewählt wurde? Die Kunst soll
und will uns das Leben schildern, wie cs der Künstler
in und um sich empfindet und fühlt. Kunst ist Leben!
Warum nicht auch technisches Leben? „Welch enger
Zusammenhang zwischen Kunst und technischer
Arbeit von jeher bestanden hat, beweist die große
Kunstepoche Italiens im 15. und 16. Jahrhundert, die
mehrere großartig veranlagte Individuen aufweist,
die aber als Künstler und Techniker gleiche Höhe er-
reichten.“ (Max Kraft, das System der technischen
Arbeit). Liegt nicht auch in jedem fertigen techni-
schen Werke, in
einem hohen ge-
waltigen Brük-
kenbogen, in ei-
nem geräuschlos
hin- und herglei-
tenden Kran, in
einervieltausencl-
pfercligenDampf-
maschine etwas
Gefühlsmäßiges
und Bildhaftes?
Ist eine mächtige
Sclmellzugsloko-
motive,wiesiean
uns täglich vor-
bei braust, nicht
auch schön in
ihrer Art?
Nach denLehr-
sätzen der Ästhe-
tik ist ,,Schön-
heit vollendetste
Zweckmäßigkeit“. Diesem Grundsätze werden wohl
die meisten Lokomotiven der neueren Zeit gerecht;
Der Potsdamer Bahnhof in Berlin im Jahre 1838.
60G0
Quellenforschungen — Feldhaus.
denn alles Unzweckmäßige ist streng vermieden, alle
überflüssigen Zierformen fehlen ganz. Man hat sich
auch bemüht, die Größenverhällnisse der einzelnen
Teile, wie Kessel, Führerhaus, Räder, Schornstein,
Dampfdom usw. mit dem Gesamtbilde der Loko-
motive in zweckmäßigen Einklang zu bringen und
sie gegenseitig abzustimmen, so daß eine moderne
Lokomotive nur durchaus wohlgefällige und dem
Auge angenehme Abmessungen aufweist. Die ein-
fache, markige und kraftvolle Linie ihres langge-
streckten, schlanken Leibes verträgt kein Stangen-
unci Rohrgewirr, keine vermeidbaren und hemmenden
Aufbauten auf dem Kessel. Ruhe und Einfachheit
in der Form und der Linienführung gilt als oberste
Schönhcilsforderung. Jedes Rohr, jede Stange, die
nicht in der Richtung der Kcsselaclise verläuft, also
schräg oder senkrecht am Kessel herunterführt, stört
die Einheit und gleichmäßige Ruhe des Gesamtbildes.
Darum verlegt man, wenn es irgend zu ermöglichen
ist, solches Gestänge nach innen. Man strebt nach
ungebrochenen Flächen und ordnet alles Linienmäßige
so an, daß cs im Sinne der Bewegungsrichtung der
Lokomotive, also wagerecht liegt. So werden das für
das Zweckmäßige geschulte Auge des Technikers und
das Schönheit suchende des Künstlers in gleichem
Maße befriedigt.
In früheren Jahren hat man versucht, die Schön-
heit der Lokomo-
tiven durch aller-
hand schmücken-
(lenMessingziera t
und Herausbil-
den von schwung-
vollen, an dieZeit
des Rokoko erin-
nernden Formen
hervorzulieben
und zu betonen.
So gab es einst
im Betriebe der
Chicago - North-
Westernbahn der
Vereinigten Staa-
ten in den 70er
Jahren des ver-
gangenen Jahr-
hunderts eine An-
zahl künstlerisch
durchgebildcter
Lokomotiven*,
die mit ihren tändelnden Schmuck- und Zierformen
der Räder und Radkasten, des Schornsteins, des
Dampfdomes usw. unserem heutigen Scliönhcits-
empfinden durchaus nicht mehr entsprechen und
den Eindruck des Spielerischen, wenig Ernsthaften
hervorrufen, zumal beim Anblick einer solch zier-
lichen Lokomotive der feste Glaube an die Kraft
und sichere Zuverlässigkeit der Maschine vollkommen
* Interessant ist in diesem Zusammenhänge eine Be-
merkung der „Railroad Gazette“ v. 20. 4. 1883, S. 241:
„In view of the increasing interest taken in the esthetic
construction of dwellings and public buildings, it would
seem proper that there should be a reform in this direction
on the railroads.
In the architecture of station-houses there has been already
a praiseworthy beginning made through the revival of renais-
sance. As compared with these, locomotives and cars as now
made seem all the more lacking in taste; it seems urgently
necessary to introduce among these also the favorite style.“
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