ForsideBøgerDie Lokomotive In Kunst-witz Und Karikatur

Die Lokomotive In Kunst-witz Und Karikatur

År: 1922

Forlag: Hannoverische Maschinenbau-Actien-Gesellschaft

Sted: Hannover-Linden

Sider: 170

UDK: 625.282(06) Han

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Side af 170 Forrige Næste
HANOMAG, HANNOVER-LINDEN und darauf geachtet, daß im Zuge alles standesgemäß zugeht. Auch der Name „Zug“ hätte nur noch auf die jetzigen Stationen gepaßt, die in Wirklichkeit davon- ziehen. Der Eisenbahnzug dagegen hätte „Standort“, „Ständer“ oder „Stillstand“ genannt werden müssen, die Fahrgäste „Standespersonen“, der Vorzug „Vorstand“, der Gegenzug „Gegenstand“, der Eisenbahnunfall „Übel- stand“. Aus der Fahrzeit wäre die Ruhezeit, aus der Ruhezeit die Fahrzeit geworden. Leute aus Anhalt, die bei den heutigen Verhältnissen sehr dazu neigen, Ver- spätung zu machen, hätten die bes'cn Fahr- bzw. Standes- beamten abgegeben. An Stelle eines Fahrberichtes hätte man dann eine Standrede gehalten und, wenn jemand sich danach erkundigt hätte, wäre ihm nicht mehr die Route erläutert, sondern im Gegenteil der Standpunkt klargemacht worden. Den größten Vorteil hätten aber wir Fahrbeamten gehabt. Wir hätten uns nie mehr zur Fahrt einfinden müssen. Im Gegenteil, wir hätten unseren Dienst dadurch verrichtet, daß wir uns in den Ruhestand begeben hätten! Alle diese Hoffnungen sind durch Nottclmeycrs frühen Tod leider vereitelt und zunichte gemacht worden.“ Abb. 49 Er schwenkte noch seine Mütze und rief uns zu: 6103 „Fahrt lo .Das ,,s“ hörten wir schon gar nicht mehr, so schnell jagte er — bezw. jagten wir — davon. ,,Solche traurigen Erinnerungen dürfen uns jedoch nicht davon abbringen, daß' wir in unserem schweren Berufe auch viel Ergötzliches erleben. Mit besonderer Freude gedenke ich meiner Jägerzeit. Ich jagte nämlich einmal — weidgerecht und wacker. Nicht mit dem Schießgewehr und nicht mit dem Spieß, sondern mit der Lokomotive. Ja — mit dem Dampfroß jagte ich auf Edelwild! Längst war es mir bekannt, daß Hirsche und Rehe, wenn sie auf dem Geleise aufgeschreckt werden, schnur- stracks zwischen den Schienen weiterlaufen. Am Tage springen sie meist, knapp ehe sie überfahren werden, zur Seite. Bei Nacht aber sind sie förmlich im Bann der Lokomotivlaternen. Dann halten sie den Schienenstrang für den einzigen Weg, der ihnen offen ist und fürchten sich, seitlich in das Dunkel abzubiegen. Darauf baute ich meinen Plan, als ich nach Darmstadt abkommandiert war und die Züge Mainz—Aschaffenburg zu fahren hatte. Zwischen Kranichstein und Messel geht es bekanntlich durch den großherzoglichen Park. Geraume Zeit verging, bevor ich ein Wild — nicht schuß- gerecht, sondern lokomotivgerecht — in Sicht bekam. Bei Tage war so wie so kaum was zu machen, und bei Nacht schienen die großherzoglichen Rudel zu schlafen. Da — eines Nachts, als ich den Schnellzug fahre, sehe ich vor mir auf den Schienen im Mondschein einen kapitalen 62 Hirsch stehen, der höchst aufmerksam eine Laschen- verbindung studiert. Schnell habe ich meinen Heizer verständigt, er klettert vorn auf die Pufferbohle und blendet die beiden Laternen ab. Ich selbst pürsche mich mit dem ganzen Schnellzug so geräuschlos heran, daß der Hirsch nichts hört. Plötzlich bekommt das Tier Witterung, schreckt auf, ich pfeife, mein Heizer nimmt die Blenden von den Laternen und die Jagd beginnt. Der Hirsch legte gewaltig aus, so daß ich mit meiner 2/4 gekuppelten Maschine kaum folgen konnte. Es war unmöglich, das Tier bis Messel zu erlegen. Auf der Station Messel aber konnte der Hirsch mit Leichtigkeit, wenn er die Weichen- stellung nicht beachtete, in ein Seitengleis geraten und dann hatte ich das Nachsehen. Sofort kam mir ein guter Gedanke. Als wir durch Messel durchsausten, öffnete ich einfach die Zylinderhähne, rechts und links vom Hirsch blies ein Dampfstrahl vorbei, der ihn unbedingt auf dem richtigen Gleis halten mußte. Hinter Messel ging das Treiben weiter; bis Dieburg mufjte das Vieh zur Strecke gebracht sein, denn dort hatte ich mindestens eine Minute Aufenthalt. In dem Gefälle vor Dieburg gab ich Volldampf, meine Geschwindigkeit war sicherlich auf 100 km in der Stunde gestiegen und doch holte ich das Biest nicht ein. Plötzlich aber macht das Tier kehrt und rennt direkt in meine Maschine hinein; sofort wurde