Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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Werner eine der erften Kruppfchen Achfen und benoîte fie ohneWiffen und Beifein Krupps
zu Vergleichsproben neben feinen eigenen Achfen. Das Ergebnis diefer Proben verwertete
er durch ein Zirkular zu feinen Gunften. Dadurch wurde die Einführung der Kruppfchen
Gußftahlachfen über ein Jahr aufgehalten. Krupp erhob fofort in einem Rundfchreiben
Proteft gegen diefes Verfahren. Er erklärte, daß zähe, ungehärtete Achfen den gehärteten
unbedingt überlegen feien, und wies daraufhin, daß er (ich gegenüber der Köln-Mindener
Bahn zu einer Konventionalftrafe von 1000 priedrichsdor verpflichtet habe, wenn eine
feiner Achfen in fünfjährigem Gebrauch infolge von Fabrikationsfehlern bräche. Gleich-
zeitig erklärte er (ich bereit, feine Gußfiahlachfen zu einer unparteiiCchen Prüfung in Ge-
genwart von Eifenbahnfachleuten jedem andern Erzeugnis gegenüberzuftellen. Diefe
Proben fanden im Februar 1850 vor einer Kommiiïion deutfcher Eifenbahntechniker in
der Borfigfchen Fabrik zu Berlin ftatt. Die Prüfung erftreckte fich auf Gußfiahlachfen von
Krupp und Werner, auf DaelenfcheVerbundachfen aus der Horder Hütte und auf englifche
Patent-Bündelachfen. Die Überlegenheit der Kruppfchen Gußfrahlachfen, befonders
über die Achfen aus gehärtetem Gußftahl, wurde glänzend bewiefen. Nichtsdeftoweniger
empfahl die gleichzeitig in Berlin tagende Verfammlung deutfcher Eifenbahntechniker in
ihren «Grundzügen fürdieGeftaltung der Eifenbahnen» damals noch die englifchen Bün-
delachfen mit der Begründung, daß über die Gußftahlachfen bisher zu wenig Erfahrungen
vorlägen. Dadurch und durch den höheren Preis der Gußftahlachfen ließen fich die mei-
ften Verwaltungen noch zurückfchrecken. Erft nach und nach wurde die längere Dauer
und größere Betriebsficherheit des Gußftahls auch an diefen Stellen richtig bewertet. —
Immerhin war die Überlegenheit des Gußftahls für die Fachwelt bewiefen. Die Köln-
Mindener Eifenbahn erteilte Krupp im Juni 1850 ihren erften großen Auftrag auf325Wa-
genachfen unter fünfjähriger Garantie, und damit nahm deren fabrikmäßige Herftellung
ihren Anfang. Bisl857 bezog diefe Eifenbahn von Krupp über 2800Wagen-,Tender- und
Lokomotivachfen, d. h. 54 Proz. aller bis dahin von ihm gelieferten Eifenbahnachfen. —
Langfam und meift mit kleinen Probebeftellungen folgten die übrigen deutlchen Bahnen
nach. Die Berlin-Anhaltifche Eifenbahn, die badifchen, fächfifchen und öfterreichifchen
Bahnen gehörten zu den früheften regelmäßigen Beftellern.
Die erften größeren Achfenaufträge gaben den Anlaß zum Bau einer neuenWerkftatt,
die im Sommer 1853 in Betrieb genommen wurde. Es war ein ftattlicher mehrftöckiger
Bau, der anfangs mit einer 40pferdigen Dampfmafchine und mit zahlreichen Drehbänken
befett wurde. Auch die meiften Bearbeitungsmarchinen aus derWerkftatt in dem aus dem
Jahre 1819 flammenden Schmelzbau wurden nunmehr hierher überführt, und der alte Bau
ganz feinem urfprünglichen Zweck, derTiegel- und Stahlfabrikation, zurückgegeben. Am
8.Mai1853 wurde in der noch leeren Etage der neuen Werkftatt im Beifein allerWerksange-
hörigen dieVerlobungsfeierAlfred Krupps begangen. Die Belegfchaft derneuenWerkftatt
wuchs in wenigen Jahren von 80 auf 300 Mann; die erften Drehbänke für nahtlofe Rad-
reifen, für fchwere Kurbelwellen und für Eifenbahnradfä^e, die erfte hydraulifche Prefle
zum Aufpreffen der Räder auf die Achfen, die erften Kanonenbohrbänke ufw. fanden hier
nach und nach Auf ftellung. Nachdem feit 1858 allmählich mehrereWerkftätten für Spe-
zialzweige entftanden waren, erhielt die ältere den Namen der 1. Mechanifchen Werkftatt
und hat ihn, durch Anbauten mehrfach vergrößert, bis zu ihrem Abbruch im Jahre 1907