ForsideBøgerKrupp 1812-1912

Krupp 1812-1912

Forfatter: Friedrich Krupp

År: 1912

Forlag: Friederik Krupp A. G.

Sted: Essen-Ruhr

Sider: 447

UDK: St.f. 061.5(43)Kru

Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr

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Side af 456 Forrige Næste
Reiffert&Co. in Bockenheim, ein paar Aufträge der Königlichen Münze in Berlin, ein paar Walzen für die rchwediPche Münze — Kleinigkeiten im Vergleich mit den Gefchäften der lebten Jahre — wurden je^t mit Freuden begrüßt. Der Llmfats vom Januar bis Juni 1848 betrug weniger als die Hälfte des Umfa^es in dem gleichen Zeitraum 1847. Doch ließ Alfred nichts unverfucht, um den Betrieb ohne weitere Einfchränkung aufrecht zu holten. In dem Bericht der EiTener Handelskammer für 1848 heißt es: «In Berück- fichtigung der Sachlage hatte die bei Effen gelegene Gußftahlfabrik unter den indu- ftriellen Anlagen wohl den fchwierigften Stand, und es kann deshalb nicht unerwähnt bleiben, daß die Arbeiten in derfelben in gleicher Ausführung fortgeführt wurden.» Von den irgend brauchbaren Leuten wurde keiner entlafTen. Während der März- Unruhen hielt man die Arbeiter, felbft wenn es keine Befchaftigung gab, in der Fabrik, um fie dem Nichtstun und den aufregenden Umtrieben des Straßenlebens zu entziehen. Alfred erinnerte fie an das traditionelle Zufammenhalten zwiPchen der Familie und den Werksangehörigen und warnte (ie, den Aufwieglern Gehör zu geben. «Sie können gut reden, fagte er, aber fehl einmal nach, wie es bei fblchen Leuten in der Familie aus- fieht.» Tatfächlich hat (ich kein Kruppfcher Arbeiter an den auch in EfTen vorgekommenen Straßenaufläufen beteiligt. Ak der Belagerungszuftand erklärt war, marfchierten fie abends in gerchloffenem Zuge unter Afcherfelds Führung in die Stadt und wurden durch das fonft verfchlonene Tor eingelaflen. Die Löhne wurden weiter gezahlt, als ob alles in Ordnung und in voller Tätigkeit wäre. Allerdings brachte Krupp damit ein großes Opfer, aber er brachte es dem Wohle der Arbeiter und der Zukunft der Fabrik. Es hielt fchwer, für 70 Arbeiter zu forgen, wenn faft nichts verdient wurde. Das Kapital, befonders die Banken, hielten fich ängftlich zurück. Die altangefehene Abraham Schaaff- haufenfche Bank in Köln ftellte im März ihre Zahlungen ein und wurde nur durch die Gründung des «A-Schaaffhaurenfchen Bankvereins» aufrecht erhalten. ÀuchHerftatt und Solling fcheinen verfagt zu haben, und Krupp war zuweilen darauf angewiefen, das Geld für die Löhnungstage in kleinen Beträgen und zu hohen Zinfen bei Bekannten zu entleihen. Jet^t zeigte fich derWert eines in 20jähriger Arbeit und Redlichkeit erworbenen makellofen Rufes. Als einmal alle Hilfsmittel eiTchöpft waren, tat Krupp entrchloffen den letjten Schritt. In einem der oberen Räume des dreiftöckigen Kaufes hinter der Karle- kammer, welches heute noch als Reft der erften Anlage inmitten der Fabrik fteht, ließ er durch den treuen und veiTchwiegenen Härtemeifter Borgmann das letzte Silberzeug der Familie einfchmelzen. Am 26. April 1848, an Alfreds 36.Geburtstag, brachte Afcher- feld die Barren zum Verkauf nach der Düffeldorfer Münze, um die Arbeiter auslöhnen zu können. Jener Raum wurde lange Zeit, vielleicht infolge diefes Ereignifles, die Silber- kammer genannt. Alfred Krupp felbft hat darüber nach 28 Jahren aus der Erinnerung be- richtet: «Geld war fürWechfel nicht zu haben, und da habe ich Löffel, Kannen, Sporen, Medaillen einfchmelzen Ia(Ten, und wie ein Wunder gefchah es, daß wir von dem Tage an vollauf Arbeit und Geld zur Dispofition hatten.» Das erwähnte «Wunder» beftand darin, daß im Mai endlich wieder ein lohnendes Gefchäft in Löffelwalzen zuftande kam und der Fabrik für die zweite Hälfte des Jahres Arbeit verfchaffte. Krupp war nach dem Scheitern der englifchen Anknüpfungen un- unterbrochen bemüht geblieben, in Frankreich, Spanien, Rußland, Polen, ja in Nord- und 105