ForsideBøgerKrupp 1812-1912

Krupp 1812-1912

Forfatter: Friedrich Krupp

År: 1912

Forlag: Friederik Krupp A. G.

Sted: Essen-Ruhr

Sider: 447

UDK: St.f. 061.5(43)Kru

Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr

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Side af 456 Forrige Næste
Zunächft handelte es fich darum, den Zementierprozeß, bei dem die Umwandlung des Eifens in Stahl fehrlangfam erfolgt, durch ein fchnelleres und billigeres Verfahren zu erfetjen. DieVerfuche, Gußftahl aus wohlfeilerem Stoff, befonders aus Roheifen oder direkt aus Erzen, zu fchmelzen, hatten ja nie ganz geruht, Condern waren von den verfchiedenften Hüttenleuten zu allen Zeiten und mit wechfelndem Erfolge fortgefe^t. LI. a. hatte auf der Loher Hütte bei Kreuzthal, mit der fpäter Alfred Krupp in der Frage des Stahlpuddelns nähere Beziehungen anknüpfte, der KgLHütteninfpektorStengel andauerndeVerfuche ge- macht, um nach denVorfchlägen des berühmten Oberbergrats Karften durch Zufammen- Ichmelzen von Spiegeleifen und Schmiedeeifen Gußftahl zu erzielen. Praktifch nutzbare Erfolge wurden weder hier noch anderswo erzielt. Auch bei Krupp war feit 1848 ziemlich viel mit Einfä^en verfchiedener Art, meift mit Frifchfeuerftahl, zeitweife auch mit Spiegel- eifen und fchwedifchem Eifen, gearbeitet worden, daneben aber immer noch dasVerfahren der Zementation als Grundlage beibehalten. Einen entfcheidenden Umfchwung brachte erft die Einführung des Puddelftahls als Einfa^material mit fich, die 1852 verfuchsweife begann und in wenigen Jahren den Zementierprozeß in derGußftahlfabrik endgültig ver- drängte. Das Puddelverfahren, d.h. das prifchen des Roheifens im Flammofen unter be- ftändigem Ilmrühren (Puddeln) mit eifernen Haken, war ja eine alte englifche Erfindung und hatte (ich feit einem halben Jahrhundert über alle eifenerzeugenden Länder verbreitet Auch in Deutfchland wurde hervorragend gutes Puddeleifen erzeugt und zu den meiden Produkten von ftarker Beanfpruchung, z.B. Mafchinenteilen, Achfen, Rädern, Eifenbahn- Cchienen u.dgl. verarbeitet. Die Beftrebungen, auf dem Felben Wege guten Stahl hervor- zubringen, hatten ebenfalls in England begonnen, hier aber zu keinem Erfolge geführt. Erft deutfchen Hüttenleuten gelang es in den 40er Jahren, diefe Aufgabe zu löfen. Beim Stahlpuddeln darf der Frifchprozeß, der in der Entkohlung des Roheifens durch die Ofen- gafe und die fauerftoffreiche Schlacke des Puddelofens befteht, nicht ganz bis zu Ende getrieben, Condern muß rechtzeitig abgebrochen werden, wenn das Eilen noch einen be- ftimmten, ziemlich hohen Gehalt an Kohlenftoff befiel. Gefchicklichkeit und Erfahrung imVerein mit einem geeigneten Rohmaterial find dabei dieHauptbedingungen eines guten Gelingens. Das fog. «Rohftahleifen», ein Puddeleifen von fehr geringem Phosphor- und Schwefelgehalt, bewährte fich nach vielenVerfuchen am heften für die Erzeugung eines guten, gleichmäßigen Puddelftahls. In den kleinen Hüttenbetrieben des Ruhr-und Sieger- landes waren diele Bedingungen in hohem Maße gegeben, und fo nahm der Puddelftahl zuerft von hier aus feinen Weg in die Induftrie. Die LondonerWeltausftellung im Jahrel851 zeigte die deutrchen Erfolge in der Puddelftahlfabrikation, die lebhaftes Auffehen erregten und zu allgemeiner Nachahmung anfpornten. Nicht nurauslândifche, fondern auch deut- Cche Betriebe, die das Stahlpuddeln vorher nicht kannten, haben es feit diefer Zeit ein- geführt. Zu diefen Betrieben gehörte auch die damals im Befi^ des preußifchen Staates befindliche Loher Hütte im Siegerland, wo feit dem Anfang der 50er Jahre Puddelftahl erzeugt wurde. Es wurden an Stelle des alten Loher Hammers fürHolzkohlen-Frirchftahl zwei Puddelöfen erbaut, und feit 1853 lieferte die Loher Hütte ihre ganze Produktion an Puddelftahl an die Gußftahlfabrik. — Krupp hatte dieVerfuche, denPuddelftahl anftatt des Zementftahls zumTiegeleinfatj zu nehmen, fchon vorher mit Unterftü^ung Ardierfelds be- gonnen und zu verfprechenden Erfolgen geführt. Der Stahl wurde anfangs in wechfelnder