Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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Verfuchsergebniffe hatte ihn in eine Stimmung verfemt, in der er nahe daran war, die
Gefchütjfabrikation ganz aufzugeben. So fchrieb er noch zu Anfang 1859 an einen han-
noveiTchen Offizier: «Es ift daher wohl wahrfcheinlich, daß ich, nachdem ich die Ehre
teuer genug erkauft habe, die Fabrikation folcher Gefchü^e ganz einftellen werde»; und
um diefelbeZeit Tagte er in einem Brief an den Oberftleutnant Orges in Braunfchweig:
«Durch jene Probelieferung wurde nicht bezweckt, einen neuen pabrikationszweig hier
dauernd und in großenVerhältniffen einzuführen, fondern Fortfchntte und Anerkennung
zu erlangen, welche für die wefentliche Aufgabe des hiefigen Betriebes, die Fabrikation
von FriedenserzeugnifTen, verwertet werden Collen.» Seinem BerlinerVertretergab Krupp
damals dieWeifung : «Sie mögen das Kriegsdepartement befuchen, ohne (ich aber im Ent-
fernteften um deffen Aufträge zu bewerben, im Gegenteil, um meine wirkliche Anficht zu
vertreten, und um gelegentlich meine Erklärung anzuführen, die ich vor kurzem nach
Frankreich definitiv abgegeben habe, daß ich die wenig lohnende Gerchüt^fabrikation
einzuftellen beabfichtige, nachdem der Zweck der Probelieferungen erfüllt fei, und daß
ich eine Lieferung für Frankreich gar nicht mehr übernehmen würde, feitdem die Möglich-
keit vorhanden ift, daß die Mündungen einmal gegen Preußen gerichtet werden könnten.
Nur Beftellungen von MafTen, worunter etwa 1000 Gefchü^e zu verftehen find, könnten
den geringen finanziellenWert, den ich der Gelchütjfabrikation beimefTen muß, einiger-
maßen infofern heben, als dadurch eine längere fortlaufende Arbeit entfteht.» Wenige
Monate fpäter erfolgte aber die erfte große preuOifche Beftellung, und mit ihr kam die
entfcheidende Wendung in der Entwicklung der Fabrik auf diefem Gebiete. Es konnte
damit gerechnet werden, daß der errungene Erfolg bald andere Beftellungen nach (ich
ziehen, und daß jedenfalls auch fertige Rohre in größerem Umfange verlangt werden
würden. Die Fabrik konnte deshalb nicht dabei ftehen bleiben, im wefentlichen nur die
Stahlblöcke zu Gefchü^rohren zu liefern. Die erfte Maßnahme mußte alfo jetjt fein, das
Werk rafch auf die Herftellung fertiger Gefchü^e in größerer Zahl einzurichten. Die
erften Kanonen waren in der!852 erbauten l.MechanifchenWerkftatt hergeftellt worden,
in deren Obergefchoß feit 1855 befchränkte Einrichtungen für diefen Zweck getroffen
wurden. Krupp hatte (ich die entCprechenden Werkzeugmarchinen größtenteils felbft
gePchafFen und vor allem eine Anzahl feiner älteren Drehbänke für die Bearbeitung von
Gefchü^rohren eingerichtet. Das Ausbohren der Seele aus den harten Gußftahlblöcken
war eine fchwierige Arbeit, die anfänglich nicht ohne Mißerfolg und Verlufte vor fich
ging. Aber Krupp nu^te die dabei gemachten Erfahrungen fo gut aus, daß er fpäter der
Spandauer Gefchü^gießerei und den BerlinerWerkftätten, die mit der Bearbeitung von
Gußftahlrohren betraut wurden, wertvolle Winke für diefe damals ungewohnte Arbeit
geben konnte. Für größere Aufträge konnten natürlich diefe anfänglichen Hilfsmittel nicht
in Betracht kommen: 1859 wurden eine doppelte Kanonen-Bohrbank, eine doppelte
Schildzapfen-Fräsbank und mehrere Kanonen-Schmirgelbänke aufgeftellt;1860 folgte
u. a. eine englircheVerrchlußloch-Bohrbank. In diefem Jahre wurde auch der Bau der
erften Kanonenwerkftatt begonnen, die 1861 teilweife in Betrieb kam und Tchon 1862 voll
befett wurde. Hier kamen außer einem größeren Beftandevon Dreh-, Bohr- und fräs-
maCchinen die erften Ziehbänke zur Aufftellung, die teilweife fertig bezogen, teils in der
eigenen Fabrik gebaut wurden. Sie arbeiteten anfangs nur mit einem Mefler, durch
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